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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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brauchst dir um nichts mehr Sorgen zu machen. Keine Miete. Keine Rechnungen. Keine Einkäufe. Du hast kostenlose Unterbringung und Verpflegung und zahnmedizinische Versorgung obendrein. Das will was heißen. Kostenlose zahnmedizinische Versorgung ist nicht zu verachten.« Wir alle starrten Moonnan an und überlegten, ob es klug war, etwas auf diesen Beitrag zu erwidern.
    Ich ging einmal durchs ganze Haus, schaute auch hinten nach, von Grandma oder Louise Greeber keine Spur. Ich verabschiedete mich von Gazarra und quälte mich durch die Menschenmasse zur Tür.
    »Wirklich nett von dir, dass du Dougster unter die Arme greifst«, meinte Moon im Vorbeigehen zu mir. »Kommt echt cool, ej.«
    »Ich wollte nur ein Fläschchen Dolce Vita.«
    Der Cadillac stand nicht mehr vor der Tür. Stattdessen dümpelte die Teppichkutsche an der Kreuzung vor sich hin. Ich setzte mich in den Buick und versprühte erst mal eine Wolke von dem Duftwasser, als Entschädigung für den Pickel am Kinn und das Loch in der Schlabberjeans. Irgendwie reichte das noch nicht. Ich brauchte mehr als nur Parfüm. Ich trug noch etwas Wimperntusche auf und toupierte mir ein bisschen das Haar.
    Lieber eine verpickelte Schlampe als eine verpickelte Lusche. Ich begab mich in die Stadt zum Büro meines Ex-Mannes im Shuman Building. Richard Orr, Rechtsanwalt, Casanova und Arschloch in einem. Er war Juniorpartner in einer großen Kanzlei: Rabinowitz, Rabinowitz, Zeller und Arschloch. Ich nahm den Aufzug zum ersten Stock und suchte die Tür mit seinem Messing-Namensschild. Ich war kein häufiger Gast hier. Die Scheidung war nicht im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt, und Dick und ich schickten uns keine Weihnachtsgrüße. Nur kreuzten sich gelegentlich unsere Wege.
    Cynthia Lotte saß hinter dem Empfangstresen und sah in ihrem schlichten grauen Kostüm und der weißen Bluse wie eine Figur aus einer Anne-Taylor-Werbung aus. Sie blickte wie von Panik ergriffen auf, als ich durch die Tür kam; offensichtlich hatte sie mich noch von meinem letzten Besuch, als Dickie und ich eine kleine Meinungsverschiedenheit ausgetragen hatten, in Erinnerung.
    »Er ist nicht in seinem Büro«, begrüßte sie mich gleich. Allmählich glaube ich an den lieben Gott. »Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    »Schwer zu sagen. Er ist heute den ganzen Tag im Gericht.« Sie trug keinen Ring am Finger, und sie wirkte auch nicht unbedingt gramgebeugt. Eigentlich kam sie mir sogar ganz zufrieden vor, abgesehen von der Tatsache, dass Dickies übergeschnappte Ex-Frau im Büro war.
    Ich täuschte lebhaftes Interesse an dem schicken Empfangszimmer vor. »Die Einrichtung ist wirklich sehr schön geworden. Muss toll sein, hier zu arbeiten.«
    »Meistens.«
    Ich interpretierte das als: meistens, außer in diesem Augenblick. »Ein guter Arbeitsplatz für eine allein stehende Frau, nehme ich mal an. Bestimmt lernt man hier viele Männer kennen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Mir fiel nur gerade Homer Ramos ein. Ich habe mich gefragt, ob Sie den wohl auch hier kennen gelernt haben.« Eisiges Schweigen. Ich hätte schwören können, dass ich ihr Herz pochen hörte. Sie sagte keinen Ton, und ich sagte auch nichts. Ich wusste nicht, was in ihrem Kopf vorging, ich jedenfalls lüftete erst mal meine Gehirnwindungen. Der Name Homer Ramos war mir herausgerutscht, viel spontaner als vorgesehen, und ich hatte ein unbehagliches Gefühl. Normalerweise bin ich nur in Gedanken so richtig gemein zu meinen Mitmenschen.
    Cynthia Lotte fasste sich wieder und sah mich unmittelbar an. Ihre Haltung war auf einmal demütig, und ihre Stimme klang eindringlich. »Ich will nicht vom Thema ablenken«, sagte sie, »aber haben Sie schon mal Pickel-Make-up ausprobiert?«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Ah, nein. Ich glaube nicht…«
    »Bei solchen Pickeln muss man aufpassen. Wenn die so richtig dick und rot werden und sich mit Eiter füllen, können sie Narben hinterlassen.«
    Bevor ich mich versah, tasteten meine Finger am Kinn herum. Ach, du Schreck! Sie hatte Recht! Der Pickel fühlte sich riesig an. Er blühte regelrecht auf. Scheiße! Mein inneres Notstromaggregat meldete sich, und die Nachricht lautete: Lauf weg! Versteck dich!
    »Ich muss sowieso los«, sagte ich und trat den Rückzug an.
    »Richten Sie Dickie aus, ich hätte nichts Besonderes gewollt.
    Ich wäre gerade in der Gegend gewesen und hätte nur guten Tag sagen wollen.«
    Ich ging zur Tür, lief die Treppe hinunter und rannte durch das Foyer nach draußen auf

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