Tödliche Therapie
aus der Verwaltung und verschließen sie, so daß niemand
dran kann.“
„Ich verstehe. Tut mir leid, dich aufgehalten zu
haben. Du klingst, als ob du ins Bett gehörtest.“
„Ich weiß. Ich sollte überall sein, bloß nicht
hier. Ich - ich werde dich anrufen, in ein paar Tagen.“
„Oh, Peter, bevor du gehst: Wie gut kennst du
Richard Yarborough?“
Er zögerte ein bißchen zu lange mit seiner Antwort.
„Hast du gesagt Richard? Wie war der Nachname? Ich hab noch nie von ihm
gehört.“
Ich legte auf und starrte gedankenversunken vor
mich hin. Beschlagnahmt? Ich rief Lotty an.
„Hast du heute abend Zeit? Ich möchte mit dir reden
- über Consuelos Akte.“
Wir verabredeten uns zum Abendessen um sieben im
Dortmunder Restaurant des Chesterton Hotels. Ich warf die Post in den
Papierkorb und wollte gehen, als das Telefon klingelte. Es war Dick, er hatte
einen Wutanfall.
„Wieso hetzt du mir die Journalisten auf den Hals?“
„Dick, wie schön von dir zu hören. Du hast mich
nicht mehr so oft angerufen, seit damals vor fünfzehn Jahren, als du meine
Strafrechtsunterlagen kopieren wolltest.“
„Verdammt noch mal, Vic! Du hast diesem verdammten
Schweden vom Herald-Star erzählt, ich hätte die IckPiff-Akten, oder?“
„Scheint erst fünf oder sechs Stunden her zu sein,
daß du mich gefragt hast, ob ich sie hätte. Warum wirst du so wütend, wenn jemand
dir die gleiche Frage stellt?“
„Darum geht es nicht. Die Akten meiner Mandanten
sind vertraulich. Genau wie ihre Identität.“
„Ja. Vertraulich für dich. Aber, mein Lieber, ich
arbeite nicht für deine Firma. Und ich gehöre nicht dir. Ich bin in keiner Weise
dazu verpflichtet - weder rechtlich noch geistig, körperlich oder ethisch -,
ihre Privatsphäre zu schützen.“
„Na gut, und wenn wir schon über Vertraulichkeit
reden, hast du heute morgen Alan Humphries im Krankenhaus angerufen und so
getan, als wärst du Harriet?“
„Harriet? Du behauptest doch dauernd, sie heißt
Terri. Oder ist es schon wieder die nächste?“ Ich hörte ihn fast mit den Zähnen
knirschen und lächelte genüßlich.
„Du weißt sehr gut, daß Harriet meine Sekretärin
ist. Humphries hat mittags hier angerufen und wollte wissen, warum sie sich
nicht mehr gemeldet hätte. Und nach einiger Zeit sind wir draufgekommen, daß
sie ihn heute überhaupt noch nicht angerufen hat. Mein Gott, es war mir die
größte Freude, dich vor Gericht zu sehen, weil du die IckPiff-Akten gestohlen
hast.“
„Wenn du meinst, daß du es mir nachweisen kannst,
dann tu's auf alle Fälle. Ich freu mich schon drauf, wie sich die Leute vom
Krankenhaus im Zeugenstand drehen und winden werden, um zu erklären, wie sie
dir die Akten zurückbeschafft haben.“ Ich war wirklich begeistert. „Und es
wäre ein großer Tag für die Zeitungen, du als der Ankläger und einer deiner
Partner als mein Verteidiger. Oder dürfte Freeman meine Verteidigung nicht
übernehmen? Kannst du mich nicht zu ihm durchstellen, damit ich das gleich mit
ihm bespreche, während -“
Er knallte den Hörer auf, und ich lachte leise vor
mich hin. Ich wartete ein paar Minuten, den Blick hoffnungsvoll aufs Telefon
gerichtet, und schon klingelte es.
„Murray“, sagte ich, bevor der Anrufer sprechen
konnte.
„Vic, das gefällt mir nicht. Ich mag es nicht, wenn
du die Fäden ziehst und die Puppen tanzen läßt. Woher wußtest du, daß ich es
bin?“
„Telepathische Kräfte“, antwortete ich munter.
„Mein heißgeliebter Ex-Mann hat kurz vor dir angerufen. Er war ein bißchen
ärgerlich über deine Fragen - hat dich auf seine charmante Art mit >dieser
verdammte Schwede< tituliert.“
„Yarborough ist dein Ex-Mann? Ich wußte gar nicht,
daß du verheiratet warst. Und noch dazu mit so einem Riesenarschloch wie dem?
Hast du mich deshalb auf ihn gehetzt? Um dich für eine schlechte Regelung der
Unterhaltszahlung zu rächen?“
„Weißt du, Murray, ich sollte eigentlich auflegen.
Das war geschmacklos. Wir sind seit zehn Jahren geschieden. Ich denke kaum mehr
an den Typ. Nur wenn ich Verstopfung habe.“
„Du weißt mehr, als du mir erzählt hast. Yarborough
hat die IckPiff-Akten - hat nicht viel Mühe gekostet, das aus einer Sekretärin
rauszubringen, die nicht an Journalisten gewöhnt ist. Aber ich möchte wissen,
was los ist. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie er reagiert hat. Außerdem
hat er dich beschuldigt, sie als erste geklaut zu haben. Möchtest du dazu
etwas sagen, bevor ich die Geschichte
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