Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Stelle.
»Einspruch, Hörensagen! Was der Polizist auf seinen Zettel geschrieben hat, ist einfach nur Hörensagen!«, rief Schoenfeld, der schon wieder aufgesprungen war.
»Das ist es«, stimmte der Richter zu. »Einspruch stattgegeben.«
Brandon Averill klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch, der im Netz zappelt, und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Es sollte nicht die Wahrheit der Angelegenheit beweisen. Es sollte … äh … nur zeigen, in was für einem geistigen Zustand sich der Zeuge befindet.«
»Und warum sollte es hier um den geistigen Zustand des Zeugen gehen?«, erkundigte sich Richter Foster sarkastisch. »Er ist hier, um zu sagen, ob es sich bei dem Angeklagten um den Messerstecher handelt. Stimmt das oder stimmt das nicht?«
»Stimmt, Euer Ehren. Aber ich …«, begann Averill.
Der Richter schnitt ihm das Wort ab.
»Kein Aber, Herr Staatsanwalt.« Hatte der Richter bislang genervt geklungen, so war er jetzt stinksauer. Von allen Richtern in diesem Gebäude hatte Brandon denjenigen erwischt, der solche Fälle am allerwenigsten ertragen konnte. Das Einzige, was Richter Foster noch weniger vertragen konnte als schlecht vorbereitete Anwälte, waren Fälle, die so banal waren, dass sie in seinem Gerichtssaal nichts verloren hatten. Mehr als einmal hatte er schon in der Verwaltung des Distriktstaatsanwalts angerufen, um »anzuweisen«, dass man ihm keine Fälle zuteilen möge, die es nicht über die Voruntersuchung hinausschaffen würden. Wenn ein Fall nicht einmal gewichtig genug war, um auf einen hinreichenden Verdacht hinauszulaufen, sollte er ihm gar nicht erst seine Zeit rauben.
Jetzt wandte er sich an Brandon Averill, die buschigen Augenbrauen gerunzelt, die Stimme verdächtig leise. »Ihr Augenzeuge bestreitet, die Aussage gemacht zu haben, die ihm der Polizist zuschreibt. Wenn Sie die Aussage als Beweis zulassen wollen, müssen Sie den Polizisten hinzuziehen. Dieser Gentleman hier« – der Richter deutete auf Charlie Fern, der sicher noch nie im Leben so genannt worden war – »scheint nicht geneigt, programmgemäß fortzufahren.«
Ich sah, wie sich die Haut über Brandons Kragen rot färbte. »Geben Sie mir einen Moment, um den ermittelnden Beamten zu holen, Euer Ehren?«
»Sie bekommen genau eine Minute, Herr Staatsanwalt«, sagte Richter Foster, dann wurde seine Stimme lauter. »Derweil sind wir mit dem Zeugen vermutlich fertig, oder? Es sei denn, der Anwalt der Verteidigung würde gern versuchen, seinen Mandanten umzustimmen.«
»Nein danke«, erklärte Walter Schoenfeld schnell. »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
Der Richter wandte sich an Charlie Fern. »Sie können gehen, Sir.«
Sir . Ein zweites erstes Mal für den umwerfenden Mr Fern.
Ich sah, wie sich der Gerichtsdiener, der Justizangestellte und die Gerichtsschreiberin auf etwas gefasst machten, weil sie die Zeichen für einen baldigen Ausbruch erkannten. Normalerweise wäre ich jetzt stellvertretend für den Staatsanwalt nervös, aber Averills hochmütiges Auftreten ließ mich förmlich nach der Abreibung gieren. Ich streckte den Rücken durch und verkniff mir ein Lächeln. Wie oft erlebte man es schon, dass der richtige Fuß zur richtigen Zeit den richtigen Hintern traf?
Brandon machte sich eilig auf den Weg. Als sich die Tür hinter ihm schloss, legte sich Schweigen über den Saal. Niemand sah nach vorn, da jeder Blickkontakt den Richter dazu verleiten könnte, sich ein neues Ziel für seinen brodelnden Zorn zu suchen. Walter wandte sich um und flüsterte auf seinen Mandanten ein. Die wartenden Anwälte steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich leise. Eine Minute verging, dann zwei.
»Gerichtsdiener«, sagte der Richter laut und vernehmlich. »Gehen Sie bitte unseren Ankläger holen.«
»Ja, Euer Ehren«, sagte der Gerichtsdiener.
»Und sollte er nicht fix machen«, fügte der Richter hinzu, »erschießen Sie ihn.«
Der Gerichtsdiener lächelte, als er mit quietschenden Gummisohlen über das Linoleum schritt. Wenige Sekunden später war er wieder da, Brandon im Schlepptau. Der Staatsanwalt lächelte nicht.
»Euer Ehren«, sagte Brandon außer Atem. »Ich brauche eine Unterbrechung, um den Polizisten ausfindig zu machen.«
»Nein, Herr Staatsanwalt, Sie bekommen Ihre Unterbrechung nicht«, sagte der Richter mit dröhnender Stimme.
Die Mienen von Manny und der Gerichtsschreiberin sagten mir, dass es nun losging. Manny schnappte sich das Wasserglas, das auf einem Regalbrett hinter ihm
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