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Tödlicher Puppenzauber

Tödlicher Puppenzauber

Titel: Tödlicher Puppenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen, in der Erwartung, daß ich ihn ansprechen oder seine Puppe loben würde.
    Den Teufel würde ich tun. Auf seine Schmetterlinge schaute ich. Sie hockten wie festgefroren auf seiner Schulter. Auf jeden anderen Platz hätten sie besser gepaßt, diese komische Schulter war nichts für sie.
    »Was wollen Sie, Bing?« fragte ich.
    »Sind sie nicht wunderbar?« flüsterte er. »Sind es keine Kunstwerke, die ich hier habe?«
    »Nein. Ich kann damit nichts anfangen.«
    »Weil du als Bulle kein Gefühl hast.«
    Die Puppe interessierte mich nicht, sondern der Mann. »Haben Sie denn Gefühle? Oder Ihre Geschöpfe? Das glaube ich nicht. Hätten sie Gefühle, wäre es nicht zu diesen Morden gekommen.«
    »Die mußten sein.«
    »Was haben Sie davon. Vier Tote, Bing. Vier Männer aus dem Lager der Regierung. Ich kann mir nur vorstellen, daß Sie sich selbst zu einer Puppe, einer Marionette, haben degradieren lassen. Sie sind nicht mehr Sie selbst. Sie gehorchen nur den Befehlen anderer. Gemeine Killer haben Sie zu Ihrem Werkzeug gemacht. Ich wundere mich darüber, daß Sie dies nicht begriffen haben.«
    »Ich will es auch!«
    »Was denn? Das Chaos? Wollen Sie, daß zahlreiche Politiker und hohe Beamte sterben?«
    »Ja.« Er hatte das Wort langsam ausgesprochen und auch gedehnt. Dabei hatte er genickt, und mit seinem Gesicht war eine Veränderung vorgegangen. So etwas wie Staunen hatte ich in den Zügen gelesen und natürlich auch Zustimmung.
    »Was haben Sie davon?«
    Er spitzte seinen kleinen Mund noch mehr. »Das Bewußtsein, an den Machtverhältnissen gedreht zu haben.« Auf seine glatte Wange trat ein Strahlen. »Und gleichzeitig zu wissen, daß es meine Puppen schafften. Denk mal nach. Meine Puppen haben es geschafft. Das ist verrückt, das ist unglaublich, einfach irre. Ich kann meinen Sieg selbst noch nicht fassen, aber ich glaube daran. Ich bin überzeugt, es macht mich an, verstehst du, Sinclair?«
    »Ja, jeder von uns hat seinen Tick. Ich frage mich nur, ob deine Freunde auch weiter zu dir stehen, wenn du ihnen die Hindernisse aus dem Weg geräumt hast und sie gewisse Machtpositionen erhalten haben. Dann werden sie vielleicht hingehen und dich töten. Oder zertreten wie eine Puppe. Für mich wäre das nichts, Bing. Sie haben sich entschieden.«
    »Ja, ich habe mich entschieden.« Ergab mir eine tonlose Antwort. »Ich weiß, daß ich auf der richtigen Seite stehe. Ich bin ein Mensch, der andere nicht mag. Ich hasse meine Gegner, ich werde sie vernichten. Deine Antwort war tollkühn, Sinclair.« Eine rosige Zungenspitze — klein wie ein Gummibläschen — huschte zwischen den Lippen hervor und beleckte den Mund. Klebrig wirkender Speichel blieb zurück. Nicht durchsichtig, dafür aussehend wie dicke Milch. »Für deine Worte hättest du eigentlich sterben müssen. Du hast meine Freunde beleidigt. Ich aber habe ihnen das Versprechen abgenommen, daß sie dich nicht töten.«
    »Wie schön!« spottete ich.
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht darüber freuen, Sinclair. Meine Freunde hätten dich mit einer schnellen Kugel bedient. Die Puppen werden dich quälen. Sie werden Rache für diejenigen nehmen wollen, die du getötet hast.«
    Es war so, als hätte die Puppe die Worte genau verstanden. Sie bewegte heftig ihre kleinen Arme, so daß der Kleiderstoff anfing zu flattern. Mit einer behutsamen Geste stellte Mr. Bing seine kleine Mörderin auf die Lehne der Couch. Neben der Schulter blieb die Puppe stehen.
    Ich bekam etwas von ihrer bösen Ausstrahlung mit. Es war keine Kühle, die mir entgegen wehte, aber eine Abwehr, ein Widerwillen, ein regelrechter Haß und das Wissen, es mir einmal zeigen zu wollen. Die kleinen Augen bewegten sich. Sie drehten sich dabei im Kreis wie Kugeln, der kleine Mund glitt intervallweise in die Breite, die winzigen Finger zuckten. So klein sie auch sein mochten, in ihnen steckte eine immense Kraft. Einen Menschen hatten die Puppen erwürgt, wie ich wußte.
    Bing zog sich zurück. »Ich muß mich um meine anderen Lieblinge kümmern«, erklärte er mir und drehte sich um. »Sie wird auf dich achtgeben, daß du keine Dummheiten machst. Falsche Bewegungen sind tödlich für dich, Sinclair.« Er schaute auf Jessica, sprach sie aber nicht an und schritt ungewöhnlich steif in den Atelierraum, wo er seine Arme dem Glasdach entgegenstreckte.
    Ich hatte die Brüder und Schwestern der ersten Puppe ebenfalls gesehen, aber nicht weiter auf sie achten können. Erst dann widmete ich ihnen wieder meine

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