Toedlicher Irrtum
ihre Opfer hinters Licht geführt, sondern auch die Ermittlungsbehörden, die Pflegeheime und Gott weiß wen noch …
… und schien bis zu der Verhaftung durch Catherine, Warrick und Vega nie wirklich in Gefahr geraten zu sein, erwischt zu werden.
Ihre Fingerabdrücke waren lediglich in der Datenbank gelandet, weil sie sie in den diversen Pflegeheimen hinterließ, in denen sie gearbeitet hatte. Erst, als sie aus den jeweiligen Städten verschwand, kam heraus, was sie im Schilde geführt hatte, und deshalb waren ihre Fingerabdrücke auch bei AFIS gespeichert worden. In Anbetracht der kurzen, wenn auch beeindruckenden Liste der Bezirke, die nach Rene fahndeten, fragte sich Catherine unwillkürlich, wie viele unbekannte Opfer es wohl noch gab.
Rene hatte nie die Hände nach dem großen Coup ausgestreckt, sondern sich stets mit kleinen Beträgen begnügt und war deshalb auf dem Radar vieler Behörden gar nicht aufgetaucht. Die Todesfälle waren einfach zu unauffällig gewesen. Beim ersten Anzeichen einer polizeilichen Ermittlung packte Rene stets ihre Sachen und verschwand.
Catherine und Warrick verglichen ihre Notizen und zogen die Beweise zu Rate. Überzeugt, dass nun alle notwendigen Beweismittel parat waren, kehrte Catherine zurück in die Notaufnahme, in der Rene auf den Transport in das Gefängnis wartete.
Rene Fairmont lag in einem kleinen Einzelzimmer der Notaufnahmestation, bewacht von zwei Uniformierten vor der Tür und zwei weiteren in ihrem Zimmer.
Als Catherine eintraf, verriet Renes leerer Blick nicht, ob sie ihre Anwesenheit überhaupt wahrnahm.
Vega trat auf Catherine zu, und sie unterhielten sich am Fußende des Bettes, als wäre ihr barmherziger Engel gar nicht zugegen. »Sie war ganz brav«, sagte Vega. »Hat keine Geiseln mehr genommen, seit Sie gegangen sind. Und gesagt hat sie auch nichts mehr.«
»Vielleicht liegt das daran, dass Sie sie mit dem falschen Namen ansprechen, Sam. Sie nennen sie Rene Fairmont.« Catherine drehte sich zu der Gefangenen um und winkte. »Darf ich vorstellen? Rene Delillo.«
Renes Augen wurden schmal, und obwohl ihr Gesicht keine Regung zeigte, offenbarte sich etwas Wildes in ihrer Mimik.
»Rene Delillo also?«, sagte Vega ungerührt.
»Das ist jedenfalls der Name, unter dem sie in Las Cruces, New Mexico gesucht wird.«
Die Gefangene starrte Catherine an, und ihre Lippen öffneten sich zu einem höhnischen Lächeln.
»Oder«, sagte Catherine, »Sie nennen sie Judith Rene – der Name, unter dem sie in Baton Rouge gesucht wird. Und da sind noch zwei oder drei andere. Wenn sie ihn uns nicht verrät, werden wir ihren wahren Namen vielleicht nie erfahren. Ebenso wenig wie wir erfahren werden, wie sie zu diesem interessanten Job gekommen ist.«
Rene fixierte die Kriminalistin, aber nun zeigte sich Gereiztheit in ihrem trotzigen Blick.
»Das heißt natürlich«, fuhr Catherine fort, »falls sie sich überhaupt an ihren richtigen Namen erinnern kann.«
Damit hatte sie offenbar einen Nerv getroffen, aber die einzige Reaktion bestand aus einer einsamen Träne, die über Renes Wange rann.
Catherine stellte sich neben dem Bett auf. Sie sah die Gefangene an, sprach aber weiter mit Vega: »Wissen Sie, Sam, ich habe nicht geglaubt, dass unsere Rene fähig ist, irgendetwas für irgendjemanden zu empfinden. Aber ich habe mich geirrt.«
Renes Lippen zitterten inzwischen, und eine weitere Träne bahnte sich einen Weg über die Wange.
»Sie empfindet etwas«, stellte Catherine fest, »für sich selbst.«
Im Verhörzimmer der kriminalistischen Abteilung rannen Tränen über das Gesicht eines anderen Mörders.
Jimmy Doyle, der Brass und Grissom gegenüber saß, während Sara Sidle sich im Hintergrund hielt, war beinahe so schwer zu knacken gewesen wie die Rippen des Detectives. Aber kaum hatten sie Doyle in das Verhörzimmer gebracht, fing er an zu heulen wie ein Baby, das nach seiner Mami brüllt.
»Ich … ich wollte das nicht«, sagte Doyle. Ihm war angeboten worden, einen Anwalt anzurufen, aber er hatte es nicht getan.
Augenblicklich war Doyle nur ein verängstigtes Kind, aber ein ziemlich großes Kind, und Brass beabsichtigte, ihn in exakt diesem Zustand der Angst festzuhalten. »Sie wollten es nicht, Jimmy? Was denn, haben Sie ihr versehentlich in den Hinterkopf geschossen?«
Doyle nahm sich ein Taschentuch aus der Box, die Sara ihm dargeboten hatte, und kämpfte um seine Beherrschung. »Ich meine, ich … ich wollte es nicht.«
»Dann hat sie Sie also darum
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