Tödliche Unschuld
Waffe, wenn wir vor unseren Kisten sitzen. Ich nehme an, dass ich in Deckung gehen wollte. Womöglich habe ich sogar noch einen Satz gemacht. Dann, bam - eine Herde Elefanten ist auf meiner Brust herumgetrampelt, und dann wurde es Nacht. Wie viele von uns hat er erwischt?«
»Außer Ihnen noch drei, aber sie wurden vor Ort behandelt und konnten bereits nach Hause gehen. Sie haben das meiste abbekommen.«
»Na, super. Halloway war bis heute absolut okay. Hin und wieder hatten wir irgendwelche Geplänkel, aber das war nie wirklich ernst. Wir hatten keine Probleme miteinander. Seine Arbeit hat ihm Spaß gemacht, und es gab da diese junge Frau, in die er so verschossen war, dass er sogar von Heirat gesprochen hat. Über Feeney hat er manchmal gemeckert. Meinte, der Captain wäre altmodisch oder so, aber schließlich ziehen wir alle irgendwann mal über unsere Vorgesetzten her. Es ergibt einfach keinen Sinn, dass er derart auf mich losgegangen ist. Irgendetwas ist an dieser Sache faul.«
»Ja, irgendwas ist faul«, stimmte sie ihm zu.
»Sie machen mich ja wohl hoffentlich zu einem Mitglied Ihres Teams.«
Ja, er müsste in dieser Angelegenheit mitermitteln dürfen, überlegte sie. Sie an seiner Stelle bräuchte das auf jeden Fall. »Morgen früh um neun halte ich eine Besprechung in meinem Büro zu Hause ab. Sehen Sie zu, dass Sie bis dahin wieder auf die Beine kommen, denn durch die Gegend schleppen werde ich Sie nicht.«
»Ja, Madam. Danke.«
»Wir fahren schon mal vor und füllen den AutoChef mit Haferschleim und anderen köstlichen Krankengerichten. Bis dann.«
»Das mit dem Haferschleim war wirklich gut«, gratulierte Roarke, als sie mit ihm den Flur hinunterging.
»Das fand ich auch.«
»Hat ihn richtig zum Strahlen gebracht.«
»Lieutenant! Dallas!«
Sie drehte sich um, entdeckte Peabody, die ihr nachhetzte, und stolperte dann nach hinten, weil sich ihre Assistentin ihr schwungvoll an den Hals warf. »Danke! Vielen Dank!«
»Himmel.« Unbeholfen tätschelte sie Peabody den Rücken. »Kein Problem.«
»Während des Transports vorhin ist sein Herz stehen geblieben. Sie haben ihn mit Elektroschocks zurückgeholt. Es hat nur ein paar Sekunden gedauert, aber ich dachte, was soll ich nur ohne ihn machen? Wie soll ich ohne ihn weiterleben? Er ist so ein verdammtes Arschloch«, erklärte Peabody und brach in Tränen aus.
»Mann. Gott. Roarke!«
»Eine interessante und durchaus schmeichelhafte Reihenfolge«, reagierte der auf Eves erstickten Hilferuf. »Lass mich nur machen, Schatz.« Sanft löste er die schier tödliche Umklammerung, in der Peabody seine Gattin hielt, legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie in eine Ecke, in der es ein paar Stühle für Besucher gab. Dort setzte er sie hin und tupfte ihr behutsam mit einem Taschentuch die Tränen weg.
Eve trottete den beiden hinterher, setzte sich neben ihre Assistentin und tätschelte mit einer Hand ihren Schenkel. »Wenn er dahinterkommt, dass Sie seinetwegen weinen, bildet er sich garantiert jede Menge darauf ein. Und er kann auch so schon unerträglich sein.«
»Ich weiß. Tut mir leid. Ich schätze, es liegt nur daran, dass er erzählt hat, wie es abgelaufen ist. Das hat mich total durcheinandergebracht.«
»Sie scheinen nicht die Einzige zu sein, die heute ziemlich durcheinander ist.«
Peabody lachte unter Tränen und lehnte ihren Kopf an Roarkes breiter Schulter an. Sie war derart aus dem Gleichgewicht, dass sie anders als normalerweise nicht das allerkleinste Kribbeln bei der direkten Berührung dieses, wie sie dachte, Halbgottes empfand. »Sie beide sind einfach fantastisch. Wirklich. Dass Sie ihn bei sich aufnehmen, bis er wieder völlig auf den Beinen ist …«
»Tja.« Eve seufzte leise auf. Freundschaft, dachte sie, konnte manchmal verdammt unpraktisch sein. »Ich nehme an, dass er während der Genesungsphase ziemliche Ansprüche stellen wird. Und da ich ganz sicher nicht die Krankenschwester für ihn spielen werde, kommen Sie am besten mit und übernehmen diesen Part.«
Peabodys Lippen fingen an zu zittern, und wieder wurden ihre Augen feucht.
»Nicht! Nicht schon wieder. Das ist ein Befehl.«
»Verstanden, Madam.« Statt erneut in Tränen auszubrechen, stieß Peabody einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Am besten hänge ich den Kopf unter einen Wasserhahn, bevor ich wieder zu ihm gehe. Ich werde dafür sorgen, dass er Ihnen nicht auf die Nerven geht, Dallas.«
»Das will ich für Sie beide hoffen.«
Nachdem Peabody gegangen
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