Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
bist. Wenn es aber Ärger gibt, bleibst du zunächst mal aus der Schusslinie. Und wenn es
großen
Ärger gibt, bist du in Lauerstellung, von wo aus du ihm immer noch an den Kragen gehen kannst.«
    Lucas nickte. Randy war noch neu in der Szene gewesen, als eines seiner Mädchen sich einmal bei Lucas bitter über ihn beklagt hatte. Randy hatte das spitzgekriegt. Aus den billigen Fernsehfilmen hatte er gelernt, dass er dem Mädchen wegen seiner Respektlosigkeit nunmehr eine Lektion erteilen musste, da man ihm selbst im Milieu ansonsten keinen Respekt mehr entgegenbringen würde. Er hatte ihr die Lektion mit dem Metallverschluss einer Bierdose erteilt und das Gesicht der halbwegs normal aussehenden Hure zu einer Herausforderung für einen Professor der plastischen Chirurgie zerschnippelt.
    Lucas hatte sich unter dem Druck der Straßenethik nun seinerseits zu einer Reaktion gedrängt gefühlt. Er und Del waren losgezogen, um Randy in einer Bar festzunehmen, wobei von vornherein klar war, dass es dabei zu einer Schlägerei kommen würde. Und es war tatsächlich dazu gekommen. Lucas hatte dabei ein wenig die Kontrolle über sich verloren und war weiter gegangen, als er beabsichtigt hatte, und Randy war in der Notaufnahme des Hennepin General Hospital wieder zu sich gekommen.
    Erst nach einer langen, komplexen Wertung des Vorfalls durch seine Vorgesetzten und nach diversen juristischen Manövern war Lucas mit einem blauen Auge davongekommen, aber die düstere Wolke der »unangemessenen Gewaltanwendung in Ausübung des Dienstes« hing weiter über ihm. Das alles war schon eine Weile her, aber Randy Withcomb konnte für Lucas zu einem Problem werden.
    Die Nutte hatte sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus von ihrem bisherigen Beruf zurückgezogen und arbeitete inzwischen als Kassiererin bei Wal-Mart. Aus einem Meter Entfernung sah sie ganz passabel aus, aber bei näherer Betrachtung entdeckte man ein Karo-Muster aus Narben auf beiden Wangen. An Gesprächen mit Lucas zeigte sie kein Interesse mehr.
    Und nun marschierten sie an der Frontseite des Gebäudes entlang auf Randys Haustür zu, fünf Mann, angeführt von Allport, gefolgt von dem Hammer-Cop, dann Del, dann Lucas, zum Schluss der nicht als aktiver Teilnehmer des Unternehmens vorgesehene Marshall. Als sie die Haustür erreicht hatten, fragte Allport in sein Handfunkgerät: »Fertig?«
    Die Cops an der Rückfront waren in Stellung, und Allport zog seine Pistole, nickte und drückte auf die Türklingel. Keine Reaktion. Er drückte noch einmal, und jetzt hörten sie Schritte im Haus. Dann wurde die Tür aufgerissen, nur einen Spalt, da sie mit einer dicken Sperrkette gesichert war. Durch den Spalt sah Lucas nur ein schmales Stück von Randys Gesicht und eines seiner Augen. Randy zuckte zurück und schrie: »Scheiße!« Allport machte noch einen Schritt auf die Tür zu, und Lucas rief: »Vorsicht!« Die Tür wurde zugeworfen, das Schloss rastete ein, und Allport befahl dem Hammer-Cop: »Zuschlagen!«
    Lucas trat aus dem Weg, und der Cop schwang seinen Vorschlaghammer gegen das Türschloss. Die Tür flog auf, mit einem Geräusch, als ob ein Cadillac gegen einen Holzzaun krachen würde. Allport warf einen schnellen Blick durch die aufgebrochene Tür, rief: »Los!«, und stürmte ins Haus, zur Treppe. Als er die Stufen erreichte, Del zwei Schritte hinter ihm, fiel der erste Schuss von oben: PENG! Allport schrie: »Waffe!«, und er und Del duckten sich und rannten zurück ins Freie.
    Lucas warf einen vorsichtigen Blick durch die Tür, sah niemand, hörte Allport »Vorsicht, Waffe!« in sein Funkgerät rufen, und dann rannte Lucas los, die Treppe hoch, spürte Del wie einen Schatten hinter sich, schrie: »Übers Geländer nach oben Deckung geben!«
    Über ihnen splitterte Glas, dann donnerte ein zweiter Schuss durch das Appartement, und Lucas zuckte zusammen, wandte den Kopf. Der Mann hinter ihm war nicht Del, sondern Marshall, und er hielt einen langläufigen 357er Trooper-Revolver in der Faust. Marshall ließ Lucas keine Zeit, irgendetwas zu sagen. »Ich gehe hoch, geben Sie mir Deckung übers Geländer!«, schnarrte er, drückte sich an Lucas vorbei, lief die Treppe hoch, und Lucas richtete seine Pistole auf die Galerie. Niemand zu sehen …
    Marshall vollführte einen Hechtsprung auf den Teppich der Galerie, schrie Lucas zu: »Wohnzimmer klar, er ist nicht hier!«
    Wieder ein Schuss, jetzt von der Rückseite des Hauses her, und Lucas rief: »Er ist hinten, wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher