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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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hatte die Arische Bruderschaft an Beweglichkeit verloren, und die Operationen – zumindest jene, die aus dem Knast heraus gelenkt wurden – hatten ein Ende gefunden. Einfallsreich und tatendurstig, wie sie nun einmal war, machte es die Arische Bruderschaft aber einfach wie andere große Unternehmen: Durch Outsourcing von Bereichen und das Engagement neuer Gruppierungen stellte sie die Manövrierfähigkeit wieder her – Gruppierungen wie der PEN1, dessen jüngere Mitglieder noch keine langen Vorstrafenregister ansammeln konnten, weswegen sie in den Genuss von Haftvergünstigungen und einer größeren Bewegungsfreiheit kamen.
    »Seit die Arische Bruderschaft die Youngster mit ins Boot geholt hat, hat sich Einstellung zu Geschäften mit den Schmuddelkindern etwas geändert«, sagte ich.
    »Wenn es ums Geld geht, sind die Kids farbenblind«, sagte Bailey. »Sie dealen mit Schwarzen …«
    »… oder lassen sich mit Latinas ein«, fügte ich hinzu.
    »Sex und Geld«, schloss Toni. »Die großen Integrationskräfte. Seht ihr? Wir vertragen uns doch.«
    Der Kellner nahm die Bestellung auf.
    »Ich ruf Luis an«, sagte ich und stand auf. »Oder um realistisch zu sein, ich hinterlasse ihm eine Nachricht.«
    Um einen Ort zu finden, der leise genug zum Telefonieren war, musste ich hinausgehen.
    Erwartungsgemäß meldete sich die Mailbox.
    »Hier Luis, hinterlass eine Nachricht. Ich ruf zurück.«
    Das tat ich. Als ich auflegte, spürte ich es wieder: eine verborgene, bedrohliche Gegenwart, etwas, das mich beobachtete. Unauffällig blickte ich über meine linke Schulter, ohne den Kopf zu bewegen. Vielleicht würde ich jemanden ertappen. Angestellte liefen herum, Fußgänger eilten vorbei. Eine Frau mit schulterlangen, leuchtend orangefarbenen Haaren von der Beschaffenheit von Stahlwolle unterhielt sich mit einer mürrischen – andere schien es nicht zu geben – Jugendlichen. Niemand scherte sich um mich. Unruhig kehrte ich ins Restaurant zurück, der Appetit war mir vergangen.
    Wir fuhren gerade über den Broadway, als mein Handy FM von Steely Dan spielte.
    Ich klappte mein Handy auf. »Knight.«
    »Wie sieht’s aus, altes Haus? Alles fit im Schritt?«
    »Luis«, antwortete ich, ein Lächeln in der Stimme. »Wie geht es dir?«
    »Kann nicht klagen«, sagte er. »Was ist denn los?«
    »Hast du eine halbe Stunde Zeit für uns?«, fragte ich. »Wir brauchen eine Information.«
    »Bist du immer noch mit dieser heißen Blondine unterwegs?«
    »Detective Keller, ja. Und ich werde ihr sagen, dass …«
    »Ah, lass mal«, unterbrach er mich. »Das sollte nur ein Scherz sein, das weißt du doch, Miss Knight. Du wirst es ihr nicht sagen, oder?«
    Luis klang wirklich zerknirscht.
    »Nein, ich sage nichts«, versprach ich ihm. »Wann wäre es denn okay für dich?«
    Luis gähnte ausgiebig. Ich wandte mich um und sah auf die Uhr am Times Building. Fast drei, aber er kehrte erst jetzt unter die Lebenden zurück.
    »Wie wär’s mit fünf?«, sagte er schließlich, um dann jemandem in seiner Nähe etwas zuzuflüstern. » No. No más ahora. «
    Da ich nicht wissen wollte, wovon er nicht noch mehr wollte, stimmte ich schnell zu. »Fünf, das ist …«
    »Und du lädst mich ein, ja? Um die Zeit muss ich nämlich langsam etwas essen …«
    Wie sollte es anders sein? Luis wusste schon, wie er seinen Willen bekam.
    »Wir wär’s mit Les Sisters?«, schlug ich vor.
    »Les Sisters, ja«, sagte Luis mit einem zufriedenen Seufzer. »Genau daran hatte ich gedacht.«
    Ich berichtete Bailey von den Plänen, während sie in die Temple Street einbog, wo sie Toni rauslassen würde.
    Später am Abend hatte Luis immer etwas vor – was, wollte keiner von uns so genau wissen. Er war ein absoluter Grenzfall. Einerseits bereitete er sich auf seinen Schulabschluss vor, wollte unbedingt aufs College und hatte fest vor, sein Bandenleben hinter sich zu lassen. Und in unserem letzten Fall war er tatsächlich eine unverzichtbare Hilfe gewesen. Andererseits konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er mit einem Fuß immer noch auf der Schattenseite des Lebens stand.
    »Ich habe das Bankvideo weggegeben, damit man das Standbild mit der Hand des Messerstechers vergrößert«, teilte Bailey mir dann mit. »Es sollte jetzt da sein. Warum kommst du nicht mit, dann können wir es uns zusammen ansehen?«
    Ich brannte darauf, das Foto zu sehen, da die Vergrößerung vielleicht irgendein charakteristisches Detail an der Hand des Messerstechers zeigen würde. Gleichzeitig

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