Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
Zeigefinger auf den Daumen gepresst nach oben. »Warst du nicht in der Datenbank?«
    »Doch, aber nur auf der Kurzzusammenfassung.«
    »Warte mal.« Hellmer klackerte auf der Tastatur und rief ein Fenster auf, in dem sich neben einigen Textzeilen eine Bilddatei aufbaute. Es war der Scan von Arthur Drechslers Personalausweis, den man bei der Leiche gefunden hatte. Julia stockte der Atem, als sie sich nach vorn beugte und das kleine, etwas unscharfe Schwarzweißporträt betrachtete.
    »Vergiss diesen Brack«, kommentierte Hellmer triumphierend, »und guck dir mal lieber den hier an!«
    Fassungslos nickte Julia. Sie blickte in dieselben dunklen Augen und auf dieselbe markante Nase, die sie bereits von dem unveränderten Phantombild her kannte.
    »Drechsler«, stieß sie hervor.
    »Gemach, gemach«, entgegnete Hellmer abwinkend. »Drechsler ist seit zwei Jahren tot, vergiss das mal nicht. Wir haben immerhin Vergleichs-DNA und das ganze Drumherum.«
    »Aber wer ist dann das da?«, gab Julia energisch zurück und tippte mit dem Finger auf das Phantombild.
    »Das werden wir auch noch herausfinden, aber nicht mehr heute«, erwiderte Hellmer und erhob sich mit einem leisen Ächzen. Seine Rückenwirbel knackten, und er reckte sich ausgiebig.
    »Moment mal, wir können das doch nicht einfach so stehen lassen«, gab Julia irritiert zurück.
    »Meine liebe und langjährige Partnerin«, begann Hellmer und baute sich vor ihr auf, die Fäuste in die Hüfte gestemmt. »Ich bin für jeden Mist zu haben, das weißt du, und wir können die Akte Drechsler meinetwegen aus dem Archiv kommen lassen und Blatt für Blatt durchackern. Aber erstens bleibt es dabei, dass wir auch hier, nüchtern betrachtet, nur von einem vagen Phantombild und einer zufälligen Übereinstimmung ausgehen müssen. Mal ehrlich, was ist wohl wahrscheinlicher? Ein lebender Toter oder die Ähnlichkeit mit einem Allerweltsgesicht?«
    Julia wollte dem etwas entgegensetzen, doch Hellmer redete unbeirrt weiter: »Zweitens, und dieser Punkt ist für mich von nicht unwesentlicher Bedeutung, haben wir noch die Vernehmung eines sehr lebendigen Mannes vor uns, der, wenn ich mich richtig erinnere, bis vor einer Viertelstunde vom Hausmeister zum Tatverdächtigen avanciert war, weil auch er diesem Wisch da ähnlich sehen soll. Wollen wir unterwegs mal auf der Zeil anhalten und uns alle dunkelhaarigen Männer zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahren ansehen? Wie viele Treffer werden wir wohl landen, wenn wir zehn Minuten im Eingangsbereich von der Zeilgalerie stehen?«
    »Jetzt ist aber mal gut!«, fuhr Julia ihren Kollegen an und hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Du redest ja ohne Punkt und Komma, und ich komme mir dabei vor wie ein Schulmädchen. Mir ist selber klar, wie schwammig das alles ist, aber ich habe aus deinem Mund noch nicht eine Alternative gehört.«
    »Würdest du mich mal ausreden lassen …«, lächelte Hellmer auf seine entwaffnend charmante Art und Weise, und Julia verschränkte miesepetrig die Arme voreinander und legte die Stirn in Falten.
    »Mein Vorschlag«, fuhr er fort, »ist ganz einfach. Wir legen die Big Five in unserem Hinterkopf ab und lassen sich diese Sache ein wenig setzen. Es bringt in meinen Augen überhaupt nichts, wenn wir uns hier verzweifelt einen Zusammenhang konstruieren, wo es eventuell gar keinen gibt. Dann, und bitte lass mich jetzt ausreden, packst du deinen Hintern zu mir ins Auto, und wir fahren auf dem Weg nach Okriftel noch schnell bei Hubert Brack vorbei. Bis dahin hat Nadine ein leckeres Essen fertig, und wir schalten alle zusammen ein paar Gänge runter. Du übernachtest bei uns, dann lohnt es sich wenigstens, einen teuren Wein zu köpfen, und morgen fahren wir wieder hierher und nehmen uns mit klarem Kopf die Akte Drechsler vor. Deal?«
    »Ich weiß nicht …«, murmelte Julia unentschlossen.
    »Das war nicht als Frage gemeint«, stichelte Hellmer. »Komm schon, ich werde hier nicht betteln. Und auch Nadines Geduld hat irgendwann einmal ein Ende.«
    »Du ziehst auch alle Register, wenn es dir gerade passt, oder?«, erwiderte Julia, doch sie war längst überzeugt und freute sich sogar insgeheim auf den unverhofften Tapetenwechsel.
    Zwanzig Minuten später verließen sie das Präsidium.

Freitag, 16.50 Uhr
    A rthur Drechsler reckte den Hals und sah sich mit scharfem Blick in der schlecht ausgeleuchteten Umgebung um. Kein Mensch zu sehen, nichts zu hören. Vor einigen Minuten war eine einsame Joggerin mit

Weitere Kostenlose Bücher