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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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aufzurichten.
    Als der Schlüssel im Schloss knackte, fuhr Curly zusammen. Ich streifte die Schutzkappe des Federhalters ab.
    Stani fletschte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen, als er Curly und mich auf dem Bett sitzen sah. Er drückte die Tür hinter sich zu, schloss von innen ab und ließ den Schlüssel in der Hosentasche seiner Nietenjeans verschwinden.
    Curly neben mir begann zu schlottern.
    »Du hast mich enttäuscht, Locke.« Stani schüttelte traurig den Kopf und Curly schossen Tränen in die Augen. »Du warst immer mein Lieblingsmädchen. Ich hab dich aufgenommen, dir eine Chance gegeben, dir vertraut. Und was machst du?«
    Meine Faust ballte sich um den Schaft des Federhalters.
    »Es tut mir leid, Stani«, wimmerte Curly. »Ehrlich.«
    »Ein bisschen spät. Dein Ticket nach Sankt Petersburg ist bereits gelöst. Auch wenn ich den Typ beneide, der mit dir dort Spaß haben wird.«
    Curly liefen die Tränen über die Wangen. »Das kannst du nicht machen.«
    »Das hat Paloma auch gesagt.« Stani zuckte die Schultern.
    Curly sprang schluchzend auf, rannte auf Stani zu und warf sich ihm an den Hals.
    Ich blinzelte verdutzt.
    Stani ließ mich nicht aus den Augen, als Curly begann, ihn zu küssen.
    »Gib mir noch eine Chance, Stani. Bitte.«
    »Hab ich dich nicht immer gut behandelt?«, wollte er wissen.
    »Doch.«
    »Warst du nicht immer selbst schuld daran, wenn ich dich verlatten musste?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich fühlte mich wie gelähmt. Stani behielt mich im Blick, während er Curly an den Haaren packte, ihren Kopf nach hinten riss und ihr seine Zunge in den Mund steckte.
    Sie hielt still.
    »Du weißt genau, dass ich eine Schwäche für dich habe, du Flittchen!«, fuhr er sie an und schleuderte sie wütend zu Boden. Sie blieb weinend liegen.
    Stani zögerte unentschlossen. Als würde er wirklich mit sich ringen.
    »Du bist der Einzige, der für mich da ist, Stani«, versicherte Curly unter Tränen. »Das hab ich jetzt kapiert.«
    Mir wurde eiskalt.
    Stani bückte sich zu Curly, packte mit einer Hand ihr Gesicht und drückte ihre Wangen zusammen: »Verlädst du mich noch mal, bringe ich dich persönlich um, verstanden?«
    Sie nickte.
    »Ich muss ein Idiot sein, dass ich mich von einem Miststück wie dir bezirzen lasse.« Mit dem Griff ins Gesicht zog er Curly auf die Füße. »Ich hab da noch einen eigenen, kleinen Laden in Essen aufgemacht. Zusammen mit meiner kleinen Schwester Daria. Esmeralda bringt dich hin, sobald du dich bei mir entschuldigt hast.«
    Als er ihr Gesicht losließ, küsste Curly ihn auf den Mund: »Danke.«
    Sie sah sich nicht um, als Stani sie zur Tür hinausschob.
    Ich rührte mich erst wieder, nachdem Stani hinter sich abgeschlossen hatte. Jetzt war ich allein.
    Bis Stani zurückkam. So musste sich eine Ziege im Tigerkäfig fühlen, wenn die Raubkatze jeden Moment zur Fütterung aus dem Freigehege hereinkommen konnte.
    Meine Finger krampften sich um den Federhalter, doch irgendwie fühlte ich mich kraftlos.
    Was wäre gewesen, wenn ich damals, als ich allein auf der Straße vor dem Bochumer Hauptbahnhof gestanden hatte, an einen Kerl wie Stani geraten wäre? Wenn er mir diesen winzigen Kick verschafft hätte, den er Curly gab: das Gefühl, ihm etwas zu bedeuten? Etwas Besonderes zu sein?
    Niemand macht sich lustig, die Mädchen geben einem das Gefühl, was Besonderes zu sein, okay?, erinnerte ich mich an Justin Jankowskis Worte.
    Ironie des Schicksals, dass der Junge bei seinen Bordellbesuchen offenbar genau das Gleiche gesucht hatte wie Curly.
    Plötzlich wurden Stimmen laut.
    Männer. Drei oder vier.
    War das schon Stanis Cousin, der mich abholen sollte? Oder waren das nur ein paar Freier? Wie lange war ich schon allein im Zimmer?
    Ich umfasste meine lächerliche Waffe. Gegen mehrere Kerle hatte ich keine Chance.
    Und der Geistesblitz, der mich hier rausbringen konnte, blieb aus. Mir fiel nichts ein. Außer beten vielleicht.
    Hallo Gott? Oder wer auch immer da oben sitzt? Kannst du Danner nicht noch ein einziges Mal dieses Kunststück schaffen lassen, mich zu finden? Einmal nur noch? Er darf mich gerne retten, als sei er ein bescheuerter Prinz in einem Märchen. Ich würde eine dankbare, kleine, blonde Prinzessin sein und zur Not sogar ein rosa Kleid tragen. Wenn er das Hase-und-Jäger-Spiel nur dieses eine Mal noch gewinnt.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Bitte!
    Als Danner die Tür öffnete, liefen mir Tränen über das Gesicht.
    44.
    Das Zimmer im Seniorenheim war

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