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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hätten warten sollen, bis sie die kompletten Durchsuchungsergebnisse aus Derbyshire hatten, bevor sie die drei Männer vernahmen. Aber Kevin war so darauf aus gewesen, die Sache in Gang zu bringen, und außerdem besorgt, dass die Kollegen in Derbyshire sich aus purer Sturheit bei den Durchsuchungen Zeit lassen würden. Und wegen der gesetzlichen Vorschriften konnten sie die Männer nur sechsunddreißig Stunden festhalten, danach mussten sie einem Richter vorgeführt werden, der wahrscheinlich die komplexe Beweislage und den Zusammenhang mit der Kamera nicht verstehen und deshalb den Antrag auf Haftverlängerung ablehnen würde. Kevin hatte ihr gesagt, dass die Kollegen in Derbyshire zunehmend widerspenstig wurden, weil sie meinten, die Drecksarbeit für die Angeber aus der Stadt machen zu müssen. Deshalb hatte sie trotz ihrer Bedenken eine Reihe von vorbereitenden Vernehmungen genehmigt.
    Carol drückte ihren Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen. Sie machte zu viele Fehler. Das war gar nicht ihre Art. Es machte ihr Angst, jetzt, wo Paulas Leben auf dem Spiel stand. Patzer waren an sich schon schlimm genug, aber wegen der Furcht, etwas zu vermasseln, zögerte sie einfach zu lange. Die Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen, konnte bei einem Fall von dieser Brisanz genauso schädlich sein wie eine falsche Entscheidung. Sie seufzte und rief in Derbyshire an. Dann nahm sie ihren Mantel. Es war Zeit zu gehen und herauszufinden, womit Tony so geheimnistuerisch umging. Und vielleicht konnte sie dabei zugleich wenigstens noch eine ihrer Sorgen loswerden.
    Sie machte im Einsatzzentrum Halt, wo Merrick immer noch mit müden Augen und gebeugten Schultern Aussagen durchackerte. Er sah auf, als sie eintrat, und schüttelte langsam den Kopf. Carol ging mit einem beruhigenden Wort für jeden im Raum umher. Schließlich stand sie neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter. »Wir werden sie finden, Don«, sagte sie. »Gehen Sie doch nach Hause und ruhen Sie sich aus.«
    Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. »Nach Hause? Ma’am, ich wohne bei ihr. Nach Hause gehen macht es nur noch schlimmer. Es kommt mir wie ein Vorwurf vor.«
    Carol verfluchte sich wegen ihrer mangelnden Sensibilität. »Können Sie nicht zu Lindy und den Kindern zurückgehen? Nur für ein paar Nächte?«
    »Dafür ist es zu spät. Sie spricht nicht mal mehr mit mir.«
    Carol drückte seine Schulter. »Gehen Sie in ein Hotel, Don. Rechnen Sie es zu den Spesen für die Ermittlungen dazu. Aber ruhen Sie sich aus, bitte.«
    Er warf ihr ein ironisches Lächeln zu. »Wenn Sie es tun, Ma’am, tu ich es auch.«
    »Treffer! Aber ich verlasse jetzt wenigstens das Gebäude, Don. Und das sollten Sie auch tun.«
    Sie war in Gedanken vertieft schon halb im Korridor, als Jonathan Frances’ vertraute Gestalt in der Lederkluft auf sie zugeschlendert kam und sie auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Er grinste und beschleunigte den Schritt, ohne Carols starren Gesichtsausdruck wahrzunehmen.
    »Was machst du hier? Wie bist du reingekommen?«, wollte sie wissen.
    Er blieb stehen, sein Lächeln verschwand. »Ich wollte dich sehen. Der Typ am Schalter vorne erinnerte sich, dass ich schon einmal hier war, und ließ mich raufkommen.« Er schien gekränkt. »Ich dachte, du würdest dich freuen, mich zu sehen«, fügte er traurig hinzu.
    Als Antwort riss Carol die nächstbeste Tür auf und führte ihn in ein leeres Besprechungszimmer. »Hier rein«, wies sie ihn mit einer Kopfbewegung an. Er folgte ihr und wurde trotz der ungünstigen Aussichten für die erwartete vertrauliche Unterredung wieder munter. Carol schloss die Tür hinter ihm und starrte ihn an. »Was hast du dir dabei gedacht, mir diese Blumen zu schicken?«
    Vor Schreck machte er ein langes Gesicht. »Ich dachte, sie würden dir gefallen.«
    »Warum hast du sie nicht zu mir nach Hause geschickt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dort bist du ja nie.«
    »Sie wären bei einem Nachbarn abgegeben worden. Aber nein, du hast sie hierher geschickt. Bist du nicht mal auf den Gedanken gekommen, dass eine Polizeiwache die reinste Brutstätte für Tratsch ist? Dass mein Privatleben jetzt von der Kantine bis zum Polizeipräsidenten Gegenstand von Spekulationen ist?«
    »Ich habe nicht gedacht …«
    »Stimmt, das hast du nicht. Ich leite zwei wichtige Ermittlungsverfahren hier, und das Letzte, was ich brauchen kann, ist eine Ablenkung dieser Art.«
    Gekränkt und wütend ging er auf sie los. »Ablenkung? Als

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