Tödliche Therapie
Stunden kann einer zu ihr hinein, und das ist natürlich Mama.“
Ich kramte in meiner Handtasche nach den
Autoschlüsseln, als wir auf dem Gang lautes Geschrei hörten, das sich dem Wartezimmer
näherte. Fabiano stürmte herein, gefolgt von einer Schwester. In der Tür blieb
er stehen und wandte sich mit einer theatralischen Geste an die Schwester. „Ja,
da ist sie, die feine Familie meiner Frau, meiner Consuelo, und hält sie vor
mir versteckt.“ Er stürzte sich auf mich. „Du! Du Miststück! Du bist die schlimmste von allen! Du hast dir das Ganze
ausgedacht. Du und diese jüdische Ärztin!“
Paul packte ihn am Kragen. „Entschuldige dich bei
Vic und dann verschwinde auf der Stelle. Deine Visage wollen wir hier nicht
sehen.“
Fabiano ignorierte Pauls Arm und schrie mich weiter
an. „Meine Frau wird krank. Sie stirbt fast. Und du bringst sie weg. Bringst
sie weg, ohne mir auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Und ich erfahre davon
erst durch Hector Munoz, nachdem ich euch stundenlang gesucht habe. Ihr wollt
uns nur auseinanderbringen. Ihr meint, ihr könnt mir was vormachen! Sie ist überhaupt
nicht krank! Das ist alles erstunken und erlogen! Ihr wollt uns nur
auseinanderbringen.“
Er widerte mich an. „Ja natürlich, Fabiano, du
machst dir furchtbare Sorgen. Es ist fast neun Uhr. Du hast sieben Stunden
gebraucht, um die zwei Meilen von der Fabrik hierherzugehen. Oder bist du
heulend am Straßenrand gesessen und hast gewartet, bis dich jemand mitnimmt?“
„So wie er stinkt, war er in irgendeiner Kneipe“,
meinte Diego.
„Was willst du damit sagen? Was weißt du denn?
Alles, was ihr wollt, ist, mich und Consuelo auseinanderzubringen. Und mir mein
Kind vorenthalten.“
„Das Baby ist tot“, sagte ich. „Consuelo geht es
sehr schlecht. Du kannst sie nicht sehen. Du fährst besser nach Chicago zurück
und schläfst deinen Rausch aus.“
„Ja, das Baby ist tot - du hast es umgebracht. Du
und deine gute Freundin Lotty. Ihr seid froh, daß es tot ist. Ihr wolltet, daß
Consuelo abtreibt. Und als sie nicht wollte, habt ihr sie reingelegt und das
Baby umgebracht.“
„Paul, schaff ihn raus“, forderte ihn Carol auf.
Die Schwester, die unsicher in der Tür stand, griff
jetzt so energisch wie nur möglich ein. „Wenn Sie sich nicht sofort beruhigen,
werden Sie alle das Krankenhaus verlassen müssen.“
Fabiano hörte nicht auf zu schreien und sich zu
wehren. Ich nahm seinen linken Arm, und zusammen mit Paul zerrte ich ihn durch
die Tür und den Korridor zum Haupteingang hinunter an der Aufnahme und an Alan
Humphries Büro vorbei.
Fabiano brüllte weiter und warf mit Obszönitäten um
sich; kein Wunder, wenn er ganz Schaumburg aufgeweckt hätte. Ein paar Leute
kamen auf den Flur, um sich das Theater anzusehen. Zu meinem Erstaunen tauchte
auch der höchst verärgert dreinblickende Humphries auf, von dem ich angenommen
hatte, daß er sich mittlerweile auf seiner Segelyacht oder in einem Nobelrestaurant
befand.
Bei meinem Anblick stutzte er. „Sie? Was geht hier
vor?“
„Das ist der Vater des toten Babys. Er kommt vor
Schmerz fast um“, keuchte ich.
Fabiano schrie nicht mehr. Er sah Humphries
verschlagen an. „Sind Sie hier verantwortlich, Gringo?“
Humphries zog die gezupften Augenbrauen in die
Höhe. „Ich bin der Verwaltungsdirektor, ja.“
„Mein Baby ist hier gestorben, Gringo. Das ist doch
'nen Haufen Geld wert, oder? Die wollen mich hier rausschaffen, weil ich meine
Frau sehen will.“
„Los“, drängte ich Paul. „Raus mit dem Dreckskerl.
Entschuldigen Sie die Störung, Humphries.“
Humphries winkte. „Nein, nein, das ist schon in
Ordnung. Ich verstehe. Das ist nur normal, daß er sich so aufregt. Kommen Sie
mit mir, Mr. -?“
„Hernandez.“
Fabiano grinste.
„Mach was du willst, Fabiano, meinetwegen sprich
mit ihm. Du mußt wissen, was du tust“, warnte ich ihn.
„Genau“, pflichtete Paul bei. „Wir wollen dich hier
nicht mehr sehen. Ich will dich überhaupt nie wieder sehen, Dreckskerl. Comprendes?“
„Und wie komm ich nach Chicago zurück?“ empörte
sich Fabiane „Ihr müßt mich mitnehmen. Ich hab kein Auto, Mann.“
„Du kannst zu Fuß gehen“, zischte ihn Paul an.
„Vielleicht haben wir Glück und ein Lastwagen überfährt dich.“
„Keine Sorge, Mr. Hernandez, wir werden dafür sorgen,
daß Sie nach Hause kommen, nachdem wir miteinander gesprochen haben.“
Humphries war wirklich aalglatt. Paul und ich beobachteten, wie er Fabiano
höchst
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