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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Die Arbeit mit
Metall und Steinen macht Muskeln. Und jemand mit starken Armmuskeln hat
Tregiere erschlagen.“ Er schob ein paar grelle Fotos über den Tisch, auf denen
ein Mann mit eingeschlagenem Kopf zu sehen war.
    Lotty studierte sie eingehend und reichte sie dann
mir. „Ein Geistesgestörter“, sagte sie ruhig. Falls er sie hatte schockieren
wollen, hatte er die falsche Methode gewählt. „Wer immer das getan hat, war
wahnsinnig vor Wut oder ein Tier. Auf keinen Fall Tessa.“
    Was zerschmetterte Leichen angeht, habe ich nicht
Lottys Nerven aus Stahl, obwohl ich während meiner Zeit als Verteidigerin
viele solche Fotos gesehen habe. Ich studierte die Bilder genau, suchte nach -
was? Die Schwarzweißvergrößerungen ließen auf grauenerregende Weise die linke
Hälfte des Hinterkopfes - eine formlose Masse - und die verdrehten Schultern
erkennen; zudem sah man Blutspuren auf dem unebenen Holzfußboden - Malcolm
hatte nur ein paar kleine Teppiche, keinen dicken Teppichboden.
    „Wurde er ins Wohnzimmer gezogen?“ fragte ich
Rawlings.
    „Ja. Er kochte gerade, als sie kamen. Sie kennen
diese Wohnungen - wenn man rein will, bricht man die Küchentür auf. Genau das
haben sie getan.“ Er zeigte uns andere Fotos mit der aufgebrochenen Küchentür
und der Küche, in der überall Reis klebte. Zweifellos hätten Gervase Fen oder
Peter Wimsey sofort den entscheidenden Hinweis auf den Fotos erkannt und den
Mörder dingfest gemacht. Ich sah nur einen Trümmerhaufen.
    „Fingerabdrücke? Irgendwelche Spuren?“ fragte ich.
    Rawlings lächelte freudlos und entblößte dabei eine
Goldkrone. „Diese kleinen Ratten tragen heuzutage alle Handschuhe. Sie können
nicht lesen, aber das lernen sie im Fernsehen. Wir werden unsere Informanten
in die Mangel nehmen. Sie sind die einzigen, die uns weiterhelfen können, wenn
wir einen von ihnen auftreiben.“
    „Wieviele, glauben Sie, waren in der Wohnung?“
    „So wie es aussieht, zwei.“ Er nahm mir die Fotos
ab und holte ein anderes, auf dem das Gemetzel im Wohnzimmer zu sehen war.
„Dreckskerl Nummer eins stand hier“ - er tippte mit seinem dicken Zeigefinger
auf die rechte Fotohälfte - „in Turnschuhen Marke Adidas Größe vierundvierzig.
Hat den Abdruck auf Reis hinterlassen, den er sich in der Küche an den Schuh
geklebt hat. Dreckskerl Nummer zwei hat größere Füße, hat uns aber den Namen
der Schuhfirma nicht bekanntgegeben.“
    „Also verdächtigen Sie Tessa Reynolds nicht,
Detective.“
    Das Gold blitzte wieder auf. „Aber, Ms. Warshawski,
Sie sind Rechtsanwältin, Sie müßten's eigentlich besser wissen. Im Augenblick
verdächtigen wir jeden. Sogar Sie und die Frau Doktor.“
    „Nicht sehr witzig, Detective.“ Lottys dicke
Augenbrauen gingen verächtlich in die Höhe. „Meine Patienten warten auf mich.
Noch etwas?“ Sie schwebte aus dem Zimmer, sichtlich verärgert.
    Ich folgte ihr langsam, in der Hoffnung, Rawlings
würde noch etwas sagen. Was er dann äußerte, war nicht besonders hilfreich.
„Ein wahrhaft kaltblütiges Frauenzimmer. Nicht das leiseste Wimpernzucken beim
Anblick einer Leiche, bei dem mir schlecht wird. Hoffentlich behandelt sie ihre
Patienten gut; nicht daß sie einer mal umlegt.“
    Was das betraf, stimmte ich ihm zu, sagte aber:
„Wenn Sie jemals eine Kugel abbekommen, Rawlings, sorgen Sie dafür, daß man Sie
zu Dr. Herschel bringt - bei ihr springen sie von allein heraus.“ An der
Eingangstür holte ich Lotty ein. Schweigend gingen wir zum Wagen.
    Auf der Rückfahrt fragte Lotty: „Was meinst du?“
    „Du meinst, ob sie die Mistkerle finden werden?
Unwahrscheinlich. Jetzt hängt alles davon ab, wieviel sie aus ihren Informanten
rauskriegen, wieviel Angst sie ihnen einjagen müssen, um sie zum Reden zu
bringen. Das einzige, was du tun kannst, ist, zu Hatcher zu gehen und ihn zu
veranlassen, über das Krankenhaus Druck auf die Polizei auszuüben, damit sie
wirklich gute Leute auf den Fall ansetzen. Es sieht ganz nach einem
stinknormalen Einbruch aus, und die einzige Möglichkeit, den aufzuklären, ist
routinemäßiges Vorgehen.“
    „Fabiano?“
    „Ich weiß, ich weiß. Carol und Paul sind der
Meinung, daß der Macho in ihm die Oberhand gewonnen und daß er Malcolm
umgebracht hat, um zu beweisen, daß er ein richtiger Mann ist, der seine Frau
beschützen kann. Aber dieser Zwerg? Ich bitte dich.“
    „Nichtsdestotrotz, Vic, tu mir einen Gefallen: Geh
der Sache nach.“ Sie sah mich auffordernd an - nicht wie eine Freundin,
sondern

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