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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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ihr eigentliches Element wäre. Sie schüttelte meine Hand und
blickte dann auf ihre goldene Armbanduhr, die an ihrem linken Handgelenk
glänzte. „Ms. Warshawski? Ich habe eben mit Dr. Herschel gesprochen. Sie hat
mir von dem toten Mädchen und der Anzeige erzählt. Ich versuche, Sie zwischen
zwei Terminen unterzubringen, also entschuldigen Sie, wenn wir uns beeilen
müssen. Ich möchte mit Eileen Candeleria reden - sie ist die Schwester, die
unsere Kontrollbesuche einteilt.“
    Wir waren ungefähr gleich groß, aber ich mußte fast
laufen, um mit ihren langen, geschmeidigen Schritten mitzuhalten. Wir verließen
den Flur, gingen durch ein Labyrinth von Büros und halbprivaten Abteilen in ein
Zimmer, das über dem Busbahnhof an der Randolph Street lag. 180 Millionen und
keine Schalldämpfung; der Lärm der Busse war bis in den achtzehnten Stock
hinauf zu hören.
    Dr. Barnes' verkratzter Eichenholzschreibtisch war
mit Papieren übersät. Sie setzte sich in den Drehstuhl, schob ein paar Akten
zur Seite, um Platz zu schaffen, und ließ über das Sprechgerät die Schwester zu
sich bitten. Während wir warteten, gab sie mir einen knappen Überblick über
die Aufgaben des Amtes. „Dem Amt für Umwelt und Gesundheit untersteht ein
riesiger Verantwortungsbereich. Er reicht von der Genehmigung und Zulassung
von Krankenhäusern bis zur Asbestkontrolle in Schulen. Ich leite die Abteilung
für Gesundheit. Lotty - Dr. Herschel hat mich in Geburtshilfe ausgebildet, aber
hier bin ich verantwortlich für die staatlichen Kliniken und Krankenhäuser. Es
gibt eine weitere Abteilung, der die Zulassung und Genehmigung von
Krankenhäusern obliegt. Schwester Candeleria arbeitet für beide Abteilungen -
sie steht den Teams vor, die Kliniken und Krankenhäuser aufsuchen, wenn wir
meinen, daß ein Kontrollbesuch fällig ist.“
    In diesem Moment betrat Schwester Candeleria das
Zimmer. Sie war eine Weiße, etwa in Dr. Barnes Alter, mit einem ausdrucksstarken,
intelligenten Gesicht und wachen braunen Augen. Sie hatte eine dicke Akte bei
sich, die sie in die linke Hand nahm, um mich begrüßen zu können, als Dr. Barnes
uns vorstellte.
    „Ich habe die Friendship-Akte mitgebracht, Phil.
Was möchtest du wissen?“
    „Eine Mutter und ihr Neugeborenes sind dort
gestorben vor - wann war es, Ms. Warshawski? - morgen vor vier Wochen. Hast du
jemand hinausgeschickt? Kann ich den Bericht sehen?“
    Ms. Candeleria preßte die Lippen zusammen. „Ich
habe die Todesmeldung vor“ - sie sah in der Akte nach - „fünfzehn Tagen
bekommen. Ich hatte für diese Woche eine Inspektion anberaumt, aber Tom sagte,
er würde sich selbst drum kümmern und hat meine Leute zurückgerufen. Morgen
habe ich einen Termin bei ihm, aber ich glaube nicht, daß er draußen gewesen
ist.“
    „Tom
Coulter“, sagte Dr. Barnes. „Er ist
zuständig für Genehmigungen und Zulassungen. Er ist kein Arzt, hat nicht Medizin
studiert, sondern ist Verwaltungsfachmann. Und mit beruflich erfolgreichen
Frauen steht er auf nicht besonders gutem Fuß.“
    Sie griff zum Telefon und ließ sich mit Tom Coulter
verbinden. „Tom, kannst du einen Augenblick bei mir vorbeischauen? Ich habe
ein paar Fragen wegen Friendship. Ja, ich habe auch viel zu tun. Draußen warten
Leute, die extra von Carbondale hierher geflogen sind, um mit mir zu sprechen.
Du könntest ihnen das Leben erheblich erleichtern, wenn du vorbeikommst und
wir es hinter uns bringen.“
    Sie legte auf. „Dieser ganze bürokratische Aufwand
bringt mich noch um. Wenn ich für alles verantwortlich wäre und nicht nur für
einen Teil -“ Sie beendete den Satz nicht, aber wir wußten alle drei, daß dafür
eine Geschlechtsumwandlung - und wahrscheinlich eine andere Hautfarbe - nötig
wäre.
    Um zu beweisen, daß er nicht gefügig den Bitten
einer Frau nachkam, ließ uns Tom Coulter zehn Minuten warten. Eileen studierte
stirnrunzelnd die Friendship-Akte, Dr. Barnes ging ihre Post durch, und ich
versuchte, auf dem unbequemen Plastikstuhl nicht einzuschlafen.
    Plötzlich wehte ein elegant gekleideter,
braunhaariger Mann, Mitte Dreißig herein. „Was gibt's, Phil?“
    „Tod einer Mutter und ihres Neugeborenen im
Friendship V, Schaumburg, vor vier Wochen, Tom. Wann wird uns ein Bericht
darüber vorliegen?“
    „Phil, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, warum du
dich dafür interessierst.“
    Sie deutete auf mich. „Ms. Warshawski vertritt
einen der Angeklagten in einem Prozeß, in dem es um das tote Mädchen geht. Für
sie ist unser

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