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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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erwartungsvoll.
    Er gab ihr die drei anderen Zeichnungen. Sie sah sie sich nacheinander an, sagte dann: »Mann! Daraus kann man eine Story machen. Wir müssten allerdings die Opfer interviewen.«
    »Da muss ich erst vorfühlen. Heute geht das jedenfalls nicht mehr.«
    »Könnten wir die Sache nicht verschieben? Bis morgen? Dann hätten wir eine runde Sache beisammen.«
    »Nein. Wenn du das heute nicht machst, gehe ich damit zu Kanal Acht.«
    »Nein, nein, geht in Ordnung«, sagte sie hastig. »Die größte Sache, die wir heute Abend im Programm haben, ist sowieso nur die Werbekampagne für eine Seifenoper. Wir zeigen die Zeichnungen heute Abend, und wenn wir dann morgen die Interviews machen können … So wär’s vielleicht sogar besser. Hält die Sache am Kochen.«
    »Sehr gut. Ihr müsst die Zeichnungen sowohl um fünf als auch um sechs in den Lokalnachrichten bringen. Wir wollen, dass alle anderen Kanäle uns die Bude einrennen, um mit euch gleichziehen zu können – und dass sie die Story dann in den Nachrichten um zehn groß rausbringen. Wir wollen auf jeden Fall, dass die Sache mit großem Tamtam verbreitet wird.«
    Carey war nicht dumm. Sie sah ihn fest an und sagte: »Ihr hättet das auch in einer Medienkonferenz bekannt geben können. Warum die Story exklusiv für uns?«
    »Weil du mal mein Sweetie warst?«
    »Quatsch, Lucas.«
    »Weil wir wollen, dass ihr in unserer Schuld steht?«
    »Aha, das ist es also. Warum?«
    »Eine andere Nachricht wird in den nächsten Stunden aus dem Rathaus an die Öffentlichkeit dringen, und aus ihr ergeben sich Konsequenzen, die ich … manipulieren möchte.« Er legte den Zeigefinger ans Kinn und dachte kurz nach. »Diese Formulierung ist mir nicht gut gelungen …«
    »Ist aber vermutlich richtig, wie ich dich kenne«, sagte Carey. »Manipulieren … Und wie lautet diese zweite Story?«
    »Wenn ich sie dir sage, darf sie auf keinen Fall die Story mit den Zeichnungen überlagern. Die Zeichnungen müssen absoluten Vorrang haben.«
    »Abgemacht«, sagte sie, sah auf die Uhr. »Aber die Zeit wird knapp. Also, leg schon los.«
    »Der Bürgermeister wird im Herbst nicht wieder für sein Amt kandidieren«, sagte Lucas und beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie. »Eine der Konsequenzen daraus ist, dass Rose Marie weg vom Fenster ist – ihre Amtszeit läuft ab, und der Bürgermeister kann sie so kurz vor der Wahl nicht verlängern. Ich nehme an, auch ein paar andere Top-Leute werden ihre Jobs verlieren.«
    Carey stand auf, streckte die Hand zum Telefon aus, hielt dann jedoch inne. »Wer weiß das inzwischen?«
    »Der Bürgermeister macht derzeit gerade seine Runde durchs Rathaus und spricht mit seinen engsten Mitarbeitern, wahrscheinlich auch mit ein paar Stadträten. Die Sache wird spätestens heute Abend bekannt.«
    »Okay.« Sie nahm die Aronson-Zeichnung, hielt sie senkrecht hoch wie ein Poster, sagte dann: »Mann, Lucas, das wird eine gute Story …« Sie faltete das Blatt wieder. »Verschwinde. Ich schicke in zwanzig Minuten unseren Polizeireporter wegen der Zeichnungen zu dir. Ich sage ihm, ich hätte die Information von einem Insider bekommen, aber natürlich nicht, dass sie von
dir
stammt. Du musst den Überraschten spielen, wenn er aufkreuzt. Die Sache mit dem Bürgermeister übernehme ich selbst.«
    »Diese Aronson-Zeichnung … Ich meine, ihr Arsch ist darauf zu sehen. Ich weiß nicht, ob ihr in den Fünf-Uhr-Nachrichten normalerweise Ärsche präsentiert, aber ihr müsst auf jeden Fall so viel zeigen, dass die Leute einen Eindruck vom Stil des Künstlers bekommen. Das Gleiche gilt für die anderen … Wir müssen den Kerl finden, der sie gezeichnet hat.«
    »Ich denke, wir können es verantworten, einen Arsch zu zeigen«, meinte Carey.
    »Je mehr Arsch, umso besser«, sagte Lucas. »Wir brauchen einen kleinen Knalleffekt, einen kleinen Schock. Gerede darüber.«
    »Das wirst du kriegen«, sagte sie. »Darauf kannst du wetten.«
    Lucas war kaum zurück im Büro und hatte gerade den Mantel abgelegt, als auch schon der Mediensprecher des Departments anrief und ihm sagte, ein Reporter von Kanal Drei wolle ihn sprechen. »Er sagt, es sei eilig. Er hat einen Kameramann dabei. Wissen Sie, worum es dabei gehen könnte?«
    »Ich habe so eine Idee«, sagte Lucas. »Schicken Sie ihn runter zu mir.«
    »Fernsehtypen?«, fragte Marcy, als Lucas aufgelegt hatte.
    »Ja«, bestätigte Lucas. »Übernimm du das. Ich habe diesen gottverdammten Knutschfleck

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