Tödliche Unschuld
doch zur Abwechslung mal etwas Neues.«
Er nahm zwei große Schlucke von dem Bier. »Ich will nicht behaupten, dass ich Ihnen was zu sagen habe. Aber wenn ich was zu sagen hätte, bräuchte ich einen Deal.«
»Ich kann Ihnen nichts anbieten, solange ich nicht weiß, worum es geht.«
»Versuchen Sie nicht mich zu verarschen.« Als er verächtlich schnaubte, verlor sie den letzten Rest von Mitgefühl.
Er war nicht einfach ein Cop, der den Druck der Arbeit nicht mehr ertragen hatte. Er war zum Bersten angefüllt mit Arroganz und Selbstgerechtigkeit.
»Ich bin Polizist. Ich weiß, wie diese Dinge laufen. Wenn ich etwas über die Morde zu sagen hätte, bräuchte ich die Garantie, dass Clarissa und mir deswegen nicht an den Karren gefahren wird. Wir bräuchten beide Immunität.«
»Immunität.« Sie lehnte sich zurück, wählte eine der Fritten, die jetzt vor ihr auf dem Teller lagen, und betrachtete sie gründlich von allen Seiten. »Sie wollen Straffreiheit? Wir haben sieben Tote, einschließlich eines Kollegen, und Sie wollen Straffreiheit für sich und Ihre Braut? Wie soll ich das wohl machen?«
»Sie kriegen das schon hin. Schließlich hört man doch auf Sie.«
»Formulieren wir es so.« Da die Fritten dringend Unterstützung brauchten, bestreute sie sie großzügig mit Salz. »Weshalb glauben Sie, dass ich meinen Einfluss geltend machen würde, um Ihnen zu helfen, Ihrer gerechten Strafe zu entgehen?«
»Sie wollen diese Gruppe stoppen. Ich kenne Typen wie Sie. Das Wichtigste für euch ist, dass ihr einen Fall zum Abschluss bringt. Dass eure Erfolgsquote weiterhin schön oben bleibt. Weil man euch dann nämlich den nächsten verdammten Verdienstorden verleiht.«
»Sie kennen mich nicht im Geringsten«, erklärte sie mit ruhiger, tödlich eisiger Stimme.
»Soll ich Ihnen bildlich darstellen, worum es mir bei dieser Sache geht? Wie wäre es mit diesem Bild? Ein in Stücke gehacktes sechzehnjähriges Mädchen, dessen Blut die Wände all der Räume ziert, durch die sie auf der Flucht vor einem Mann getaumelt ist, der von einer Gruppe Menschen, die beschlossen hatten, dass er den Tod verdient hat, in den Wahnsinn getrieben worden war. Ihr Name ist Hannah Wade. Sie war ein dummes Kind mit einer falschen Einstellung zum Leben, das zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist. Genau wie Kevin Halloway, ein solider junger Polizist, der nur seine Arbeit machen wollte und der deshalb gestorben ist. Wie bezeichnen die Leute, die bei euch die Knöpfe drücken, das? Als akzeptable Verluste?«
»Die Sache mit dem Mädchen hat Clarissa krank gemacht. Sie ist völlig fertig. Sie hat die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
Eve kam fast die Galle hoch, und schnell spülte sie den faden Geschmack mit einem Schluck Wasser hinunter. »Schuldgefühle werden bei einer Verhandlung zu ihren Gunsten sprechen. Vielleicht wurden Sie ja in die Irre geführt. Vielleicht wurden Sie ja beide von den Anführern der Reinheitssucher in die Irre geführt. Vielleicht haben Sie ja beide nur nach einer Möglichkeit gesucht, die Kinder zu beschützen, für die Sie verantwortlich sind.«
»Ja, genau.« Er leerte seine Flasche und bestellte sich sofort die zweite. »Und wenn es so wäre, gingen wir doch sicher beide straffrei aus. Ich meine, wenn wir beide etwas wüssten, was für Sie wichtig ist, und es Ihnen - freiwillig - erzählen würden, bliebe uns eine Strafe doch bestimmt erspart.«
Gleich fange ich an zu kotzen, dachte sie, sah ihn jedoch weiter ungerührt an. »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht garantieren kann. Ich bin nicht diejenige, die so etwas entscheidet. Ich kann nur darum bitten, dass Ihre Mitarbeit berücksichtigt wird.«
»Sie können darauf drängen. Sie wissen, welche Knöpfe man dazu drücken muss.«
Sie wandte sich eine Sekunde von ihm ab, denn das Wissen, dass sie sich tatsächlich für ihn verwenden würde, machte sie richtiggehend krank. Aber manchmal konnte man eben nicht alles haben. Manchmal wurde Gerechtigkeit eben nur teilweise erreicht.
»Ich werde mich darum bemühen. Aber Sie werden Ihren Job verlieren, und Clarissa auch -«
»Sie können doch unmöglich -«
»Halten Sie die Klappe, Dwier. Halten Sie den Mund, denn mehr als das, was ich Ihnen jetzt anbieten werde, kriegen Sie nicht. Und ich mache dieses Angebot nur dieses eine Mal. Ich werde mich dafür verwenden, dass Sie straffrei ausgehen. Werde dem Staatsanwalt erklären, dass die Informationen, die Sie und Price mir gegeben haben, maßgeblich für
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