Tödlicher Irrtum
Dr. Calgary!«
»Lange habe ich vergeblich nach der Wahrheit gesucht – leider habe ich sie erst jetzt erkannt.«
»Zu spät, zu spät!« sagte sie bitter. »Warum sind wir nicht früher darauf gekommen, warum?«
Sie wandte sich an Hester.
»Ich glaubte, du seist es gewesen!«
»Er hat das nie geglaubt«, entgegnete Hester mit einem Blick auf Calgary.
»Ich wünschte, ich wäre tot«, flüsterte Mary.
»Mein liebes Kind, wenn ich dir doch nur helfen könnte«, meinte Leo traurig.
»Mir kann niemand helfen«, erwiderte sie. »Es war Philips eigene Schuld – er bestand darauf hier zu bleiben – sich einzumischen – sich ermorden zu lassen.«
Sie blickte sich im Kreis um.
»Niemand versteht mich«, beklagte sie und verließ das Zimmer.
Calgary und Hester folgten ihr. Bei der Tür drehte Calgary sich noch einmal um und sah, dass Leo den Arm zärtlich um Gwendas Schulter legte.
»Kirsten hat mich von Anfang an gewarnt«, erklärte Hester.
»Sie sagte, ich dürfte ihr ebenso wenig trauen wie den anderen.«
»Versuch es zu vergessen, Hester! Du musst vergessen. Jetzt seid ihr alle frei. Die Unschuldigen stehen nicht mehr im Schatten der Schuld.«
»Und Tina? Wird Tina am Leben bleiben?«
»Ich glaube ja… Sie liebt Micky, nicht wahr?«
»Das ist schon möglich«, erwiderte Hester leicht erstaunt. »Ich habe bisher nie darüber nachgedacht, weil sie wie Bruder und Schwester aufwuchsen, aber eigentlich sind sie ja gar nicht miteinander verwandt.«
»Hast du übrigens eine Ahnung, was Tina meinte mit: ›Sie nicken mit den Köpfchen‹?«
»Sie nicken mit den Köpfchen?« Hester runzelte die Stirn. »Einen Augenblick mal, das kommt mir irgendwie bekannt vor… ja, natürlich…
Die Blümelein, sie schlafe n schon längst im Mondenschein.
Sie nicken mit den Köpfchen auf ihren Stängelein.
Schlafe, schlafe, schlaf auch du, mein Kindelein!
Es ist ein Lied, ein Wiegenlied, das Kirsten uns oft vorgesungen hat…«
»Das war es also – ich verstehe«, sagte Calgary.
»Vielleicht werden sie heiraten, wenn Tina wieder gesund ist, und dann zusammen nach Kuwait gehen«, grübelte Hester. »Tina hat sich schon immer nach einem warmen Klima gesehnt. Am Persischen Golf ist es doch warm?«
»Fast zu warm«, bestätigte Calgary.
»Für Tina kann es gar nicht zu warm sein«, versicherte Hester ihm.
»Auch du wirst jetzt glücklich werden«, sagte Calgary und ergriff Hesters Hand. Mit einem Versuch zu lächeln fuhr er fort: »Du wirst deinen jungen Arzt heiraten und nicht mehr von Angstträumen und Depressionen geplagt werden.«
»Ich denke gar nicht daran, Don zu heiraten«, sagte Hester. »Ich habe durchaus nicht die Absicht, seine Frau zu werden.«
»Liebst du ihn nicht?«
»Nein, ich liebe ihn nicht – ich redete es mir nur eine Zeitlang ein. Er hat nicht an mich geglaubt. Er war nicht von meiner Unschuld überzeugt. Er hätte fühlen müssen, dass ich unschuldig bin.«
Sie fuhr mit einem Blick auf Calgary fort: »Du hast es gefühlt – ich glaube, ich möchte dich heiraten!«
»Aber ich bin doch soviel älter als du, Hester. Es kann dir nicht…«
»Natürlich nur, wenn du mich willst«, fügte Hester unsicher hinzu.
»Ja, ich will dich!«, sagte Arthur Calgary einfach.
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