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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Solange nur Frauen und Kinder betroffen sind, kann es nichts Ernstes
sein. Wütend versuchte ich es bei Detective Rawlings.
    Er kicherte sarkastisch, als ich mit meinen
Erklärungen fertig war. „Zuerst verweigern Sie in einem Mordfall die Zusammenarbeit,
und als nächstes wollen Sie, daß wir angelaufen kommen, wenn Sie in der Patsche
stecken. Typisch, Miss Warshawski, typisch. Der gute Staatsbürger hilft uns
nicht, und dann schreit er beim ersten Anzeichen von Gefahr nach der Polizei.“
    „Ersparen Sie mir die Lektion in staatsbürgerlichen
Pflichten, Detective Rawlings. Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich Ihnen
zugesagt, gegen Ihren Freund Sergio Anzeige zu erstatten. Wider besseres
Wissen. Haben Sie ihn schon eingebuchtet?“
    „Wir suchen ihn noch. Aber er wird nicht weit
kommen. Jemand hat mir erzählt, daß der Mistkerl Fabiano verprügelt worden ist.
Wissen Sie was drüber?“
    „Soweit ich weiß, ist er zu schnell mit seinem Auto
gefahren und durch die Windschutzscheibe gekracht. Zumindest hat man mir das
gestern auf der Beerdigung gesagt. Könnten Sie nicht die Straße hier ein
bißchen räumen?“
    „Ich rede mit meinem Vorgesetzten, Warshawski. Kann
ich nicht entscheiden. Aber erwarten Sie keine Wunder, solange die das Haus
nicht in die Luft sprengen.“
    „Das ist genau der Moment, in dem Hilfe am
nützlichsten sein wird“, entgegnete ich meinerseits sarkastisch und legte auf.
    Ich berichtete Lotty und Carol. „Aber vielleicht
können wir selbst etwas auf die Beine stellen. Können Paul und Herman helfen?
Und Diego?“
    Carol schüttelte den Kopf. „Sie waren letzte Woche
wegen Consuelo kaum in der Arbeit. Ich hab auch schon daran gedacht, aber das
kann ich von ihnen nicht verlangen - sie könnten ihre Jobs verlieren.“
    „Können wir nicht einen Treffpunkt am Ende der
Straße ausmachen und die Patienten hierher eskortieren?“ fragte ich.
    Lotty zuckte die Achseln. „Besser als gar nichts,
vermutlich. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie die Leute wissen sollen,
wo wir sie treffen wollen.“
    „Mundpropaganda. Wenn Patienten anrufen, gib ihnen
Termine am Nachmittag. Ich brauch ein paar Stunden Zeit, um Hilfe zu
organisieren.“
    Die nächste halbe Stunde verbrachte ich mit
Telefonieren. Nachdem ich die Streeter-Brüder, die mir normalerweise in
Schwierigkeiten zur Seite stehen, nicht erreichte, konnte ich nicht umhin, an
meine Mitbewohner im Erdgeschoß zu denken. Wie ich befürchtet hatte, war Mr.
Contreras hocherfreut über meinen Hilferuf und versprach, ein paar seiner
früheren Schlosserkollegen mitzubringen, die ebenfalls pensioniert waren,
aber, wie er mir versicherte, sich glücklich schätzten, ihre Muskeln mal wieder
zum Einsatz bringen zu können. Den Rest des Vormittags nahm ich die unzähligen
Telefonanrufe entgegen. Meistens riefen die Leute an, weil sie sich Sorgen um
die Praxis machten, und nicht, weil sie ärztliche Hilfe benötigten. Patienten
stellte ich durch zu Mrs. Coltrain, die sie bat, wenn es sich nicht um ernste
Probleme handelte, sich später in der Woche noch einmal zu melden. Bei einigen
hörte sich Lotty die Symptome an und verständigte dann eine Apotheke, aus der
sich die Leute ihre Medikamente abholen konnten. Notfälle schickte sie ins
Beth Israel. Ansonsten wehrte ich obszöne Anrufe ab. Die Liebe zum ungeborenen
Leben veranlaßte viele zu den unglaublichsten Ausdrücken. Kurz vor Mittag hatte
ich die Nase voll und ging, um eine Trillerpfeife zu kaufen. Ein paar schrille
Pfiffe in die Ohren der widerlichen Anrufer würden möglicherweise einen
bleibenderen Eindruck hinterlassen als ernsthafte Antworten. Außerdem kaufte
ich uns in einem Lebensmittelladen etwas zu essen ein für den Fall, daß wir
eine richtige Belagerung durchzustehen hatten.
    Am Mittag trafen die ersten Hilfstruppen ein. Mr.
Contreras trug einen Blaumann, an seinem Gürtel baumelte die riesige Rohrzange.
Er stellte mir Jake Sokolowski und Mitch Kruger vor, die beide ebenfalls
bewaffnet waren. Sokolowski und Kruger waren etwa so alt wie Mr. Contreras,
sahen aber nicht so fit aus - einer hatte einen Bierbauch von der Größe eines
Medizinballs, der andere zitterte, nach seiner roten Nase zu urteilen,
aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums.
    „Tut mir einen Gefallen, Jungs“, sagte ich zu
ihnen, „fangt keine Schlägerei an. Das hier ist eine Arztpraxis, und wir wollen
nicht, daß ein paar Irre drauf schießen oder mit Steinen werfen. Alles, was wir
wollen, ist, daß ihr die

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