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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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männlichen Politiker, auch das war Manduschek wohl bekannt, waren hier bereits selbst einmal zum Schuss gekommen.
    Schon tauchte im Lichtkegel des grellen Xenon-Strahlers eine etwas klapprige Gestalt auf, offensichtlich alkoholisiert und außerdem eine Zigarette in den Fingern. Bleib mir bloß vom Leib, dachte Manduschek angewidert und fuhr weiter. Hinter ihm bog ein Wagen in die Straße ein, doch er scherte sich nicht weiter darum, denn es gab genügend Platz zum Überholen. Ein junges Mädchen, maximal sechzehn Jahre alt, wie er schätzte, trat vom Bordstein hinab und beugte sich auffordernd nach vorne. »Ich bin doch kein Kinderficker«, knurrte Manduschek kopfschüttelnd und beschleunigte ruckartig für einige Meter, so dass die Kleine erschrocken zurücksprang.
    Dann endlich sah er sie: groß gewachsen, langes, dunkelblondes Haar, dezentes Make-up; ein angenehmer Kontrast zu der üblichen billigen Kriegsbemalung. Du hast noch Stolz in dir, dachte Manduschek erregt, dich will ich haben. Er verlangsamte den Wagen, bis er neben ihr zum Stehen kam, und ließ surrend das Beifahrerfenster hinabgleiten.
    »Steig ein«, forderte er. Die Hure bibberte und hielt sich mit einer Hand die gesteppte Jacke zu. Unter ihrem Minirock trug sie schwarze Leggins, dazu kniehohe, ebenfalls schwarze Stiefel.
    »Dreißig Euro für eine schnelle Nummer«, sagte sie, hinabgebeugt, und wartete auf eine Reaktion. Ihre Stimme war nahezu akzentfrei, lediglich das rollende R und das kehlige U ließen darauf schließen, dass sie Osteuropäerin war.
    Gott, für dreißig Euro öffne ich nicht mal einen Briefumschlag, schoss es Manduschek durch den Kopf.
    »Ich hab doch gesagt, steig ein«, wiederholte er ungeduldig. »Mach schon, es zieht! Wir fahren runter ins Motel an der A5, und ich zahl dir die ganze Nacht. Sind zweihundert okay?«
    »Okay«, lächelte sie matt und stieg ein, Sekunden später brauste der Audi davon.

    Grimmig schaltete Arthur Drechsler die Scheinwerfer wieder ein und setzte den Golf in Bewegung. Zweimal hatte er kopfschüttelnd ablehnen müssen, als frierende Huren an sein Beifahrerfenster traten, in der verzweifelten Hoffnung auf eine halbe Stunde im geheizten Wageninneren. Schert euch zum Teufel, dachte er voller Abscheu, schlimm genug, dass mir eine eurer Kolleginnen in meine Abendpläne hineinpfuscht. Wäre es ein normaler Freitagabend, so würde Lars Manduschek es sich in der Sauna bequem machen, drei Durchgänge, danach auf die Couch mit einer Flasche teurem Rotwein und irgendwelchem Fingerfood. Oft genug hatte er seine Freunde dazu eingeladen, auch Drechsler hatte an diesem Ritual gerne teilgenommen, vor allem, wenn zum letzten Saunagang ein paar Edelhuren dazustießen. Doch heute fuhr Manduschek nicht nach Hause, zumindest nicht in den nächsten Stunden. Der Audi ordnete sich ein in Richtung A5, zum Frankfurter Kreuz, und beschleunigte unmittelbar nach Verlassen der Auffahrt so schnell, dass Arthur Drechsler bald nur noch die Rücklichter sah.

Freitag, 17.12 Uhr
    G ib’s auf«, murrte Frank Hellmer, als Julia zum dritten Mal auf die vergilbte Plastikoberfläche der Türklingel drückte und den Finger einige Sekunden darauf ruhen ließ. Die beiden Kommissare standen vor der ausgeblichenen hölzernen Wohnungstür von Hubert Brack. Im Inneren schnarrte das unangenehme metallische Geräusch zweier Metallplatten, zwischen denen ein Klöppel vibrierte, doch zwischen den Klingeltönen herrschte Totenstille.
    »Lassen wir den Schlüsseldienst kommen?«, fragte Julia unentschieden, es war eher ein lautes Denken als eine ernst gemeinte Frage.
    »Spinnst du?« Hellmer tippte sich an die Stirn. »Aufgrund welcher Annahme willst du das denn gegenüber Berger rechtfertigen?«
    »Ist mir scheißegal«, knurrte die Kommissarin. »Viel weniger steht mir der Sinn danach, in ein paar Tagen eine weitere Leiche in ihrer Wohnung zu finden. Reicht dir die Löbler-Geschichte nicht aus?«
    »Ja, das war ätzend«, gestand Hellmer ein, »aber nicht unsere Schuld. Außerdem war Löbler doch eine ganz andere Nummer als dieser Brack. Mensch, Julia, wir reden hier von einem Haus-Meis-Ter«. Während er die letzten Silben aussprach, gestikulierte er mit der Hand, um ihnen Bedeutung zu verleihen. »Der ist vielleicht gerade mit Streusalz unterwegs, das scheint doch seine Hauptbeschäftigung zu sein, und wir wissen bereits, dass er kein Guthaben auf dem Handy hat oder mit leerem Akku herumläuft. Meinetwegen fahren wir noch mal zur Taunusanlage,

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