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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mann ihn mit unverhohlener Neugier.
    »Ja, natürlich. Dort rechts – hinter den Bäumen –, Sie können es von hier aus sehen. Sie gehen den Hügel hinauf, dann biegen Sie rechts in die neue Straße ein, die durch die Siedlung führt. Es ist das letzte Haus.«
    »Vielen Dank.«
    »Sie wissen doch, dass Mrs Jackson im Sonneneck…«
    »Ja, ich weiß Bescheid«, unterbrach ihn Calgary, der nicht beabsichtigte, sich auf eine Diskussion einzulassen.
    Ein sonderbar verschlagenes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Fährmannes aus. Er sah plötzlich aus wie ein heimtückischer Faun.
    »Sie selbst hat dem Haus den Namen gegeben – während des Krieges. Es war ein neues Haus, ohne Namen, aber der Grund und Boden, auf dem es steht, der hatte einen Namen: Schlangennest. Doch so wollte sie das Haus natürlich nicht nennen – wir jedoch sprechen noch immer vom Schlangennest.«
    Calgary verabschiedete sich brüsk und begann, den Hügel hinaufzusteigen. Alle Bewohner schienen in ihren Häusern zu sein, und er hatte das Gefühl, dass sie durch die Vorhänge starrten und ihn beobachteten. »Er geht zum Schlangennest«, flüsterten sie. Schlangennest – ein unheimlich zutreffender Name.
    Nein, so ging es nicht weiter, er musste sich zusammennehmen, musste sich genau überlegen, was er sagen wollte.
    Calgary erreichte das Ende der freundlichen neuen Straße mit den freundlichen neuen Häusern. Jede der Villen besaß einen hübschen Garten, und die Bewohner drückten ihren persönlichen Geschmack durch die Wahl der Blumen aus: Chrysanthemen, Rosen, Nelken, Geranien…
    Am Ende der Straße war ein Gartentor, auf dem »Sonneneck« stand. Er öffnete das Tor und ging über den kurzen Weg, der zum Haus führte. Es war ein gut gebautes, unpersönliches, modernes Haus mit einem Spitzgiebel und einer kleinen, überdachten Vorhalle – ein Haus, wie man es in vielen Siedlungen und in vielen guten Wohngegenden findet. Calgary stellte fest, dass der Stil des Hauses die wundervolle Aussicht nicht wert war. Am gegenüberliegenden Ufer des Flusses, der hier eine scharfe Kurve beschrieb, lagen bewaldete Hügel. Weiter unten, zur Linken, machte der Fluss wieder eine Biegung. In der Ferne sah man Wiesen und Obstgärten.
    Calgary blickte einen Moment versonnen auf den Fluss. Hier hätte man ein Schloss bauen sollen, dachte er, ein verwunschenes Märchenschloss! Von jener Art, wie sie Zuckerbäcker manchmal aus Pfefferkuchenteig formen. Doch das Haus, das man sah, vermittelte den Eindruck von Nüchternheit, Maß und wohlhabender Gediegenheit – ohne einen Funken architektonischer Phantasie.
    Aber dafür konnte man seine Bewohner, die Jacksons, natürlich nicht verantwortlich machen. Sie hatten das Haus schließlich nur gemietet, nicht bauen lassen. Allerdings hatten sie – oder zumindest einer von ihnen – es als Domizil der Familie ausgesucht… Länger kannst du es nun nicht mehr aufschieben, sagte er sich und drückte entschlossen auf die Klingel.
    Er wartete einen Augenblick, dann läutete er nochmals. Endlich hörte er Schritte, und die Haustür wurde geöffnet.
    Erschrocken trat er ein wenig zurück. In seiner überhitzten Phantasie glaubte er, der Tragik in Person gegenüberzustehen. Das Gesicht war jung, eben deshalb wirkte es umso dramatischer. Die tragische Maske sollte immer jugendlich sein, dachte er. Jugend, die hilflos dem unentrinnbaren Schicksal, der grausamen Zukunft ausgeliefert ist.
    Während er sich zu sammeln versuchte, überlegte er: Ein irischer Typ; tiefblaue Augen mit dunklen Schatten, welliges schwarzes Haar, vorstehende Backenknochen, ein gewölbter Hinterkopf… Das junge Mädchen sah ihn aufmerksam und abweisend zugleich an.
    »Ja? Sie wünschen?«
    »Ist Mr Jackson zu Hause?«
    »Ja, aber für Fremde ist er nicht zu sprechen. Oder kennen Sie ihn?«
    »Nein, ich kenne ihn nicht, aber…«
    Sie war im Begriff, die Tür wieder zu schließen.
    »Dann sollten Sie sich schriftlich anmelden.«
    »Entschuldigen Sie, aber ich muss ihn unbedingt sprechen. Sind Sie Miss Jackson?«
    »Ich bin Hester Jackson«, gab sie unwillig zu. »Wie ich Ihnen schon sagte, mein Vater empfängt niemanden ohne vorherige schriftliche Anmeldung.«
    »Ich komme von weit her…«
    Sie blieb ungerührt.
    »Das sagen sie alle, aber ich dachte, sie hätten sich nun endlich zufrieden gegeben. Ich nehme an, dass Sie ein Reporter sind«, bemerkte sie unfreundlich.
    »Nein, durchaus nicht.«
    Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, als glaube

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