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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Geld zu verdienen. Ich geh jetzt.«
    Sie nahm ihre knappe Jeansjacke von der Stuhllehne und stelzte davon. Carol sah ihr frustriert und verwirrt nach. »Gestern Abend bei Kevin war sie viel entgegenkommender«, sagte sie.
    Jan zuckte mit der Schulter. »Vielleicht redet sie lieber mit Männern.«
    »Sie kam mir nervös vor – wegen Carl Mackenzie.«
    Jan schien sich zu langweilen. »Sie kauft von ihm. Sie will nicht, dass wir ihn von der Straße nehmen. Er ist harmlos. Psychisch etwa auf dem Stand eines Zehnjährigen. Die Mädchen behandeln ihn wie ihr Schoßhündchen.«
    »Glauben Sie, dass Dee die Wahrheit sagt? Dass sich Sandie nicht von ihm beliefern ließ?«
    Jan überlegte und drehte dabei ihr Glas zwischen den Händen. »Wahrscheinlich. Wenn Sandie von Jason gekauft hätte, hätte sie nicht gleichzeitig von Carl bezogen. Sie arbeiten beide als Straßendealer für den gleichen Zwischenhändler. Außerdem, welchen Vorteil hätte Dee davon, dass sie uns belügt?«
    »Wie Sie schon sagten, so bleibt ihr der Dealer erhalten, und sie kann von ihm beziehen«, erklärte Carol.
    Jan verzog das Gesicht zu einer skeptischen Grimasse, was sie aussehen ließ wie ein schmollendes, nicht mehr ganz taufrisches Engelchen. »Ich kann’s mir nicht vorstellen. Wenn Sie möchten, werd ich mal bei den Kollegen nachfragen, die in der Nacht Dienst hatten, ob jemand mit ihm gesprochen hat.«
    »Das wäre ganz gut. Und wenn das nicht der Fall war, könnten Sie vielleicht mal mit ihm reden.« Sie hatte am frühen Morgen selbst flüchtig die Berichte durchgelesen, konnte sich aber nicht an Einzelheiten erinnern. »Und genauso mit Jason Duffy.«
    Carol wusste, dass sie sich an einen Strohhalm klammerte. Wenn man bei den Ermittlungen nicht frühzeitig auf deutliche Spuren traf, war man immer versucht, das zu tun. Sie fing bereits an, in Bezug auf Sandie Fosters Ermordung kein gutes Gefühl zu haben. Alle Merkmale eines Falles, der nicht recht vorankam, waren bereits sichtbar. Wenn sie nicht bald auf einen glücklichen Zufall stießen, würden die Hoffnungsträger in Carols Gruppe sich in Sündenböcke verwandeln. Und mit so etwas, glaubte sie, konnte sie im Moment nicht fertig werden.

    Er ist das Stadtgespräch. Vorne auf der Abendzeitung. Er kann nicht gut lesen, aber die Schlagzeilen schafft er. Er hatte nicht erwartet, dass es so sein würde, nicht bei einer Hure wie Sandie. Die Bullen müssen sich totärgern, denkt er. Große Schlagzeilen über einen Mord – da stehen sie schlecht da.
    Daran, wie sie überall auf den Straßen herumlaufen und mit jedem reden, den sie erwischen können, merkt er, dass sie nicht wissen, wo sie suchen sollen. Sie versuchen verzweifelt das zu finden, was, wie er weiß, nicht auffindbar ist. Er weiß, dass es nicht zu finden ist, weil er alles genauso gemacht hat, wie ihm befohlen wurde.
    Er ist stolz darauf und kann sich nicht erinnern, sich je so gut gefühlt zu haben. Irgendwann muss es mal etwas gegeben haben, was er richtig gemacht hat, wo er den Kopf hoch tragen konnte. Aber wenn er in seinem wirren Gedächtnis sucht, findet er nichts.
    Die Stimme versteht das. Die Stimme ist auch stolz auf ihn. Er weiß das, denn als er gestern Abend in sein Zimmer zurückkam, war die Belohnung da. Ein kleines Päckchen lag auf seinem Fernseher mit Videogerät, es war in schönes glänzendes Papier mit Holographiemotiven eingeschlagen und mit einem breiten goldenen Band verschnürt. Es war so schön, dass er sich fast scheute, es aufzumachen. Er wäre gern damit herumgelaufen, damit die Leute sahen, dass er jemand war, der besondere Geschenke bekam. Aber er tat es dann doch nicht. Denn er wusste, dass das dumm wäre. Und er strengte sich sehr an, jetzt nicht dumm zu sein.
    Stattdessen saß er lange auf dem Bett, betastete das Geschenk und drehte es hin und her. Schließlich beschloss er, es zu öffnen, um zu sehen, was drin war. Er hatte eine bestimmte Ahnung, aber er wollte sicher sein. Zuerst löste er das Band, zwang seine schwerfälligen Finger, langsam den Knoten aufzumachen, statt es mit den Zähnen aufzureißen oder mit dem Schweizer Messer aufzuschneiden. Dann legte er das Papier und das Band sorgfältig zusammen und beides in eine Schublade.
    Es enthielt tatsächlich die Belohnung, die er erwartet hatte. Eine Videokassette. Mit feuchten Händen schob er sie ins Videogerät und nahm die Fernbedienung in die Hand, um den Fernseher anzuschalten. Und da war er, in seiner ganzen Herrlichkeit, sein erster

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