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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Hälfte davon weiß, die andere Hälfte schwarz oder asiatisch, drängten sich, von den Cops in Schach gehalten, in einem weiten Halbkreis um die Szene. Die meisten schauten ernst drein, aber einige taten sich mit ausgesprochen unkindlichen Bemerkungen hervor. Ein kleines Mädchen schrie mehrmals in einer keifenden, wohl dem Fernsehen entlehnten Nuttenstimme: »Ist die Drecksau tot? Habt ihr das Arschloch kaltgemacht?« Als die Sanitäter die Trage zum Krankenwagen rollten, schrie das Kind: »Schiebt ihn ins Eisfach, er ist tot.«
    Als der Krankenwagen abgefahren war, wurden die Aussagen aller an der Aktion beteiligten Cops aufgenommen. Randys Revolver wurde am Fundort fotografiert und seine Lage vermessen, dann hob ein Cop von der Spurenermittlung ihn sorgsam aus dem Gras. Er schob die Trommel auf, sagte dann: »Vier Schuss abgefeuert.«
    »Das kann stimmen«, sagte Allport zu ihm.
    »Aber man kann nicht sagen, wann er die Schüsse abgefeuert hat«, sagte der Spurenermittler.
    »Allesamt vor rund einer halben Stunde, Sie Blödmann«, knurrte Allport.
    Lucas, Del und Marshall versammelten sich am Fuß der Treppe hinter der Haustür. Marshall sagte: »Alles in allem scheint er noch ganz gut davongekommen zu sein.«
    Lucas nickte. »Falls sie ihn lebend ins Krankenhaus kriegen, kann er’s schaffen – sofern er nicht allzu viel Shit im Blutkreislauf hat.«
    »Ich habe den Sanitätern gesagt, dass er auf einem Crack-Trip ist«, sagte Del. »Sie werden es bei seiner Behandlung berücksichtigen.«
    »Ich möchte nur mal wissen, was zum Teufel da abgelaufen ist«, sagte Marshall. »Warum hat er sofort losgeballert? Nur weil wir die Tür eingeschlagen haben?«
    Lucas kratzte sich am Kopf, sah die Treppe hoch, sagte dann: »Keine Ahnung. Er war schon immer ein irrer Bastard, und er hat nie überlegt, ob er bei seinen unkontrollierten Aktionen mal was abkriegen könnte. Nicht etwa, weil er ein mutiger Mann ist, nein, ganz einfach nur, weil er beknackt ist. Aber ich hätte nie gedacht, dass er mal dermaßen selbstmörderisch handeln würde.«
    »Der Grund dafür sind sicher diese Blutspuren«, sagte Del. Er sah wie Lucas zum ersten Stock hinauf, fuhr dann fort: »Da oben hat sich irgendwas Dramatisches abgespielt.«
    »Er kann aber nicht unser Mann sein«, sagte Marshall. »Als die ersten Morde passierten, war er erst zwölf oder vierzehn Jahre alt. Ich weiß einfach nicht, wie ich diesen Kerl einordnen soll …«
    »Er ist wahrscheinlich nur ein Verbindungsglied in der Kette«, sagte Lucas. »Aber er kennt unseren Mann.«
    »Dann werden wir ja wohl spätestens heute Abend den Namen erfahren«, sagte Marshall. »Sie flicken ihn zusammen, und dann …«
    »Er wird wahrscheinlich nicht reden«, unterbrach Del. »Er ist erstens sowieso ein verdammtes Arschloch, und zweitens wird er verdammt wütend auf uns sein.«
    »Vermutlich wütender, als ihr beiden euch denkt«, sagte Lucas. »Seine Beine haben sich keinen Millimeter bewegt, als er auf dem Rasen lag. Die Kugel, die seinen Magen durchschlagen hat, könnte das Rückenmark verletzt haben.«
    Marshall stöhnte auf, und Del knurrte: »Oh, Scheiße!«
    Die Spurenermittler verrichteten ihre Arbeit, als die drei langsam die Stufen hochgingen und kurz vor dem Treppenabsatz stehen blieben. Allport sah ihre Köpfe auftauchen. »Eine ganze Menge Blut, ungefähr einen Tag alt«, sagte er. »Aber es scheint nicht von Randy zu stammen.«
    »Müssen wir mit einer Leiche rechnen?«, fragte Lucas. »Bei so viel Blut?«
    Allport gab die Frage an jemanden weiter, den die drei nicht sehen konnten. Ein Cop, gekleidet in Tweedjacke und Golfhose, tauchte im Flur auf, sah auf Lucas hinunter und sagte: »Nein, so viel Blut ist es nicht. Ungefähr ein halber Liter, würde ich sagen. Natürlich wissen wir nicht, wie viel der Kerl aufgewischt hat.«
    »Gründlich hat er jedenfalls nicht aufgewischt«, sagte Del. »Die Tapete ist noch voll Blut.«
    »Haben Sie Schmuck gefunden?«, fragte Lucas. »Teure Stücke?«
    »Danach haben wir noch nicht gesucht«, antwortete der Cop. »Hätte das für Sie Vorrang?«
    »Ja, es wäre wichtig«, sagte Lucas. »Aber der Ablauf der Geschehnisse bei unserem Eindringen muss als Erstes genau festgehalten werden. Es darf da keine Widersprüche geben.«
    Der Cop nickte und verschwand wieder. Allport sagte: »Geben Sie uns noch eine halbe Stunde. Dann sollten Sie sich alles noch mal gründlich ansehen – vielleicht fällt Ihnen ja was auf.«
    Lucas nickte. »Okay, wir

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