Toedlicher Blick
verheiratet und hat ein Kind, geht noch aufs College, der andere lebt in Wyoming und erinnert sich kaum mehr an sie.«
»Hatte sie ein Adressbuch mit Telefonnummern?«, fragte Sherrill.
Black schüttelte den Kopf. »Nur einen Stapel von Zetteln mit draufgekritzelten Nummern. Wir haben alle überprüft und nichts Verdächtiges gefunden. Die Frau im Nachbarappartement sagt, sie habe im Monat vor Aronsons Verschwinden ein paarmal eine männliche Stimme nebenan gehört. Aber nie besonders laut, kein Streit oder so was.«
»Habt ihr auch nach Telefonnummern im Speicher ihres Handys gesucht?«, fragte Lucas. »Irgendwas in ihrem Computer? Hatte sie einen Palm Pilot oder so was?«
»Sie hatte ein Handy, aber es waren keine Nummern gespeichert. Die E-Mails in ihrem Computer stammten fast ausschließlich von ihren Eltern und ihrem Bruder. Kein Palm Pilot. Wir haben auch ihre Telefonrechnungen überprüft. Sie hat viele Anrufe bei Werbeagenturen und bei Freundinnen gemacht – tatsächlich alles Freund
innen
, und wir glauben nicht, dass eine Frau als Täterin in Frage kommt –, darüber hinaus natürlich Anrufe beim Pizza-Service und so was. Wir haben die Pizza-Lieferanten und die Leute von anderen Zustelldiensten nicht überprüft, und jetzt … verdammt, jetzt hat das wohl keinen Zweck mehr. Es liegt zu lange zurück.«
»Du willst also sagen, dass ihr nicht das kleinste Krümelchen gefunden habt«, stellte Del fest.
»So ist es«, bestätigte Black. »Das war einer der Gründe für unsere Annahme, sie sei noch am Leben – wir standen mit absolut leeren Händen da. Sie ist nicht abends durch Lokale gezogen. War kein Party-Girl. Keine Drogen, kaum Alkohol. Keinerlei Alkohol in ihrem Appartement. Sie hat in einem Restaurant namens ›Cheese-It‹ unten in der Nähe der St. Patrick-Uni gearbeitet. Vielleicht ist sie dort ihrem Mörder begegnet. Aber in dem Lokal verkehren fast ausschließlich Studenten – es gibt dort keine Fleischgerichte, nur billige Suppen mit Beilagen. Sie hat als freie Mitarbeiterin für eine Werbeagentur gearbeitet, entwarf Inserate, auch fürs Internet, aber wir sind auf keine noch so kleine Spur gestoßen.«
Swanson war es peinlich, mit so leeren Händen dazustehen. »An dieser Sache werden wir noch lange rumzuknabbern haben«, seufzte er.
Lucas verteilte Aufträge:
»Swanson und Lane, ihr geht zu diesen Werbeagenturen und zu dem Restaurant. Findet raus, mit wem sie Kontakt hatte.«
Er wandte sich an Black, der früher einmal mit Marcy zusammen ein Ermittlungsteam gebildet hatte. »Marcy kann noch nicht viel rumlaufen, also arbeitet ihr beiden erst einmal im Büro. Nehmt euch die drei Frauen vor, denen man Zeichnungen zugeschickt hat, listet alle Personen auf, die sie näher oder auch nur oberflächlich kennen, egal, wie unbedeutend die Bekanntschaft auch war. Wenn sie sich nicht an den Namen eines Mannes erinnern, sollen sie ihn über andere Bekannte rauszufinden versuchen. Es darf kein noch so unbedeutender Bekannter auf der Liste fehlen.«
Und zu Rie und Del: »Ihr beiden macht euch Kopien von den Zeichnungen und zeigt sie unseren altbekannten Porno-Freaks. Dieser Typ hat ’ne Schraube locker, und ich könnte mir denken, dass er einige seiner Werke rumgezeigt hat. Er ist Künstler, und vielleicht war er ja auf ein bisschen Anerkennung aus. Wir brauchen weitere Namen – alle, die euren Porno-Freunden nur einfallen.« Er schnippte mit den Fingern. »Erinnert ihr euch an Morris Ware?«
»Nein.«
»Ich schon«, sagte Del. Er sah Rie an. »War wahrscheinlich vor deiner Zeit bei der Sitte. Er macht Fotos von Kindern.«
»Er ist vermutlich wieder im Geschäft«, sagte Lucas, wandte sich dann wieder an Del: »Wenn wir beide morgen Zeit haben, sollten wir ihm mal einen Besuch machen.«
»Okay.«
»Ich sehe mehrere gute Möglichkeiten für eine schnelle Lösung des Falls«, sagte Lucas. »Die Erste ist, dass jemand den Widerling kennt und uns den Namen nennt. Die Zweite ist, dass er mal mit einer dieser Frauen Kontakt gehabt hat. Wenn unsere Listen umfangreich genug sind, müssten sich Querverweise ergeben.«
»Wir brauchen tatsächlich komplette Listen«, sagte Black.
»Richtig. Je mehr Namen erfasst sind, umso größer ist die Chance für einen Querverweis. Und je mehr Frauen wir auftreiben können, denen solche Zeichnungen zugeschickt wurden, umso umfangreicher werden die Listen.«
»Was machst du?«, fragte Marcy.
»Ich rede mal mit den Fernsehleuten über ein bisschen
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