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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wieder da bist, willst du Bob doch sicher bald abholen, denke ich mal.«
    »Ich muss heute den ganzen Tag arbeiten.«
    »Kein Problem. Ich bringe ihn dir vorbei. Gib mir mal deine Adresse.«
    Ein Zögern am anderen Ende. »Also gut, es ist Folgendes«, sagte Simon. »Eigentlich will ich den Hund gar nicht wiederhaben.«
    »Der Hund gehört aber dir!«
    »Jetzt nicht mehr. Nach dem Gesetz sind neun Zehntel des Besitzes am Hund auf dich übergegangen. Bei dir ist das Hundefutter. Bei dir ist die Kotschaufel. Und der Hund selbst ist auch bei dir. Hör zu, der Hund ist eigentlich ganz lieb, aber ich habe einfach keine Zeit für ihn. Ich glaube, ich habe eine Allergie.«
    »Und ich glaube, du bist ein Blödmann.«
    Simon seufzte. »Du bist nicht die erste Frau, die das zu mir sagt.«
    »Ich kann ihn unmöglich behalten. Er fängt an zu jaulen, sobald ich aus dem Haus gehe.«
    »Wem sagst du das. Und wenn du ihn allein lässt, frisst er die Möbel.«
    »Was? Was soll das heißen… er frisst die Möbel?«
    »Vergiss es. Es ist mir so herausgerutscht. Natürlich frisst er keine Möbel. Ich meine, daran kauen ist nicht das Gleiche wie fressen. Ach, Scheiße«, sagte Simon. »Viel Glück.« Er legte auf. Ich wählte seine Nummer noch mal, aber er ging nicht mehr ran.
    Ich trug das Telefon zurück in die Küche und machte Bob zum Frühstück einen Napf mit Hundekuchen. Mir goss ich eine Tasse Kaffee ein und nahm mir ein Stück Kuchen. Eins war noch übrig, und das gab ich Bob. »Du frisst doch keine Möbel, stimmt’s?«, sagte ich.
    Grandma hockte vor dem Fernseher und guckte den Wetterkanal. »Wegen Abendessen brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, sagte sie. »Wir essen die Reste von den Fleischbäll’ chen.«
    Ich reckte zur Bestätigung den Daumen in die Höhe, aber Grandma konzentrierte sich gerade voll und ganz auf das Wetter in Cleveland und sah mich gar nicht.
    »Ich gehe dann jetzt«, sagte ich.
    Grandma nickte.
    Grandma sah ziemlich ausgeruht aus, ich dagegen war völlig fertig. Ich bekam nicht genug Schlaf, und die nächtliche Personenüberwachung und Grandmas Schnarchen gaben mir den Rest. Ich schleppte mich aus der Wohnung nach draußen auf den Hausflur. Während ich auf den Aufzug wartete, wären mir beinahe die Augen zugefallen.
    »Ich bin erschöpft«, sagte ich zu Bob. »Ich brauche mehr Schlaf.«
    Ich fuhr zu meinen Eltern. Bob und ich stürmten in die Küche, wo meine Mutter gerade die Zutaten zu einem Apfelstrudel zusammenstellte und ein Liedchen dabei summte.
    »Das ist bestimmt Bob«, sagte sie. »Deine Oma hat mir gesagt, du hättest jetzt einen Hund.«
    Bob lief auf meine Mutter zu.
    »Aus!«, rief ich. »Wehe dir!«
    Bob
bremste einen halben Meter vor meiner Mutter ab und sah mich über die Schulter an.
    »Du weißt genau, was ich meine!«, sagte ich zu Bob.
    »Das ist ja ein wohlerzogener Hund«, stellte meine Mutter fest.
    Ich klaute mir ein Apfelstück aus dem Teig. »Hast du gewusst, dass Grandma schnarcht, dass sie in aller Herrgottsfrühe aufsteht und dass sie stundenlang den Wetterkanal guckt?« Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein. »Ich schwor’s dir, so ist es«, sagte ich zu dem Kaffee.
    »Wahrscheinlich genehmigt sie sich ein paar Schlückchen vorm Schlafengehen«, sagte meine Mutter. »Sie schnarcht immer, wenn sie sich einen hinter die Binde gekippt hat.«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe zu Hause keinen Alkohol.«
    »Guck mal im Kleiderschrank nach. Da bewahrt sie ihn für gewöhnlich auf. Ich räume andauernd leere Flaschen aus ihrem Schrank.«
    »Meinst du, sie kauft sich den Alkohol selbst und versteckt ihn im Kleiderschrank?«
    »Sie versteckt ihn nicht. Sie bewahrt ihn da nur auf.«
    »Soll das heißen, Grandma ist Alkoholikerin?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie pichelt bloß ab und zu mal. Es hilft ihr beim Einschlafen, sagt sie.«
    Vielleicht wäre das die Lösung. Vielleicht sollte ich auch anfangen zu trinken. Das Problem ist nur, dass ich mich regelmäßig übergeben muss, wenn ich zu viel gepichelt habe. Und habe ich einmal angefangen zu picheln, weiß ich nie, wann ich aufhören muss. Und wenn ich zu viel intus habe, ist es zu spät. Es ist ein Kreislauf. Ein Schluck führt unweigerlich zum nächsten.
    Die Wärme aus dem Backofen überwältigte mich. Ich befreite mich von dem Hemd, legte den Kopf auf die Tischplatte und schlief ein. Ich träumte, es wäre Sommer und ich würde am Strand von Point Pleasure schmoren. Unter mir heißer Sand, über mir die heiße Sonne.

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