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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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bevor ich antwortete.
    „Beides, Detective. Ich bin Mitglied der
Anwaltskammer von Illinois. Und ich habe eine Lizenz als Privatdetektiv. In
beiden Berufen habe ich einen ausgezeichneten Ruf, zumindest im Staate
Illinois.“
    Ich setzte mich in meinen Lehnstuhl. Rawlings nahm
auf der Couch Platz, der Uniformierte stellte sich neben ihn, Notizblock
gezückt. Mr. Contreras bezog Stellung hinter meinem Sessel, bereit für mich in
die Bresche zu springen, sollten es die Umstände erfordern.
    „Warum haben Sie mir neulich nicht gesagt, daß Sie
ein Schnüffler sind, Warshawski?“
    „Neulich war ich keiner. Ich begleitete Dr.
Herschel in meiner Eigenschaft als ihre Anwältin. Sie ist zwischen Nazi Sturmtruppen
aufgewachsen und hat seitdem Angst vor uniformierten Männern - unverständlich
in Chicago, natürlich, aber nichtsdestotrotz...“
    Rawlings kniff die Augen zusammen. „Wissen Sie, Ihr
Name kam mir bekannt vor. Nachdem Sie gegangen waren, fragte ich den
diensthabenden Wachtmeister. Er erinnerte sich an Ihren Vater, aber das war's
nicht, was ich wissen wollte. Also, gestern nachmittag hab ich mit einem Freund
von mir - Terry Finchley - gesprochen und Sie erwähnt, und er erzählte mir, daß
Sie Privatdetektiv sind. Und daß Lieutenant Bobby Mallory Bauchschmerzen
kriegt, wenn Sie einen Fall übernehmen. Und ich war etwas verärgert über Sie.
Dachte daran, Sie anzurufen, Ihnen die Leviten zu lesen, Sie aus meinem Revier
zu schmeißen.“
    „Was hat Sie daran gehindert?“
    „Oh, keine Ahnung. Terry sagte, daß Sie eine
unheimliche Nervensäge sind, aber Ergebnisse liefern. Ich dachte, ich warte
mal, ob Sie für mich auch was finden. Ich kann Ihnen jetzt schon versichern, in
punkto Nervensäge hatte er recht. Wer hat Ihnen die Schönheitsmale verpaßt?“
    Ich schloß die Augen. „Vor ungefähr hundert Jahren
war ich mal Pflichtverteidigerin gewesen. Hat Ihnen Finchley das erzählt?
Letzte Nacht habe ich einen meiner früheren Mandanten wiedergetroffen. Er war
mit meiner Arbeit unzufrieden. Man kann's vermutlich nicht allen Kunden
rechtmachen.“
    „Und das hatte nichts zu tun mit der Ermordung
Malcolm Tregieres?“
    „Ich glaube nicht. Ich kann mich natürlich irren,
aber ich glaube, er hat eine alte Rechnung beglichen.“
    „Wo ist das passiert?“
    „Oben im Norden.“
    „Wo
genau?“
    „North
Avenue. Washtenaw.“
    „Humboldt Park? Was zum Teufel haben Sie dort gemacht,
Warshawski?“
    Ich öffnete die Augen und sah, wie sich Rawlings
gespannt nach vorn beugte. Er schien verärgert, aber ich konnte mich auch
täuschen. Mr. Contreras brummte irgendwas vor sich hin. Vielleicht mochte er
nicht, daß mich Rawlings nur beim Nachnahmen nannte oder daß er in meiner
Gegenwart fluchte.
    „Mit einem verärgerten früheren Mandanten
gesprochen, Detective.“
    „Den Teufel haben Sie getan. Das ist
Löwen-Territorium. Diese Mistkerle zeigen mir tagtäglich eine lange Nase in meinem
Revier, und ich will verflucht sein, wenn Sie es ihnen gleichtun.“
    Mehr Gebrummel von Mr. Contreras.
    „Die Sache sieht folgendermaßen aus, Rawlings“,
sagte ich und versuchte, all meine
Ehrenwort-das-ist-die-ganze-Wahrheit-Aufrichtigkeit in meine Stimme zu legen.
„Dr. Herschel hat eine Krankenschwester. Die wiederum hatte eine kleine,
schwangere Schwester. Ein totaler Versager namens Fabiano Hernandez war der
Vater des Kindes. Mutter und Kind sind unglücklicherweise letzten Dienstag in
Schaumburg gestorben, es gab Komplikationen aufgrund von Diabetes, der
Schwangerschaft und der Jugendlichkeit der Mutter. Hernandez wurde beobachtet,
wie er die Straßen rauf und runter fährt in einem Wagen, den er sich eigentlich
nicht leisten kann, weil er chronisch arbeitslos ist. Also wollten die
Angehörigen des Mädchens wissen, wie das möglich ist. Sie sind sehr stolze
Leute. Sie wollten von Anfang an nichts mit einer Flasche wie Fabiano zu tun
haben, und ebensowenig wollen sie nicht, daß er aus dem Tod des Mädchens
Kapital schlägt. Deshalb baten sie mich, mir den Kerl mal genauer anzusehen.
Fabiano hängt an Sergio Rodriguez' Rockzipfeln. Er lief heulend zu Rodriguez,
der meinte, er wäre mir noch was schuldig, weil ich ihn damals nicht frei
bekommen habe. Das ist alles.“
    „Und das hat nichts, wirklich nichts mit dem Tod
von Malcolm Tregiere zu tun?“
    „Soweit ich weiß nicht, Detective.“
    „Hat Tregiere das tote Mädchen behandelt?“
    Polizeiarbeit macht mißtrauisch. Entweder war
Rawlings unheimlich gewieft, oder

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