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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Bericht von unbestreitbarer Bedeutung.“
    Coulter lächelte mich unverschämt an. „Prozeß? Ist
Friendship angeklagt?“
    Ich imitierte so gut ich konnte Dicks muffige
Anwaltsmanieren. „Ich habe mit keinem der Anwälte des Krankenhauses
Rücksprache gehalten, Mr. Coulter.“
    „Also, Phil, ich bin noch nicht draußen gewesen.
Aber denk dir nichts, wir haben alles unter Kontrolle.“
    Sie sah ihn schief an. „Ich möchte eine genaue
Zeitangabe. Heute noch.“
    „Natürlich, Phil. Ich werde sofort mit Bert darüber
sprechen, werd' ihm sagen, daß du eine genaue Zeitangabe willst.“
    Sie ließ den Bleistift, den sie in ihren langen
Fingern gehalten hatte, auf den Schreibtisch fallen. „Mach das, Tom. Mehr gibt
es nicht zu besprechen.“
    Er ignorierte sie und sah mich an. „Wer ist Ihr
Klient?“
    Bevor ich antworten konnte, ergriff Dr. Barnes das
Wort. „Ich werde Ms. Warshawski erklären, wie sie dein Büro findet, wenn du mit
ihr reden willst, bevor sie geht.“ Sie hatte so bestimmt gesprochen, daß
Coulter nachgeben und das Zimmer verlassen mußte.
    Er grinste mich wieder unverschämt an. „Links um
die Ecke. Schaun Sie einen Sprung vorbei, bevor Sie gehen.“
    Ich bemerkte die zusammengepreßten Lippen der
Ärztin. „Was ist los?“
    „Bert McMichaels ist unser Chef - Toms und meiner.
Er ist ein netter alter Mann, und Tom geht mit ihm regelmäßig einen heben. Ich
weiß nicht, warum er sich wegen der Krankenhausinspektion so anstellt, aber
ich kann Lotty nicht versprechen, daß sie in der nächsten Zeit einen Bericht
bekommen wird. Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich habe einen Termin. Grüßen
Sie Lotty und sagen Sie ihr, daß es mir leid tut.“
    Ich stand auf, dankte den beiden, verließ das
Zimmer, bog links um die Ecke und betrat Coulters Büro. Im Unterschied zu
Philippas Büro war seines modern eingerichtet, alles neu und hell. Coulter war
ein Anhänger der alten Maxime, daß der Schreibtisch ebenso wie der Geist
absolut leer zu sein habe. Er telefonierte, Füße auf dem Schreibtisch, winkte
mich herein und bedeutete mir, mich zu setzen. Ich sah auf meine Uhr; als er
fortfuhr mich für weitere drei Minuten mit seiner Bedeutsamkeit beeindrucken
zu wollen, stand ich wieder auf und sagte ihm, er könne meine Telefonnummer
über Dr. Barnes in Erfahrung bringen.
    Im Büro der Sekretärin holte er mich ein. „Tut mir
leid, Ms. - ich habe Ihren Namen nicht verstanden. Dr. Barnes nuschelt so,
wissen Sie.“
    „Ist mir nicht aufgefallen. Warshawski.“
    „Wer ist Ihr Mandant, Ms. Warshawski? Das Krankenhaus?“
    Ich lächelte. „Meine Mandanten hätten keinen Grund
mehr, mir zu vertrauen, wenn ich ihre Angelegenheiten in der Öffentlichkeit
ausposaune, nicht wahr, Mr. Coulter?“
    Er tätschelte mir den Arm. „Ich weiß nicht. Ich bin
sicher, einer so hübschen Frau wie Ihnen würde man alles verzeihen.“
    Ich lächelte immer noch. „Sie bringen mich in
Verlegenheit, Mr. Coulter. Selbstverständlich schmeichelt es mir, wenn Sie mich
hübsch nennen. Aber gerade wenn man so fantastisch aussieht, muß man
andererseits darauf achten, die Menschen nicht mit seiner Schönheit so zu
blenden, daß sie das Gesetz mißachten. Meinen Sie nicht auch?“
    Er blickte mich verständnislos an und lachte dann
auf. „Warum erzählen Sie mir nicht mehr davon beim Mittagessen?“
    Ich musterte ihn. Was wollte er von mir? „Wenn es
nicht zu lange dauert.“
    Er eilte mit mir den Gang hinunter zum Aufzug. Auf
der Fahrt zur Parkgarage im Erdgeschoß erklärte er mir - ein Wink mit dem
Zaunpfahl -, daß es keinen ruhigen Ort in diesem Gebäude gebe, er aber ein
kleines, intimes Restaurant nicht weit entfernt kenne.
    „Ich lege keinen Wert auf Intimität mit Ihnen, Mr.
Coulter. Und meine Zeit ist begrenzt. Das einzige, was mich wirklich
interessiert, ist Ihr Bericht über den Tod von Consuelo Hernandez im Friendship
V, Schaumburg. Oder wenn dieser ausbleibt, der Grund, warum Sie ihn nicht
vorlegen.“
    „Aber, aber.“ Als sich die Fahrstuhltüren öffneten,
nahm er meinen Arm und begann mich in Richtung Ausgang zu führen. Ich gab
meiner Tasche mit der schweren Smith & Wesson drin einen Stoß mit meiner
freien Hand und sie schwang gegen seinen Magen. Er ließ meinen Arm los,
beäugte mich argwöhnisch und ging zum Ausgang. Ich war nicht überrascht, als
er mir vorschlug, ein Taxi zu nehmen und ein Stück weit Richtung Norden zu
fahren.
    Ich schüttelte den Kopf. „Soviel Zeit habe ich
nicht. Eine der Bars hier

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