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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dem Rücken zu ihr, wofür er sehr dankbar war. Denn das hieß, dass sie das freudige Aufblitzen in seinen Augen und das Lächeln nicht sah, das sein Gesicht aufleuchten ließ. »Und wie geht es dir damit?«
    Carol lachte. »Ach, Tony, du bist so ein verdammter Seelenklempner.«
    Er sah über die Schulter zu ihr hin. »Tut mir leid. Aber es war keine Psychofrage. Es war nur als freundliche Nachfrage gemeint.«
    »Ich bin wütend auf ihn, weil er mich in die Enge getrieben hat. Er hat einen absolut lächerlichen Blumenstrauß im Büro abgeben lassen, und dann ist er heute Abend dort aufgekreuzt. Wenn er es einfach auf sich hätte beruhen lassen, hätten wir Freunde sein können. Aber diese Anmaßung, verstehst du?«
    Tony kam mit den Gläsern an den Tisch. »Ich weiß. ›Du hast mit mir geschlafen, wie schaffst du es also, mich nicht zu lieben?‹«
    »Genau. Und du weißt ja, wie ich bin, wenn man mich bedrängt.«
    Er duckte sich. »Gar nicht gnädig.«
    »Ich habe ihn furchtbar behandelt«, gab sie zu. »Aber ich wollte keine Unklarheit bestehen lassen. Dafür habe ich im Moment weder Zeit noch die Energie.« Sie nahm dankbar einen Schluck. »Ich hoffe nur, es mir mit ihm nicht so verdorben zu haben, dass er uns als Gutachter verloren geht.«
    »Ich glaube nicht. Sein bisheriges Verhalten lässt mich eher vermuten, er wird dich mit seiner Großzügigkeit beeindrucken wollen. Und natürlich wird er, wenn erst etwas Zeit vergangen ist, sich wünschen, dass dir klar wird, welch gute Chance du verpasst hast, indem du ihn hast gehen lassen. Mach dir keine Gedanken, Carol, er wird wiederkommen.« Tony hob sein Glas, um ihr zuzutrinken.
    Sie stöhnte. »Manchmal hasse ich dich«, sagte sie.
    »Du wirst mich noch mehr hassen, wenn du hörst, was ich dir zu sagen habe.«
    »Ach ja«, sagte sie. »Da gab es doch irgendeinen Grund, weshalb ich hier bin, oder? Also, spuck’s aus.«
    Im geschickten Verpacken von Neuigkeiten war er noch nie gut gewesen. Seine Vortragsweise war immer direkt, schonungslos und schlicht. Selbst Carol zuliebe konnte er nicht diplomatisch sein.
    »Irgendwo wirst du als Kernpunkt dieses Falls entweder auf einen Polizisten stoßen oder auf jemanden, der eng mit der Polizei zusammenhängt. Einen von der Spurensicherung, so etwas in der Richtung.«
    Carol hielt ihre Hand auf dem Weg zum Mund plötzlich an. Vorsichtig stellte sie ihr Glas ab. »Das ist ja allerhand, so eine Behauptung.«
    »Es macht Sinn. Ich glaube nicht, dass Derek Tyler sich diese Verbrechen ausgedacht haben kann. Tyler ist nicht sehr intelligent. Er ist eigensinnig, aber auch sehr leicht zu beeinflussen. Wenn er eine Prostituierte aus freien Stücken hätte töten wollen, hätte er es nicht so angestellt. Es wäre auf der Straße passiert, mit einem Messer oder einem zerbrochenen Backstein. Es hätte jede Menge Spuren gegeben. Er ist kein so raffinierter Spieler wie unser Mörder. Aber Derek Tyler wurde auch nicht angeschwärzt. Und so kommen wir zur Viper. Denn eine psychologische Tatsache lässt sich nicht von der Hand weisen: Derek Tyler hätte sich diese Verbrechen nicht ausdenken können. Hier geht es um die Vorstellungswelt eines anderen Menschen. Irgendjemand anders hat die Strippen gezogen.«
    »Und wenn jetzt Tyler der Drahtzieher ist? Wenn er jemanden veranlasst, die Verbrechen zu begehen, damit er den Rest der Zeit nicht absitzen muss?« Sie wusste, dass sie ihm von Hart erzählen sollte. Aber sie wollte sehen, wo er ohne Beeinflussung durch ihren Verdacht hinsteuerte.
    Tony schüttelte den Kopf. »Glaub mir, Carol. Ich habe einige Zeit mit ihm verbracht. Er hat einfach nicht den Grips dazu.«
    »Wenn also die Viper hinter alldem steckt, warum sollte die dann zwei Jahre bis zum nächsten Mord warten?«
    Tony schloss die Augen und legte die Handflächen auf den Tisch. »Weil ich vorsichtig bin. Weil ich will, dass sich die Lage beruhigt. Weil es seine Zeit dauert, bis sich ein weiterer Derek Tyler findet. Weil ich mir nicht selbst die Hände schmutzig machen will. Weil das Vergnügen darin besteht, zweierlei Macht auszuüben. Nicht nur die Macht über das Opfer, sondern auch die Macht über den Killer. Und dieses Mal auch die Macht über die Polizei.« Er machte die Augen auf. »Aber hauptsächlich, weil ich nicht erwischt werden will und es einige Zeit dauert, die Dinge so einzurichten, dass ich mich schützen kann.«
    »Okay. Das macht alles einigermaßen Sinn«, sagte Carol widerwillig. »Aber ich verstehe nicht, wieso

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