Tödlicher Puppenzauber
können.
Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Noch immer schössen die heißen Wellen in ihm hoch. Zehn Sekunden waren seit dem Tod der Frau vergangen. Nichts hatte sich an der gegenüberliegenden Seite gerührt, wo der Mörder hocken mußte.
Am Rolls tat sich auch nichts. Suko peilte über die Kühlerhaube hinweg, bis er die Frontscheibe sehen konnte, hinter der sich nichts bewegte. Zuviel Zeit wollte er nicht verstreichen lassen. Er dachte auch an seinen Freund John und brauchte nur den dunklen Atelier-Anbau zu sehen, um ahnen zu können, daß sich die Lage dort auch nicht entschärft hatte. Dann hätte Licht gebrannt.
Es wäre eigentlich natürlich gewesen, wenn der Killer sich vom Erfolg seiner ruchlosen Tat überzeugt hätte. Nach wie vor lag die Frau wie ein Schatten auf dem Boden. Ein Windstoß drang durch die Einfahrt und wehte einen Zeilungsbogen vor sich her. Der wurde von der Toten aufgehalten. Er bedeckte ihren Kopf wie ein Leichentuch. Sukos Augen fingen vom langen Starren an zu brennen. Ein reiner Nervenkrieg war von dem unbekannten Schützen entfacht worden, den er auch beendete, denn der Inspektor erkannte, daß sich gegenüber an der Hauswand etwas bewegte.
Ein Mensch?
Ja, er huschte quer über den Hof. Wahrscheinlich trug er Tennisschuhe, denn er war so gut wie nicht zu hören.
Er visierte das Ziel an, schaute sich während des Laufens immer wieder um, blieb neben der Toten fürcinen Moment stehen, um sich danach zu bücken, weil er sie untersuchen wollte.
Er hatte den linken Arm ausgestreckt, um sie auf den Rücken zu drehen. Suko konnte erkennen, daß seine rechte Hand eine ungewöhnliche Verlängerung zeigte. War es die Mordwaffe?
Im Moment war er abgelenkt. Wie lange diese Zeitspanne dauerte, konnte Suko nicht sagen. Ihm würden wenige Sekunden reichen. Er überlegte auch, seinen Stab einzusetzen und entschied sich dagegen. Vielleicht brauchte er ihn noch für wichtigere Dinge. Dann huschte er los. Suko bewies, daß auch er lautlos laufen konnte, denn der Killer merkte nichts.
Erst als sich Suko aus dem Schatten der Hauswand und dem der Mülltonnen löste, eine andere Richtung einschlug, da wurde der Killer aufmerksam. Er schwang etwas herum, mit ihm die Waffe und hörte Sukos scharfen Befehl.
»Wag es nicht!«
Profis wissen, wann sie sich zurückziehen mußten. Dieser Mann war ein Profi. Obwohl er seine Kanone in der Hand hielt, wußte er, daß ein anderer schneller sein würde, wenn er die Waffe bereits in der Hand hielt.
Suko gefiel die Distanz noch nicht, deshalb verkürzte er sie und ließ den Killer nicht aus den Augen.
Der kniete noch immer. Die verlängerte Mündung wies am Kopf der Toten vorbei. Er drehte Suko das Profil zu, schielte aber nach rechts und ihn von der Seite her an.
»Weg mit der Waffe!«
»Okay, ich mach' es!«
An der Aussprache hörte Suko, daß es sich um keinen Briten handelte. Er tippte auf einen Araber. »Was willst du?«
»Die Kanone weg!«
»Okay, ich mach' es.« Er bewegte seine rechte Hand schlenkernd und schleuderte die schallgedämpfte Waffe fort. Sie rutschte noch ein Stück über den schmutzigen Boden, bevor sie stoppte.
»Gut so, und jetzt stell dich hin!«
Das tat der andere. Suko erkannte, daß es sich um einen kleinen Menschen handelte, dessen Schultern jedoch verhältnismäßig breit waren.
Er wußte, wie er sich zu verhalten hatte, denn er hob die Arme und verschränkte die Hände im Nacken.
Das gefiel Suko nicht. Er kannte Typen, die führten ein Messer in der Nackenscheide mit sich, deshalb mußten die Arme eine andere Haltung einnehmen. Weiter nach oben, dann die Hände verschränkt.
»So«, sagte Suko, »das ist besser. Und jetzt tritt zur Seite. Weg von der Toten.«
»Wie weit?«
»Ich gebe dir schon Bescheid.«
»Klar doch!«
Der Typ fühlte sich verdammt sicher, was Suko etwas irritierte. Er ging davon aus, daß der Killer noch einen Trumpf in der Hinterhand hielt. Typen wie er mußten einfach etwas im Ärmel haben.
Nach zwei Schritten befahl Suko den Stopp. »Und jetzt will ich etwas von dir wissen. Weshalb hast du diese Erau getötet? Weshalb? Sie hat dir nichts getan!«
»Sie war zu laut.«
»Dafür tötest du einen Menschen?« Suko konnte es nicht fassen. Bei einem Dämon erlebte man es oft, aber nicht bei einem normalen Menschen.
»Es mußte sein.«
»Weshalb mußte es sein?«
»Sie hätte alles verraten.«
»Was verraten?«
»Ach nichts.«
»Doch, ich habe gute Ohren. Ich höre sogar Zwischentöne.
Weitere Kostenlose Bücher