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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nicht zu erreichen war.
    »Ihr kleinen Schnüffler habt tolle Arbeitszeiten«, schnauzte sie. »Wir richtigen Bullen sind inzwischen längst im Dienst. Rufen Sie mich zurück, wenn Sie irgendwann einmal gemütlich hinter Ihrem Schreibtisch Platz genommen haben, um im Dreck zu wühlen, mit dem vielleicht irgendein Kollege beworfen werden kann.«
    Wahrscheinlich war es nicht besonders klug, ihn zu verärgern, überlegte sie und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Aber wenn sie versuchte, nett zu ihm zu sein, würde er sofort wissen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    »Lieutenant.« Die Mütze in der Hand trat Trueheart zögernd durch die Tür. »Sie haben nach mir geschickt.«
    »Richtig, Trueheart. Kommen Sie erst mal rein und machen die Tür hinter sich zu.«
    Es war nicht gegen die Vorschrift, dass sie ihn vor seinem Termin beim Psychologen noch einmal sprach. Schließlich leitete sie die Ermittlungen in diesem Fall.
    »Setzen Sie sich, Trueheart.«
    Er war genauso bleich und hohläugig, wie sie erwartet hatte. Doch irgendwie gelang es ihm, selbst nachdem er Platz genommen hatte, noch in Habt-Acht-Stellung zu sein.
    Sie programmierte ihren AutoChef auf zwei Tassen starken, schwarzen Kaffee, ob er wollte oder nicht.
    »Sie hatten sicher eine schlimme Nacht.«
    »Ja, Madam.«
    »Der heutige Tag wird vermutlich noch schlimmer für Sie werden. Die psychologische Begutachtung ist nicht gerade ein Spaziergang.«
    »Nein, Madam. Das habe ich bereits gehört.«
    »Sie sollten sich dafür wappnen. Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen spreche, Officer«, raunzte sie ihn an und verfolgte, wie er den Kopf hob, um sie aus müden Augen anzusehen. »Mit der Uniform, dem Dienstausweis und der Dienstwaffe, die Sie tragen, haben Sie alles, wofür diese Dinge stehen, akzeptiert. War es gerechtfertigt, dass Sie Louis K. Cogburn getötet haben?«
    »Ich habe nicht -«
    »Ja oder nein. Es gibt bei diesen Dingen kein ›sowohl als auch‹. Sagen Sie es aus dem Bauch heraus, Trueheart. War der Einsatz Ihrer Waffe erforderlich?«
    »Ja, Madam.«
    »Wenn Sie heute in die gleiche Situation geraten würden, würden Sie wieder Ihre Waffe benutzen?«
    Obwohl er sichtbar zusammenzuckte, nickte er. »Ja, Madam.«
    »Das ist das Allerwichtigste.« Sie hielt ihm seinen Kaffee hin. »Wenn Sie sich daran halten, werden Sie alles andere überstehen. Versuchen Sie nicht, die Antworten zu geben, die man bei der Untersuchung Ihrer Meinung nach von Ihnen hören will. Dafür sind Sie noch nicht abgebrüht genug. Antworten Sie wahrheitsgemäß, antworten Sie korrekt. Und egal, wie sie es drehen oder wenden, der Gebrauch der Schusswaffe war gerechtfertigt, denn Sie mussten das Leben einer Zivilperson und Ihr eigenes Leben schützen.«
    »Ja, Madam.«
    »Meine Güte, Trueheart, Sie können doch nicht immer nur zu allem ja und amen sagen.
    Wie weit waren Sie von dem Individuum entfernt, als Sie geschossen haben?«
    »Ich glaube -«
    »Es geht hier nicht um Glauben. Wie weit?«
    »Einen Meter siebzig bis einen Meter achtzig.«
    »Und wie oft haben Sie abgedrückt?«
    »Zweimal.«
    »Ist Ihre Waffe irgendwann im Verlauf der Auseinandersetzung jemals in direkten Kontakt mit dem Individuum gekommen?«
    »Kontakt?« Er starrte sie verwundert an. »Oh, nein, Madam. Ich lag am Boden, und er bewegte sich von mir fort auf die Verletzte zu. Dann hat er sich noch einmal umgedreht, ist erneut auf mich zugekommen, und ich habe noch einmal abgedrückt.«
    »Was haben Sie mit Ihrer Zweitwaffe gemacht?«
    »Meiner …?« Ein Ausdruck ehrlichen Entsetzens huschte über sein Gesicht. Vor Empörung wurde er sogar richtiggehend rot. »Ich hatte keine Zweitwaffe, habe noch nie eine besessen. Ich hatte nur meinen offiziellen Dienststunner dabei, der noch am Ort des Geschehens von Ihnen sichergestellt worden ist. Madam, ich verbitte mir -«
    »Ersparen Sie uns Ihre Empörung.« Sie lehnte sich zurück. »Wenn sie Ihnen bei der Untersuchung nicht diese Frage stellen würden, wäre ich ehrlich überrascht. Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, dass die Dienstaufsicht sie Ihnen auf alle Fälle stellen wird.
    Trinken Sie keinen Kaffee, Trueheart?«
    »Doch, Madam.« Er starrte unglücklich in seinen Becher, hob ihn dann aber gehorsam an den Mund, nahm einen vorsichtigen Schluck. Und atmete hörbar ein. »Das ist kein Kaffee.«
    »Doch, und zwar echter. Hat deutlich mehr Power als dieses Gemüsezeug, das sie uns sonst servieren, oder? Sie können heute diesen Extra-Kick

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