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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Zehn zermürbende Minuten später war ich wieder am Auto.
    »Hier«, sagte ich, reichte Bailey einen Becher und hielt dann eine Tüte mit Bagels und Frischkäse hoch. »Ich habe auch noch ein bisschen Proviant für den großen Treck mitgebracht.«
    »Wir fahren nach Simi Valley, nicht nach Idaho«, sagte sie.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Bist du dir da sicher?« Simi war eine ziemlich weiße Enklave.
    »Nun, vielleicht hast du recht«, sagte Bailey und trank genüsslich einen Schluck von ihrem Kaffee.
    »Was wissen wir über den Glass Man?«, fragte ich und strich mit einem Plastikmesser Frischkäse auf einen Bagel.
    »Bewährung wegen Alkohols am Steuer. Ein Jahr hat er bekommen, ausgesetzt zur …«
    »Das ist nicht viel«, sagte ich besorgt.
    Diese Typen konnten ein Jahr im Kopfstand ausharren.
    »Wir müssen uns mit dem begnügen, was wir haben«, antwortete Bailey philosophisch.
    »Ich habe aber keine Zeit zu verschwenden«, sagte ich missmutig. »Wenn der uns einfach mitteilt, dass wir die Fliege machen sollen …«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Im Moment nicht.«
    »Dann vergiss es und denk positiv«, sagte Bailey.
    Wir kamen gut durch nach Simi Valley. Es war ein ziemlicher Kontrast zur lebendigen multiethnischen Mischung von L.A., die wir soeben hinter uns gelassen hatten. Breite Straßen wurden von ordentlich beschnittenen Bäumen gesäumt, und alles war vorstädtisch sauber. Selbst die Bank an der Bushaltestelle, wo auf dem Werbeplakat eines Immobilienmaklers ein breit grinsender blonder Mann den Wunsch äußerte, Ihnen IHR Haus zu verkaufen, sah aus, als könnte man darauf die Nacht verbringen. Anders als im Zentrum von L.A. hatte es aber vermutlich noch nie jemand getan.
    Die Pep Boys hatten ihren Laden in einem Einkaufszentrum. Zwei muskelbepackte junge Typen mit Bürstenschnitt und langärmeligen Thermohemden unter der kurzärmeligen Ladenkluft standen an der Motorhaube eines roten Ford Pickups und diskutierten. Als wir an ihnen vorbeikamen, machte ich mich auf die üblichen Macho-Kommentare gefasst, aber es kam nichts. Die Typen sprachen einfach nur über irgendeine Lichtmaschine, was auch immer das sollte. Fast war ich enttäuscht.
    Bailey fragte die Kassiererin, ein auffallend gesund aussehendes Mädchen mit einem langen blonden Zopf, wo wir den Geschäftsführer finden könnten. Sie zeigte auf einen Mann in Anzughemd und einer schwarzen Polyesterhose. Ein Namensschild besagte, dass er TOMMY hieß.
    Tommy telefonierte, was mir die Gelegenheit bot, mich umzusehen. Sauber aufgereiht in den Regalen dieses riesigen Ladens fand sich jede Art von Zubehör, mit dem man ein Fahrzeug reparieren oder aufmotzen konnte. Autos waren nie meine große Leidenschaft gewesen, aber die gewaltige Produktpalette weckte durchaus meine Kauflust. Kaufen kann ich immer und überall. Ein junger Mann mit einem kümmerlichen Schnauzer trug eine Autoschutzdecke zur Kasse. Er nahm sich Zeit, das Geld abzuzählen, um ein wenig mit der Kassiererin zu flirten. Ich hörte, wie er sie fragte, ob sie gerne zwischen all dem Autokrempel arbeite. Sie lächelte sanft, warf ihren Zopf zurück und bejahte es kokett. Lügnerin .
    Als ich mich gerade für ein verlockendes Set Zündkerzen entschieden hatte, beendete der Geschäftsführer sein Gespräch und schaute uns an. »Was kann ich für Sie tun, meine Damen?«
    Ich hasste es, Dame genannt zu werden. Das erinnerte an weiße Handschuhe und altmodische Teetassen. Und an Frauen, die affektiert lächelten. Es ist ein chauvinistisches Wort, das dich sofort schrumpfen lässt.
    Bailey trat näher und hielt ihm ihre Dienstmarke hin, auf Hüfthöhe, damit nur er sie sehen konnte. Wir wollten nicht, dass der Glass Man es mitbekam und das Weite suchte. Tommy riss die Augen auf, was mich versöhnlich stimmte. Möchtest du den Damen immer noch behilflich sein, Kumpel?
    »Was kann ich denn für Sie tun … äh …«
    »Detective Keller«, sagte Bailey. »Und das hier ist Staatsanwältin Knight.«
    Er nickte höflich. »Sehr erfreut.«
    Respektvoll. Schon besser. Das war vermutlich einer der Vorteile von Simi Valley. Ein ziemlicher Kontrast zum Verhalten, das man aus unserer Gegend kennt.
    »Wir suchen Butch Adler«, sagte ich.
    »Der müsste hier irgendwo sein.« Tommy suchte mit den Augen den Laden ab. »Vielleicht ist er draußen bei einem Kunden. Hat er Probleme?«
    »Nein«, sagte Bailey. »Überhaupt nicht.«
    Noch nicht zumindest.
    Tommy wirkte erleichtert. »Kommen Sie bitte mit.«
    Wir

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