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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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als Kopien, wenigstens das Tagesgeschäft aber konnte durchaus für zwei Tage ruhen. Manduschek wandte sich nach links, eilte mit klackenden Absätzen seiner teuren Lederschuhe über die Platten des Gehwegs – Schuhe, die mehr gekostet hatten als sein Anzug, aber nichts taugten, wenn es um Banalitäten wie warme Füße ging. Zielstrebig bewegte er sich auf die Zufahrt der Tiefgarage zu, die im Nachbargebäude untergebracht war. Ein dunkler, schon etwas in die Jahre gekommener Golf hielt unweit der Ausfahrt im Parkverbot, wie Manduschek aus den Augenwinkeln registrierte. Gleichgültig bog er um die Kurve und erreichte bald darauf seinen Wagen, einen silbernen R8 Spyder – den Ferrari unter den Audis, wie er gerne betonte, nur eben in deutscher Qualität. Warum er dieses Sportcabrio auch im Winter fuhr, hatte Sophie von Eisner unlängst wissen wollen, erinnerte der Anwalt sich. Sie schwor auf ihren Geländewagen, doch Manduschek hatte nur gelächelt und gesagt: »Wenn du mit so einem kommst, macht dir jede Hasenkiste Platz. Vor allem im Winter.«
    Wenn also nicht gerade zehn Zentimeter Neuschnee lagen, ließ er sich das gute Gefühl nicht nehmen, in einem brandneuen Auto durch die Innenstadt zu fahren, von dem es in Frankfurt kaum eine Handvoll gab. Zumindest hatte der Autohändler ihm das versichert.
    Der Motor röhrte laut, als Manduschek startete und kräftig aufs Gas tippte. Er verließ das Parkhaus nach rechts, wartete auf eine Lücke und fädelte sich in den mäßigen Verkehr ein. Hinter ihm setzte sich nun auch der Golf in Bewegung.

    Arthur Drechsler räkelte sich auf dem Massageüberzug aus großen Holzperlen, der über Lehne und Sitzfläche des Fahrersitzes gespannt war. Ob Manduschek auch so angenehm sitzt?, dachte er. Wobei ab einem gewissen Alter ja eher das Ein- und Aussteigen zum Problem wurde, jedenfalls bei solchen Karossen, in denen man sich mit dem Gesäß nur wenige Zentimeter über dem Boden befand.
    »Aber ein Bandscheibenvorfall wird bald deine kleinste Sorge sein«, murmelte Arthur grimmig und wartete darauf, dass der Anwalt sich nach links einordnete, um eine der Mainbrücken zu erreichen. Doch Manduschek fuhr geradeaus.
    »Aha, heute also über die Mainzer Landstraße«, folgerte Arthur, »nun gut, wie du willst.«
    Die beiden folgten dem Straßenverlauf, überall wiesen Schilder in Richtung Messegelände und Autobahn, doch anscheinend hatte Manduschek heute ein ganz anderes Ziel als seine Wohnung. Drechsler bemühte sich angespannt, nicht zu dicht aufzufahren und zugleich nicht mehr als einen Wagen zwischen seinen Golf und den Audi kommen zu lassen. Doch als sie den mehrspurigen Kreisel an der Festhalle durchfuhren, verlor er den Anwalt für einige Sekunden aus den Augen. Verzweifelt reckte er den Hals, doch zu spät, Manduschek verließ den Kreisel eine Ausfahrt früher als angenommen, und Drechsler blieb keine andere Möglichkeit, als eine Ehrenrunde zu drehen. Der Schreck ließ ihn für einen Moment unachtsam werden, der Wagen schlingerte über die Spurlinie, und hupend und mit verständnislosem Fuchteln zog ein Taxi an ihm vorbei. Drechsler fing sich wieder, umklammerte sein Lenkrad und trat das Gaspedal durch. Langsam dämmerte es ihm, wohin Manduschek wollte.

    Lars Manduschek schaltete hinunter in den zweiten Gang, kuppelte ein und ließ den Motor ein weiteres Mal hochdrehen. Sollten sie nur alle aus ihren Löchern kriechen, die Witterung von schnellem Geld aufnehmen und sich ihm anbieten. Er hätte ebenso gut zu Fuß in eines der Stundenhotels im Bahnhofsviertel gehen können, doch Manduschek ekelte sich vor den fleckigen Laken, den vergilbten Tapeten, schmutzigen Teppichböden und dem gedimmten Licht. Perfektion, darum ging es in seinem Job, und so wollte er es auch in seiner Freizeit. Er wusste, dass die Frauen, die sich nahe der Frankfurter Messe die Beine in den Bauch standen, mitunter blutjung waren. Osteuropäische Frauen, deren unschuldiges Hoffen auf ein sorgenfreies Leben tagtäglich durch Dutzende Freier beschmutzt wurde, so lange, bis sie sich ihrem Schicksal fügten und fortan versuchten, ihre Konkurrentinnen auszustechen. Wenn kein Kongress, keine Messe, keine Veranstaltungen waren, verteilten ihre Zuhälter sie in anderen Bezirken, aber eine gewisse Menge war stets präsent. Meistens, so wusste Manduschek, hielten sie sich im Schatten verborgen, denn die neue Stadtpolitik verlangte ein sauberes Messeviertel, schon allein der Außenwirkung wegen. Die Hälfte der

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