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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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abgenommen hatten, sah er nackt, verletzlich, irgendwie nicht wie er selber aus.
    Wie mager seine Schultern waren, dachte Eve besorgt. Diese schmalen Schultern gehörten ganz eindeutig nicht in einen langweiligen Kittel, sondern in irgendein grellbuntes, modisches Gewand.
    Seine offenen, goldblonden Haare wirkten im Vergleich zum Rest seines Körpers viel zu seidig und gesund.
    Sie hatte Krankenhäuser immer schon gehasst. Dort lag man entblößt, schwach und mutterseelenallein in einem schmalen Bett, und irgendwelche dämlichen Geräte zeichneten jeden Atemzug und jeden Herzschlag auf.
    »Können wir ihn nicht hier rausholen?«, hörte sie sich fragen. »Können wir nicht -«
    »Ich werde es arrangieren«, wisperte ihr Roarke ins Ohr und verschwand im nächsten Gang.
    Natürlich würde er das tun. Er würde alles arrangieren, während sie stocksteif in der verdammten Tür des Krankenzimmers stand. Wütend auf sich selbst trat Eve über die Schwelle. »Peabody.«
    Ihre Assistentin hob ruckartig den Kopf. Sie hatte geweint, und eine ihrer Hände lag zärtlich auf der Rechten von McNab. »Er ist außer Lebensgefahr. Es hat ihn ziemlich erwischt, aber … danke, dass Sie mir gestattet haben, ihn hierher zu begleiten.«
    »Ich habe gehört, dass er nicht mehr bewusstlos ist.«
    »Ja, er …« Peabody brach ab und atmete tief durch. »Er wird immer wieder mal bewusstlos, wacht aber jedes Mal nach wenigen Minuten wieder auf. An das, was passiert ist, kann er sich nur undeutlich erinnern, aber er spricht klar und deutlich, was ein Zeichen dafür ist, dass er keinen Hirnschaden davongetragen hat. Allerdings hat es sein Herz erwischt, und ich glaube, die Ärzte machen sich leichte Sorgen, weil es noch immer unregelmäßig schlägt. Und seine, hm, seine rechte Seite ist noch immer taub. Sie denken, dass es nur vorübergehend ist, aber zurzeit kann er weder seinen rechten Arm noch sein rechtes Bein bewegen.«
    »Wird sicher seltsam aussehen, wenn ich wieder anfange zu laufen.« Beim Klang der undeutlichen Stimme starrten die beiden Frauen McNab an. Er hatte die Augen zwar geschlossen, bewegte in dem Versuch zu lächeln jedoch angestrengt den Mund.
    »Sind Sie wach, McNab?«, fragte Eve beklommen.
    »Ja.« Er versuchte zu schlucken. »Ja, Lieutenant, ich bin wieder wach. She-Body?«
    »Ich bin hier.«
    »Ich könnte einen Schluck Wasser oder so was vertragen.«
    »Hier hast du etwas Wasser.« Sie nahm einen bereitstehenden Becher und schob ihm den Strohhalm in den Mund. Nach zwei kleinen Schlucken wandte er sich ab. »Ich rieche gar keine Blumen. Wenn man im Krankenhaus landet, sollten einem die Leute doch wohl wenigstens ein paar verdammte Blumen bringen, oder etwa nicht?«
    »Auf dem Weg zum Blumenladen wurde ich abgelenkt.« Eve trat in sein Sichtfeld. »Ich musste ein paar Journalisten verschrecken.«
    Er öffnete die Augen. Sie waren leuchtend grün, aber nicht so klar wie sonst. Ob von den Schmerzen oder den Medikamenten, konnte sie nicht sagen. Doch für sie war beides gleichermaßen schlimm.
    »Haben Sie den Captain rausgeholt? Ich kann mich nicht erinnern -«
    »Er wird Sie besuchen kommen, sobald er den Papierkram fertig hat. Es geht ihm gut.«
    »Und Halloway?«
    »Er hat es nicht geschafft.«
    »O Gott, o Gott.« McNab klappte die Augen wieder zu. »Was zum Teufel ist überhaupt passiert?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Ich … ich weiß es nicht mehr genau.«
    »Ruhen Sie sich erst mal aus, dann werden wir darüber reden.«
    »Sie lassen mich so schnell vom Haken? Dann muss ich in einem wirklich schlechten Zustand sein. Peabody, falls ich über den Jordan gehe, kriegst du meine Videosammlung.«
    »Das ist überhaupt nicht witzig.«
    »Okay, okay, du kannst auch noch alle meine Ohrringe haben. Obwohl dann meine Cousine Sheila sicher ziemlich sauer ist. Kann mir vielleicht mal jemand helfen mich zu setzen?«
    »Der Doktor hat gesagt, dass du liegen bleiben sollst.« Trotzdem stellte Peabody bereits das Kopfende des Bettes ein wenig auf.
    »Wie gesagt, wenn ich über den Jordan gehe -«
    »Hörst du damit mal endlich auf?«
    Er schaffte es zu grinsen, als Peabody ihn böse anfunkelte. »Wie wäre es, wenn du dich etwas zu mir legst?«
    »Das ist alles, was du von mir kriegst«, flüsterte sie leise und gab ihm einen sanften Kuss.
    Als sie den Kopf hob und sah, dass Eve an die Zimmerdecke starrte, murmelte sie:
    »Tut mir leid. Habe nur einem sterbenden Mann eine letzte Gefälligkeit erwiesen.«
    »Kein Problem.« Als Eve

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