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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dass ihm sonst niemand für das danken würde, was er erreicht hatte. Sie legte auf und hätte sich am liebsten ganz klein zusammengerollt und geheult, aber das würde bis später warten müssen.
    »Chefin?«, sagte Kevin besorgt. Carol wusste, dass seine Besorgnis in Wirklichkeit nicht ihr galt, aber das verzieh sie ihm.
    »Die Viper«, sagte sie. »Ein Straßenmädchen hat Sam den Namen genannt.«
    Kevin strahlte. »Aber das ist doch eine tolle Nachricht.«
    »Nein, gar nicht«, sagte Carol tonlos. Es war, als brächte sie es nicht über sich, es ihm zu sagen. Sie wandte sich ab und begann die Treppe hinunterzulaufen. »Stacey«, rief sie. »Und Sie auch, Kevin. Kommt mit.«
    Kevin holte sie am Wagen ein, Stacey folgte ihm. »Wer ist es?«, drängte er. »Wer ist es?«
    Carols Gesicht zuckte vor Schmerz. »Jan Shields«, sagte sie.
    Kevin fuhr zurück, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. Er lachte ungläubig kurz auf. »Das ist doch ein schlechter Scherz. Da hat jemand mit ihr ’ne Rechnung offen.«
    »Sam behauptet, dass es stimmt«, sagte sie mit schwerer Stimme. »Ich hätte auf Tony hören sollen«, fügte sie hinzu und fuhr sich durchs Haar. »Können wir losfahren, Kevin, bitte?«
    Ganz benommen schloss er den Wagen auf, und sie stiegen ein. »Stacey, rufen Sie die Station an und lassen Sie sich Jan Shields’ Adresse geben«, sagte Carol über die Schulter. »Mist, ich hätte auf Tony hören sollen.«
    »Was? Hat er gesagt, es sei Jan Shields?« Kevin klang, als finde er das unvorstellbar.
    »Er sagte, es stecke jemand von der Polizei dahinter. Ich wollte ihm nicht glauben.«
    »Wo soll ich hinfahren?«, sagte Kevin, während Carol das Blaulicht wieder auf dem Dach fixierte.
    Stacey rief vom Rücksitz die Adresse nach vorn. »Es ist in der Micklefield-Siedlung.«
    »Wir haben noch immer lediglich die Behauptung einer Prostituierten«, sagte Kevin, während er sich einen Weg durch den Verkehr bahnte. »Und es macht keinen Sinn.«
    Carol seufzte, als trüge sie alle Last der Welt auf ihren Schultern.
    »O doch, es macht Sinn. Es ist das Erste, was Sinn macht, seit diese ganze verdammte Sache angefangen hat.«

    Tony klickte eine weitere Schaltfläche an und hoffte, dass er so einen Hinweis bekommen würde, wo das Material der Webcam herkam. Er hatte sich vom Bildschirm abgewandt, weil er den Anblick von Paulas Zustand nicht ertragen konnte. Wenigstens war sie noch am Leben. Er wusste, dass es höchste Zeit war, Carol anzurufen. Stacey Chen war für diese Aufgabe viel geeigneter als er.
    Er wollte sein Mobiltelefon herausnehmen, hatte aber kaum die Hand wieder aus der Tasche gezogen, als er hinter sich eine leise Stimme hörte, die sein Blut in den Adern gerinnen ließ.
    »Sie sind hier eingebrochen. Ich habe das Recht auf meiner Seite.«
    Er erstarrte und drehte sich langsam um. Jan Shields stand kerzengerade nur einige Zentimeter von ihm entfernt und hielt fast lässig ein glänzendes Messer in der Hand. Ihr Blick war kalt und entschlossen, ihre ganze Haltung drückte planvoll beherrschte Gewaltbereitschaft aus. »Lassen Sie das Telefon fallen«, fügte sie hinzu.
    Er tat, was sie befahl. Keinen Moment bezweifelte er, dass sie nicht zögern würde zuzustechen, wenn er sich weigerte. »Wird ’n bisschen schwierig sein, mit Notwehr zu argumentieren, alle wissen doch, dass ich ein Schwächling bin.«
    Sie verzog verächtlich die Lippen. »Ich glaube, das Argument werde ich nicht zu bringen brauchen, weil niemand weiß, dass Sie hier sind, oder?«
    »Carol weiß es«, sagte er beiläufig, damit es überzeugender klang.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie würde Sie nie hier so allein herumgurken lassen. Sie geht doch immer sehr korrekt vor, die liebe Carol. Ich glaube eher, dass Sie ganz in meiner Gewalt sind, Dr. Hill.«
    Sie war so daran gewöhnt zu dominieren, dachte er. Die einzige Möglichkeit, ihr zu entkommen, war, ihr die Macht zu nehmen. In der Theorie ganz schön. Aber sein Problem war, dass er jämmerlich wenig Spielraum dafür hatte. »Das ist doch nicht Ihr Stil, Jan«, versuchte er es zunächst einmal.
    Aus irgendeinem Grund fand sie das amüsant. »Meinen Sie?«
    »Es ist doch viel zu hautnah. Sie mögen es doch, wenn jemand anders die Drecksarbeit macht.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wollen Sie damit sagen, ich hätte etwas mit diesen Morden zu tun?«, fragte sie, und ihr Engelsgesicht nahm einen Ausdruck gekränkter Unschuld an.
    »Es sind Ihre Morde, Jan. Sie

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