Toedlicher Gesang
fragte
die Lehrerin und ließ erst die beiden anderen Mädchen vorsingen. Ungeduldig und
angespannt beugte sich Dascha zu Emily. „Keine Panik, du bist besser als die
beiden. Und unsere Madame saß nur in der Ecke und hat gar nichts getan. Das
Ding haste sicher!“, versuchte Emily ihr Mut zuzusprechen. Trotzdem leicht
unsicher trat Dascha auf die Bühne und sang. Die Lehrerin lächelte. „Du hast
dich sehr verbessert, Dascha. Bisher sieht es so aus, als würde ich dir die
Rolle geben. Aber lasst uns noch unser neues Mitglied anhören. Sehr mutig,
gleich eine Hauptrolle zu wollen, junge Frau“, wandte sich die Lehrerin an
Ligeia. Diese lächelte, trat vor und begann zu singen. Ihre Stimme klang so
rein und lieblich, das der gesamte Raum still war und lauschte. Es schien fast
so, als würde ihr Gesang die Anwesenden hypnotisieren. Nur Emily und Dascha
schauten sich verwirrt an, als auch noch Kyle zu Ligeia trat und die beiden
zusammen sangen und dabei über die Bühne schritten, als wären sie schon bei der
Aufführung. Als sie zu Ende gesungen hatten, ernteten sie donnernden Applaus.
„Das war fantastisch! Junge Frau, du hast dich nicht zu Unrecht gemeldet! Ihr
gebt das perfekte Paar für diese Aufführung ab! Ich bin begeistert!“, freute
sich die Lehrerin. Dascha kochte innerlich. „Ach, Dascha, sei nicht traurig.
Ich werde dir die Rolle der bösen Seehexe geben und das Stück ein bisschen
umschreiben, sodass du wenigstens einen kleinen Solopart bekommst“, versuchte
die Lehrerin sie zu trösten. Dascha quälte ein Danke heraus, drehte sich um und
setzte sich beleidigt in die erste Reihe. Emily setze sich neben sie und machte
ein nachdenkliches Gesicht. Dascha schmollte sichtlich vor sich hin, wandte
sich dann aber ihrer Freundin zu. „Warum ziehst DU denn so ein Gesicht? Dich hat´s
ja nicht die Rolle deines Lebens gekostet, die du schon in der Hand hattest?“
Emily schaute sich kurz um, und beugte sich dann zu Dascha. „Ich glaube, das
ist die Stimme, die wir am Strand gehört haben“, flüsterte sie ihr zu. Dascha
verdrehte genervt die Augen. „Und außerdem ... „ Emily deutete auf Daschas
Kniestrumpf, in dem die Feder steckte „... hat sie die gleiche Haarfarbe wie
diese Feder“, flüsterte sie weiter.
Kapitel 2: Geheimnisse
Als die Schulglocke
ertönte, machten sich die Schüler freudig auf den weg vom Schul- in den
Wohntrakt. Lediglich der Sportkurs steuerte den Sportplatz an. Es war ein
sonniger Mittag, nicht eine Wolke stand am Himmel. Dascha blieb stehen, schaute
hinauf und seufzte. „Emily, sogar die Sonne lacht mich aus“, sagte sie
theatralisch. Bevor Emily etwas erwidern konnte, lief den beiden ein Mädchen
entgegen. „Hey ihr zwei! Habt ihr es schon gehört?“, fragte es aufgeregt. Das
Mädchen trug einen pinken Minirock, ein schwarzes bauchfreies Top und schwarze
prollige Stiefel. Ihre knallrot gefärbten Locken wehten im Wind, ihre großen
grünen Augen funkelten aufgeregt. Sie war behangen mit silbernen Ketten, Ringen
und Armreifen, sowie riesigen herzförmigen pinken Ohrringen. Sie fummelte
umständlich aus ihrer Bauchtasche eine Zigarette und zündete sie mit einem
pinken Feuerzeug, das die Form einer nackten Frau hatte, an. Dabei fiel ihr ein
kleines Tütchen mit grünlichem Inhalt hinunter, was sie verdammt fix wieder in
ihrer Tasche verschwinden ließ. Erwartungsvoll schaute sie die beiden an. „Wir
freuen uns auch, dich zu sehen, Kira. Was weißt du schon wieder, was wir nicht
wissen?“, fragte Emily neugierig. Kira grinste und beugte sich zu den beiden
herüber. „Aus der Oberstufe ist einer verschwunden seit letzter Nacht. Laut
seinem Zimmergenossen ist er wohl nachts raus zum Strand zum Joggen und kam
nicht wieder. Starkes Stück, oder? Naja, vielleicht hat´s ja was mit eurem
Monster zu tun!“, sagte sie und lachte. Dascha verschränkte genervt die Arme
vor der Brust. „Hast du auch was Sinnvolles zu sagen, Kira?“, fragte sie und
wollte an ihr vorbei. „Hey hey hey, war nicht so gemeint. Ihr solltet einfach
nur lieber mein Zeug kaufen, das ist astreine Ware, da passiert euch sowas
nicht! Ach ja, heute Abend steigt am Strand wieder ne Party. Ihr seid herzlich
eingeladen. Und euer Monster von mir aus auch. Vielleicht finden wir sogar den
Verschwundenen in irgendeinem Monstervogelnest“, lachte Kira und folgte dann dem
Sportkurs. „Haut sie endlich ab? Soll sie doch ihrer Freundin beim Sport auf
den Arsch glotzen und uns in Ruhe lassen! Aber die
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