Tödliche Versuchung
Kruper ausgestellt. Kruper hat der fünfzehnjährigen Tochter eines unserer erlauchten Senatoren ein Auto verkauft.
Auf der Fahrt nach Hause wurde die Kleine von der Polizei angehalten, weil sie bei Rot über die Ampel gefahren ist, außerdem hatte sie keine Fahrerlaubnis, und der Wagen stellte sich als gestohlen heraus. Und jetzt kommt’s: Der Wagen wird als Rollswagen beschrieben. Kennst du zufällig einen Douglas Kruper?«
»Auch bekannt unter dem Namen Dealer«, sagte ich. »Mit dem bin ich zusammen zur Schule gegangen.«
»Mit dem Dealen ist es vorerst vorbei.«
»Wie hat er die Verhaftung verkraftet?«, fragte ich Vinnie. »Er hat geheult wie ein kleines Kind«, sagte Vinnie. »Widerlich. Eine Schande für alle Verbrecher.«
Interessehalber sah ich im Büroschrank mal nach, ob wir eine Akte über Cynthia Lotte führten. Es erstaunte mich nicht allzu sehr, dass es keine gab.
»Ich muss noch was in der Stadt erledigen«, sagte ich. »Kann ich Bob solange bei euch lassen? Ich bin in einer Stunde wieder da.«
»Nichts dagegen, solange er mein Arbeitszimmer nicht betritt«, sagte Vinnie.
»Wäre Bob eine Ziege, würdest du nicht in diesem Ton reden«, sagte Lula.
Vinnie knallte die Tür zu und schob mit Wucht den Riegel vor.
Ich versprach Bob, rechtzeitig zum Mittagessen wieder da zu sein und rannte zum Auto. Beim nächstbesten Geldautomaten hob ich fünfzig Dollar von meinem Konto ab, danach ging es weiter zur Grant Street. Dougie hatte mir, als ich ihm die Windmaschine zurückbrachte, zwei Kartons Dolce Vita-Parfüm angeboten, deren Kauf mir zu dem Zeitpunkt als ein unverdienter Luxus erschienen wäre, aber jetzt, da er Probleme mit der Polizei bekommen hatte, hatte er den Preis ja vielleicht gesenkt. Nicht, dass ich Leichenfledderei betreiben wollte… aber hier ging es schließlich um Dolce Vita.
Drei Wagen standen vor Dougies Haus. Einen erkannte ich sofort, er gehörte meinem Freund Eddie Gazarra. Eddie und ich sind zusammen aufgewachsen. Heute ist er bei der Polizei und verheiratet, mit meiner Kusine Shirley, der Heulsuse. Auf dem zweiten Wagen klebte ein Schild der Wohnungsbaugesellschaft, und der dritte Wagen war ein fünfzehn Jahre alter Cadillac, noch mit Originallackierung und rostfrei. Der Wagen sah so aus, als könnte er gut Grandmas Freundin Louise Greeber gehören, und an die Folgen dieser Vermutung wollte ich lieber nicht denken. Was hatte eine Freundin von Grandma hier zu suchen?
Es wimmelte nur so von Leuten in dem kleinen Reihenhaus, und es war vollgestellt mit allerlei Handelsware. Dougie schlurfte leicht geistesabwesend von einem Kunden zum anderen.
»Das muss alles raus«, sagte er zu mir. »Ich mache dicht.« Moonnan war auch da. »Ej, Leute, das ist nicht in Ordnung«, sagte er. »Der gute Mann hier hat ein Unternehmen aufgebaut.
Das ist doch wohl noch erlaubt in diesem Land, oder? Hat der Mann keine Rechte? Na gut, er hat einer Minderjährigen ein Auto verkauft. Aber wir machen doch alle mal Fehler.
Stimmt’s oder hab ich Recht?«
»Unrecht Gut tut selten gut«, kommentierte Gazarra und hielt einen Stapel Levis hoch. »Wie viel willst du dafür haben, Dougie?«
Ich stieß Gazarra in die Seite. »Ich muss dich mal sprechen.
Es ist wegen Ranger.«
»Allen Barnes hat eine Großfahndung nach ihm eingeleitet.«
»Hat Barnes außer dem Videoband noch irgendwas anderes gegen ihn in der Hand?«
»Da bin ich überfragt. Ich bin nicht eingeweiht. Es sickert auch nicht viel durch. An Ranger will sich keiner die Finger verbrennen.«
»Hat Barnes sich noch andere Verdächtige vorgeknöpft?« »Nicht, dass ich wüsste. Aber wie gesagt, ich bin nicht ein geweiht.«
Ein Streifenwagen parkte draußen in der zweiten Reihe, und zwei Polizisten stiegen aus. »Hier soll es einen Räumungsverkauf geben, habe ich gehört«, sagte einer der Uniformierten.
»Haben Sie auch Toaster?«
Ich zog zwei Parfümflakons aus dem Karton und drückte Dougie zehn Dollar in die Hand. »Was hast du jetzt vor?« »Weiß ich auch nicht. Ich fühle mich, als hätte ich eine schwere Niederlage erlitten«, sagte Dougie. »Nie gelingt mir irgendwas im Leben. Manche Menschen haben eben einfach kein Glück.«
»Halt die Ohren steif, Alter«, sagte Moon. »Das Leben geht weiter. Guck dir mich an. Du musst mit der Zeit gehen.« »Ich muss erst mal meine Zeit absitzen!«, sagte Dougie. »Die bringen mich ins Gefängnis!«
»Meine Rede«, erwiderte Moon. »Das Leben geht weiter. Du gehst ins Gefängnis und
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