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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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lächelte ihn an.
    »Mr. Monk… ich - ich kann Ihnen nicht…« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß einfach nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie sind… der beste Mann, den ich kenne. Ich hätte nie wirklich geglaubt, dass es möglich wäre… aber Sie haben die beiden gefunden. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr geben…« Sie war offensichtlich sehr verlegen, weil sie nichts besaß, um ihn angemessen zu entlohnen.
    »Ich brauche keine weitere Bezahlung, Miss Jackson«, sagte er, ohne darüber auch nur nachzudenken. »Sie haben mir bereits genug gegeben, um all meine Unkosten zu decken.« Das stimmte nicht ganz, aber doch annähernd.
    Sie zögerte.
    »Nur den Tee, den hätte ich gern noch«, fügte er hinzu.
    Sie fasste sich wieder und schenkte ihm sofort eine Tasse ein.
    »Geht es den beiden gut?«, fragte er.
    »O ja«, murmelte sie. »O ja… es wird ihnen gut gehen. Alle sind so freundlich. Sie haben schon Kleider und Stiefel für sie herausgesucht. Tillie hat Phemie eins von ihren Kleidern gegeben, und Agness hat eins für Leda gefunden, und dazu sogar einen Unterrock mit Rüschen. Sarah hat ihnen beiden Strümpfe geschenkt.« Sie blinzelte. »Und sie hat auch schon Decken und Laken für sie herausgesucht und entschieden, welches Zimmer am besten geeignet wäre. Sie sollen zusammenbleiben für den Fall, dass sie sich einsam fühlen oder Angst bekommen. Und dann ist Mrs. Perdita heruntergekommen, und sie war sehr nett zu ihnen. Sie sagte, die beiden dürften für immer hier bleiben!«
    Monk erwiderte ihr Lächeln. »Ich weiß.«
    Sie zögerte einen Moment, entschuldigte sich dann und eilte in die Küche und zu all der Aufregung zurück.
    Monk nippte an seinem Tee.
    »Ich frage mich, was passiert wäre, wenn Samuel Jackson nicht hätte sterben müssen…«, bemerkte Hester nachdenklich.
    »Sie hätten ein normales Leben geführt; ihre Mitmenschen hätten sie verspottet, und vielleicht hätten sie eine Arbeit gefunden«, antwortete er. »Vielleicht auch nicht. Ihr Vater hätte sie geliebt und ihnen möglicherweise Lesen und Schreiben beigebracht. Aber er ist eben gestorben, daher spielt das heute keine Rolle mehr. Das lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Die beiden werden es hier gut haben.« Er sprach mit großer Zuversicht. Alle hier versuchten, ihnen zu helfen, und waren sogar bereit, ihnen von dem wenigen, das sie selbst besaßen, etwas abzugeben.
    »So habe ich es nicht gemeint.« Hester runzelte die Stirn; sie hörte ihm kaum zu. »Man hätte sie ausgelacht, nicht wahr? Ich meine, es wäre schwer für sie alle gewesen, für ihre ganze Familie… für Dolly Jackson.«
    »Natürlich. Aber sie hat ja sehr gut für sich selbst gesorgt! Sie ist eine wohlhabende Dame der besseren Gesellschaft, schön und angesehen, und hat einen Ehemann, der sie liebt, und eine schöne Tochter, von der niemand außer uns weiß, dass sie nicht ihr Kind ist.«
    »Genau«, pflichtete sie ihm bei und sah ihn durchdringend an.
    »Hester…?« Ein Verdacht kristallisierte sich heraus.
    »Woran ist er gestorben?«, fragte sie leise.
    »Es war eine Blutung… eine Magenblutung.«
    »Was hat die Blutung verursacht?«
    »Ich - ich weiß es nicht. Eine Krankheit?« Sein Mund war plötzlich trocken.
    »Wie günstig für Dolly Jackson«, sagte Hester und sah ihn dabei sehr direkt an.
    Er setzte seine Tasse ab. »Gift?«
    »Keine Ahnung. Aber ich möchte es herausfinden. Sie nicht auch?«
    »Ja…. und ich werde es herausfinden.«
    »Ich komme mit…«
    »Ich weiß nicht, ob - ich weiß nicht, was…«, begann er.
    »Ich kann Ihnen dabei helfen.« Ihr Gesicht verriet Entschlossenheit. »Wir fangen morgen an. Wenn ich es Gabriel mitteile, wird er darauf bestehen.« Sie erhob sich.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mitkommen sollten. Möglich, dass wir uns irren.«
    Sie sah ihn herausfordernd an. »Wir werden Geld brauchen. Ich habe keins. Und Sie?«
    »Ich auch nicht.« Er war zu müde, um mit ihr zu streiten.
    Außerdem hatte sie Recht.
    »Dann wäre das also geklärt. Ich werde mit Gabriel darüber reden, und er wird uns etwas Geld zur Verfügung stellen. Wir fangen morgen an - ganz früh!« Sie zog die Nase kraus und warf ihm noch einen letzten Blick zu, bevor sie ihre Röcke raffte und aus dem Zimmer rauschte. Er hörte ihre Absätze hell und flink durch den Korridor klappern.
    Sie begannen sehr früh am folgenden Tag. Es war ein stürmischer Frühlingsmorgen, und sie saßen um halb acht bereits in einem Hansom, der sie nach

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