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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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ihrem Hund vorbeigetappt, angestrengt keuchend und völlig auf ihren Laufrhythmus konzentriert. Ansonsten war die heruntergekommene Gartenanlage in den Wintermonaten wie ausgestorben; nicht zuletzt aus diesem Grund hatte er sich dieses Domizil auserkoren.
    Er verbarrikadierte den Wohnwagen, vergewisserte sich, dass nirgendwo warme Luft austrat und verräterisches Kondensat verursachte. Doch seine Handgriffe waren längst Routine: Die Gasheizung war ausgeschaltet, die Luken dicht, und Licht brannte auch keines mehr. Alles bereit für die Jagd.
    Mit eiligen Schritten stapfte er über den geschotterten Weg, an dessen Seiten vereiste Schneereste lagen. Er fröstelte, die Temperatur war längst wieder unter null und die Luft diesig. Es roch nach Neuschnee. Aus seinem Mantel zog Arthur einen einzelnen abgegriffenen Schlüssel. Erneut um sich blickend trat er aus der Wegmündung hinaus auf den Gehsteig und überquerte die Straße. Zwei Autos näherten sich, doch keiner der Fahrer beachtete ihn. Er erreichte einen dunkelblauen 3er Golf, dessen linker Kotflügel durch einen schwarzen ersetzt war und über dessen Fahrertür sich auf Kniehöhe eine lange Delle zog. Kein Lackschaden, daher hatte er die Tür behalten. Es gab in Frankfurt unzählige Autos in diesem Zustand, und genau das machte den Golf für Arthur so wichtig. Er zog einen Pappkarton, der hinter den Scheibenwischern klemmte, zur Seite, faltete ihn und klopfte den Reif hinunter. Er steckte den Schlüssel in den Schließzylinder der Fahrertür, beim Drehen musste er etwas hin und her rütteln, dann sprang der Türknopf nach oben. Arthur stieg ein, der Motor startete beim ersten Versuch und lief für seine zweihundertzwanzigtausend Kilometer und die extreme Außentemperatur erstaunlich rund.
    Arthur steuerte den Wagen durch den Nachmittagsverkehr, der bereits spürbar nachgelassen hatte. Freitags, so wusste er nur allzu gut, war man am besten beraten, vor zwölf Uhr mittags den Absprung zu schaffen, oder man blieb bis nach sechzehn Uhr im Büro, um den Pendlerströmen auszuweichen. Es dauerte eine Viertelstunde, dann erreichte er die Taunusanlage und hielt in angemessener Entfernung vor dem Glaspalast, in dem sich der Letzte der Big Five verbarg. Der gute alte Lars, dachte Arthur hämisch, ob er die Hosen bereits voll hat? Doch warum sollte er? Die Polizei ermittelte noch immer in die völlig falsche Richtung, diese Durant und ihr Lakai hatten keinen blassen Schimmer. Drechsler lehnte sich in seinem Sitz zurück und beobachtete die Anzeige seiner Uhr. Wenn sich in den zwei Jahren nichts geändert hatte, fuhr Manduschek um Punkt siebzehn Uhr seinen PC herunter. Der Empfang war freitags um diese Zeit längst nicht mehr besetzt, und in den wenigsten Büros befanden sich noch Anwälte. In der heiligen Viertelstunde, so hatte Manduschek sein Ritual einst selbst bezeichnet, dimmte der Anwalt seine Bürobeleuchtung und lehnte sich mit einem Glas Rotwein in seinen Ledersessel, die Füße auf einen niedrigen Beistelltisch gelegt. Er blickte hinab auf die Lichter der Stadt oder im Sommer auf den Sonnenuntergang. Dabei hörte er meist klassische Musik, am liebsten opulente Stücke von Richard Wagner, wie etwa den Fliegenden Holländer. Diese Auszeit dauerte nie weniger als fünfzehn Minuten, aber nur selten mehr als zwanzig, wie Arthur wusste. Anschließend prüfte Manduschek, dass alles ausgeschaltet war, schloss sein Büro ab und begab sich zum Fahrstuhl. Bis zum Verlassen des Gebäudes vergingen so weitere fünf bis zehn Minuten. Arthur knackte mit den Knöcheln seiner Finger und gähnte. Die von der Heizung aufgewärmte Luft schmeckte nach Abgasen und roch muffig; wer konnte schon wissen, wie viel Schmutz und Verunreinigungen die fünf Vorbesitzer und deren Kinder und Haustiere in diesen Wagen geschleppt hatten.
    Da sah Arthur ihn und zuckte erregt zusammen. Pünktlich wie die Maurer, dachte er zufrieden, und ein hämisches Grinsen legte sich über seine Mundwinkel; 17.28 Uhr, Lars Manduschek betritt die Bühne.

    Ein eisiger Windzug fuhr Manduschek durchs Haar, als er die Wärme der Lobby verließ und nach außen trat. Er fröstelte, zog den Knoten seines Wollschals enger und schlug den Mantelkragen hoch. Danach verschwanden seine Hände in den Manteltaschen, er hatte weder Handschuhe noch Mütze dabei. Zum Glück musste er keine Tasche mit sich schleppen, Manduschek vermied es so oft wie möglich, Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Die wichtigen Akten hatte er dort ohnehin

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