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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Viertelstunde zu spät im Les Sisters, also noch lange vor Luis. Das Restaurant im New-Orleans-Stil in Chatsworth am Nordende des San Fernando Valley gab es schon fünfundzwanzig Jahre. Es war bekannt dafür, dass es diesseits der Mason-Dixon-Linie das beste Südstaatenessen servierte, und war für uns aus verschiedenen Gründen ideal. Ließ man das diätfeindliche Essen außer Acht, waren die Preise anständig, die Mitarbeiter nett, und es lag relativ abseits. Es bestand also nicht das Risiko, dass wir zusammen gesehen wurden, was weder für einen Bandenchef noch für eine Staatsanwältin ratsam war.
    Wir setzten uns an einen Tisch am Fenster und nahmen die Speisekarte. Gegrilltes Huhn, kreolisches Huhn, Langusten-Jambalaya, Babyback Ribs …Ich hätte am liebsten alles bestellt. Die Kellner dabei zu beobachten, wie sie die Köstlichkeiten hereintrugen, war auch nicht sehr hilfreich. Wir bestellten die »Hush Pups« – Maismehlbällchen – und Cajun-Popcorn als Vorspeise, und ich nahm mir vor, danach nur noch einen grünen Salat zu essen. So etwas nahm ich mir oft vor.
    Ich war gerade bei meinem vierten Hush Pup, als Luis hereinspazierte und mit einem trägen Grinsen unseren Tisch ansteuerte. Mit seinem schwarzen Ledermantel, der weiten Jeans und den Totenkopfohrringen wirkte er gesetzter als sonst. Was nicht hieß, dass er nicht wie ein Bandenchef aussah – nur irgendwie gediegener.
    » Hola , Ms Staatsanwältin und Ms Policía «, begrüßte er uns, ließ sich auf einen Metallstuhl fallen und streckte die Beine aus. Luis schaffte es, immer so auszusehen, als würde er sich daheim in seinem Wohnzimmer befinden – selbst wenn er in Handschellen auf dem Rücksitz eines Streifenwagens saß.
    Das Lächeln der Kellnerin ließ darauf schließen, dass Luis’ letzter Besuch noch nicht lange her war. Dasselbe galt für seine Bestellung. Ohne auch nur in die Speisekarte zu blicken, bestellte er die Rippchen mit Maistörtchen, Schwarzaugenbohnen und Reis und eine weitere Portion Hush Pups.
    Bailey nahm das gegrillte Huhn mit Krautsalat, und ich bestellte einen grünen Salat … und ebenfalls das gegrillte Hühnchen. Kalorien hin oder her, ich war im Stress.
    »Bereitest du dich auch fleißig auf deinen Schulabschluss vor?«, fragte ich.
    »Längst fertig.« Luis schnaubte. »Ich wurde am Los Angeles Community College angenommen. Im Januar geht’s los.«
    »Das ist ja großartig, Luis«, sagte ich ehrlich beeindruckt. Ich wusste ja, dass er seinen Highschool-Abschluss machen und aufs College gehen wollte, aber Wunsch und Realität vertrugen sich bekanntlich nicht immer.
    »Hast wohl nicht gedacht, dass ich das schaffe, was?«, fragte er, legte den Kopf in den Nacken und sah mich von oben herab an.
    »Nun, mir war schon klar, dass du es kannst «, antwortete ich. »Ob du es auch tust , da war ich mir nicht ganz sicher.«
    Ich lächelte und hob mein Wasserglas. Er und Bailey taten es mir nach, und wir stießen an. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. Luis nickte, offenkundig zufrieden mit sich selbst, und trank einen Schluck Wasser.
    »Bedeutet das nun, dass du nicht mehr deinen Geschäften nachgehst?«, fragte ich.
    Luis wandte den Blick ab, dann sah er mich wieder an. »Wäre ich nicht ziemlich blöd, wenn ich dir davon erzählen würde?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
    »Im Prinzip schon«, gab ich zu. »Sollte ich aber irgendetwas damit anfangen wollen, würde ich es bestimmt nicht hier tun, oder?«
    »Schwer zu sagen, wozu du so alles in der Lage wärst.« Luis betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen.
    Ob das verführerisch, bedrohlich oder misstrauisch wirken sollte, war mir nicht ganz klar. Das spielte allerdings auch keine Rolle.
    »Hast du Verbindungen zum PEN1?«, fragte ich.
    Dieses Mal hob er beide Augenbrauen, zog den Kopf in den Kragen und beugte sich vor. »Was willst du denn von diesen pendejos ?«
    »Wir suchen nach jemandem, der sie für ein Verbrechen angeheuert haben könnte«, antwortete ich. »Und vielleicht benutzt diese Person sie immer noch.«
    Luis schnaubte. »Als was?«
    »Als Bodyguards«, sagte ich.
    »Pah«, sagte Luis spöttisch. »Muss ja ein gilazo sein, der einen Skinhead für so etwas Wichtiges benutzt.« Verächtlich schüttelte er den Kopf.
    Ich sah ihn ungeduldig an. »Egal …«
    »Beim PEN1 kenn ich keinen, aber ich habe Verbindungen zu den Lowriders. Mit denen könnte ich euch vermutlich bekannt machen.« Luis wandte sich an mich. »Und du bist sicher, dass du

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