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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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stand aber zu befürchten, dass ich Graden über den Weg laufen könnte.
    Bailey blickte mich an. »Das wird sich nicht immer vermeiden lassen.«
    Und Toni fügte in einem warmen, einfühlsamen Tonfall hinzu: »Aber glaub mir, an deiner Stelle würden wir ihm auch nicht gern über den Weg laufen.«
    Sie öffnete die Tür und stieg aus. Dann beugte sie sich noch einmal durchs Fenster und sah demonstrativ auf meine Füße. »Ich würde es allerdings in besseren Schuhen tun.«
    Das würde sie, mit Sicherheit.

53
    A ls wir aus dem Aufzug traten, waren meine Hände verschwitzt. Ich steckte sie in die Taschen, atmete langsam und konzentriert aus und hielt meine Augen auf Baileys Rücken gerichtet. Wir erreichten ihren Schreibtisch, ohne Graden über den Weg gelaufen zu sein. Unauffällig ließ Bailey den Blick durch den Raum schweifen.
    »Hier ist er auch nicht«, flüsterte sie.
    »Danke«, sagte ich.
    »Er hat schließlich einen Job. Vermutlich hilft der ihm auch über seine Trauer hinweg.«
    »Es ist rührend, wie viel Mühe du dir gibst, mich zu trösten.«
    Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich, während Bailey ihr Posteingangsfach sichtete. Sie zog ein Blatt Papier und einen braunen Umschlag heraus.
    »Wir haben sogar den Laborbericht zu Simons Klamotten und das Foto«, sagte sie.
    Rasch überflog sie die Seite. »Ha!«, rief sie dann. »Man hat einen Blutspritzer an einem Knopf von Simons Hemd gefunden. Die ersten Tests zeigen, dass er nicht von ihm selbst ist.«
    Ich trat neben sie und überflog den Bericht über ihre Schulter hinweg.
    »Das bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass es vom Messerstecher ist«, sagte ich. »Simon war obdachlos. Wer weiß, wo das Hemd überall war.«
    Ernüchtert musste Bailey mir zustimmen. »Du hast recht. Das Labor würde sich nicht einmal die Mühe machen, das Blut mit der Datenbank abzugleichen. Selbst wenn man dort auf jemanden stoßen würde …«
    »… müsste das nämlich nichts heißen«, schloss ich.
    »Es hat also keine hohe Priorität für sie«, sagte sie. »Hätten wir allerdings einen Tatverdächtigen in Haft …«
    »… würden sie sich sofort an die Arbeit machen«, beendete ich unseren Gedankengang. »Eigentlich bräuchten wir also nur den Messerstecher. Super, wir sind praktisch am Ziel.«
    »Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt«, befand Bailey.
    »Danke, Laotse. Lass uns einen Blick auf das Foto werfen.«
    Sie zog zwei graustufige Fotos im Format 20 mal 25 Zentimeter aus dem Umschlag und legte sie auf den Schreibtisch. Wir beugten uns darüber. Der Techniker hatte sich viel Mühe gegeben, den gewünschten Bereich zu fokussieren. Ich hatte gehofft, eine ungewöhnliche Tätowierung oder irgendeine Deformation zu finden, zusammengewachsene oder krumme Finger oder so, aber Fehlanzeige. Dafür fanden wir etwas anderes.
    »Das ist genau das, was ich mir schon gedacht hatte. Siehst du seine Uhr?« Ich zeigte auf das Ziffernblatt, in das Chronographen eingelassen zu sein schienen. »Was weißt du über Herrenuhren?«
    »Nicht viel«, gab Bailey zu. »Ich würde aber sagen, sie sieht teuer aus.«
    Obwohl ich auch keine Expertin war, sah ich es genauso.
    »Das könnte helfen, unseren Messerstecher zu überführen. Wir sollten einen Fachmann fragen, um was für eine Uhr es sich handelt, wie selten sie ist und so weiter«, dachte ich laut nach.
    »Das stimmt«, sagte Bailey. »Willst du das für alle Fälle behalten?«, fragte sie und hielt mir eines der Fotos hin.
    Ich nahm es. »Hast du noch einen Umschlag, damit ich es nicht versaue?« Aus irgendeinem Grund lief mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich es ansah. Sofort stieg wieder das unheimliche Gefühl in mir hoch, irgendjemand würde mich beobachten.
    »Und jetzt kommen wir besser in die Gänge«, sagte Bailey. »Dein Kumpel Luis hat sicher noch so einiges zu erledigen.«
    Zerstreut stand ich auf und nahm meine Tasche. Als wir zum Aufzug gingen, lächelte Bailey beruhigend. »Entspann dich, Rachel. Er ist nicht da.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Ich erzähle es dir im Auto.«
    Als Bailey auf den Freeway fuhr und sich durch den dichten Verkehr auf die Überholspur schlängelte, erzählte ich ihr von dem Gefühl, beobachtet zu werden.
    Sie runzelte die Stirn. »Ohne konkrete Indizien dürfte ich Schwierigkeiten haben, Personenschutz für dich zu organisieren.«
    »Darum geht es nicht«, sagte ich. »Eigentlich wollte ich mich nur jemandem anvertrauen.«
    »Du willst dich

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