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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hängen. »Natürlich nicht! Die beiden müssen ja jetzt schon über zwanzig sein. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, wirklich nicht.«
    Hester schüttelte rasch den Kopf. »Nein, natürlich nicht, Mr….«
    »Walcott, Henry Walcott, Ma’am.«
    »Hester Latterly«, erwiderte sie. »Aber ich kenne Martha Jackson, Samuels Schwester. Ich kenne sie ziemlich gut.«
    Mr. Walcott schüttelte den Kopf, und der Wind zerzauste ihm das dünne Haar.
    »Ich hab’ Sam immer gut leiden können. Er war ziemlich aufbrausend, unser Sam, aber herzensgut, wenn Sie wissen, was ich meine. Hat seine beiden kleinen Mädchen geradezu überschwänglich geliebt.«
    »Sie haben eine schlimme Zeit durchgemacht nach seinem Tod«, sagte Hester. »Aber wir haben sie gerade eben gefunden und zu Martha gebracht. Von jetzt an werden sie es besser haben. Sie leben in einem sehr guten Haus bei einem Offizier aus der indischen Armee. Er wurde während des Aufstands schwer verletzt und hat Narben im Gesicht davongetragen, sodass man die beiden dort nicht misshandeln oder verhöhnen wird.«
    »Ich freue mich richtig, das zu hören«, strahlte Mr. Walcott sie an. »Sie und Ihr Mann sind echte Christenmenschen. Gott segne Sie beide.«
    Die Farbe auf Hesters Wangen war zu kräftig, als dass man sie allein dem Wind zuschreiben konnte, aber sie protestierte nicht. »Vielen Dank, Mr. Walcott.«
    Monk verspürte ein seltsames Ziehen in der Brust, aber auch er erhob keine Einwände. Es gab Wichtigeres und weitaus Drängenderes.
    »Sie sind sehr freundlich, Mr. Walcott«, antwortete er und neigte höflich den Kopf. »Da Sie Samuel kannten; würden Sie vielleicht die Güte haben, uns ein paar Fragen zu beantworten. Wir wüssten zum Beispiel gern, wie er gestorben ist. Martha ist immer noch nicht ganz darüber hinweggekommen. Vielleicht würde es ihr ein wenig Trost schenken, wenn sie mehr darüber wüsste…«
    Walcotts Miene verdüsterte sich, und er biss sich auf die Lippen. »Es kam sehr plötzlich. Sehr plötzlich.« Er schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich gibt’s nicht viele gute Arten zu sterben, aber Blutungen haben mir immer besondere Angst gemacht. Der arme Sam hat furchtbar geblutet.«
    »Was sagte der Arzt über die Ursachen dieser Blutung?« , fragte Hester hastig.
    Mr. Walcott schüttelte erneut den Kopf. Der Wind war heftiger geworden, und seine Hände, in denen er die Narzissen hielt, wurden langsam weiß.
    »Ich hab’ nie was gehört. Ich kann nicht mal sagen, ob der Doktor es selbst genau gewusst hat«, antwortete er auf Hesters Frage.
    »Wer war denn damals der Arzt?«, hakte Hester nach. Sie versuchte erfolgslos, ihrer Stimme einen beiläufigen Ton zu geben. Aber wenn Mr. Walcott ihre Erregung bemerkte, so nahm er sie nicht zur Kenntnis.
    »Das wird bestimmt Dr. Loomis gewesen sein.«
    »Wo könnten wir ihn finden?«, fragte Monk.
    »Oh…« Mr. Walcott dachte einen Augenblick nach. »Hm… Er war damals schon nicht mehr ganz jung. Er lebte in der Charlwood Road, daran erinnere ich mich noch genau. Hübsches Haus mit einem großen Weißdorn im Vorgarten. Im späten Frühling riecht er ganz wunderbar, dieser Baum. Müsste jetzt etwa noch einen Monat dauern, auch wenn’s aussieht, als würd’s noch mal Schnee geben.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Monk aufrichtig. »Sie haben uns sehr geholfen, Mr. Walcott.« Er reichte dem anderen die Hand.
    Walcott schüttelte sie. »War mir ein Vergnügen, Mr. Latterly.«
    Monk zuckte leicht zusammen, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ma’am.« Mr. Walcott verbeugte sich vor Hester, und sie erwiderte sein Lächeln, obwohl sie sich auf die Lippen beißen musste, um nicht laut aufzulachen. Und die ganze Zeit über hatte sie Tränen in den Augen, obwohl Monk nicht sagen konnte, weshalb: War es Mitleid mit Samuel Jackson oder mit Mr. Walcott, der mit den Blumen in seinen eiskalten Händen dastand, um sie auf das Grab eines geliebten Menschen zu legen - oder vielleicht war es auch nur der Wind.
    Er nahm ihren Arm, und sie gingen durch die Reihen der Grabsteine zurück, bis sie wieder auf die Straße kamen, wo sie nach links in Richtung Charlwood Road abbogen. Ein Gutteil des Wegs legten sie schweigend zurück.
    Schließlich erreichten sie ihr Ziel in der Charlwood Road: das Haus mit dem alten, wild wuchernden Weißdorn - dessen Äste über den Zaun hinaus und bis zur Haustür reichten.
    »Das muss es sein«, sagte Hester. »Was sagen wir denn jetzt?«
    »Die Wahrheit«, antwortete er. »Ich

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