Tödlicher Puppenzauber
wollte.
Nicht mit den Füßen zuerst, dafür mit dem gesamten Körper und flach auf dem Bauch liegend.
Und Suko sprang. Auch mit dem Wissen, daß er, wenn er die Distanz nicht schaffte oder abrutschte, drei Etagen tief nach unten auf das Pflaster fallen würde…
***
Kugel oder Messer, ich konnte wählen!
Wenn ich auswich, würden sie schießen. Also blieb ich sitzen und spannte unwillkürlich die Bauchmuskeln an, eine Art von Schutzreaktion, die gegen die Klinge auch nichts nutzen würde.
Das alles geschah innerhalb einer winzigen Zeitspanne, die das Messer benötigte, um mich zu erwischen. Auch wenn es nur fingerlang war, konnte es meinen Tod bedeuten.
Die Klinge traf!
Ich wartete auf den Schmerz, auf dieses tiefe Brennen, das sich wie ein Feuersturm durch meinen Magen wühlen würde. Statt dessen vernahm ich einen satten, leicht metallisch klingenden Laut und in das Echo hinein Bings Lachen.
Er stand da und amüsierte sich. Wie ein Hampelmann bewegte er sich. Die Erleichterung überkam mich schockartig. Ich begann zu zittern und dachte darüber nach, weshalb ich noch lebte.
Die böse Puppe stand auf meinen Oberschenkeln. Sie hielt die Klinge noch fest. Ein böses Lächeln umspielte ihr Gesicht. Mir wurde nur allmählich klar, was mich gerettet hatte.
Es war die Gürtelschnalle gewesen. Ich schaute an mir herab. Sie bestand aus hartem Leder und Metall. Das Metall hatte Kratzer abbekommen, das Leder Furchen.
So also war es gelaufen…
»Hast du Angst gehabt, Bulle?« fragte Bing. »Bestimmt hast du dich gefürchtet. Es war nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was dich noch alles erwartet. Diesmal hat dich die Klinge nicht erwischt, aber der nächste Stoß kommt genauer, den wirst du spüren, Sinclair…«
»Weshalb?« fragte ich. »Weshalb, Bing? Was steckt dahinter?«
»Ich will meinen Freunden nur einen Gefallen tun. Ich kenne Engländer, die meinen Meister und mich damals sehr arrogant behandelt haben. Wir haben unter ihnen gelitten. Sie fühlten sich wie die Herren, und ich schwor mir, ihnen dies zurückzuzahlen. Ich habe meine Freunde gefunden, die mich unterstützen. Jetzt zahlen wir ihnen einiges zurück. Es geht nicht einmal gegen dich persönlich, nicht primär wenigstens, es sind deine Landsleute, für die ich ein Bastard war.« Er lachte.
»Möglicherweise haben sie sogar recht gehabt, doch nun bin ich am Zug. Ich wollte eure Politiker zittern sehen, das schaffte ich mit meinen Puppen. Auch du hast gezittert, als meine kleine Freundin zustach. Sie hätte die Klinge auch eine Daumenhöhe nach oben schießen können. Dann hättest du jetzt noch vor Schmerzen geschrien.« Er hob die Schultern. »Doch wer weiß, was nicht ist, kann noch werden.«
Da hatte er nicht einmal gelogen, so schwer es auch war, mir dies einzugestehen. Ich ärgerte mich über meine Lage und hätte schon längst etwas versucht, aber da waren die beiden Killer mit ihren schallgedämpften Waffen.
Die Maskierten zeigten eine eiskalte Ruhe. Sie brauchten nichts zu tun, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren, nur einfach dazustehen und ihre Waffen zu präsentieren.
Mit Feigheit hatte dies nichts zu tun, aber ich war auch nicht lebensmüde.
Hinzu kam Jessica Long. Bing und seine Kumpane gehörten zu den Menschen, die keine Zeugen brauchen konnten. Ich rechnete fest damit, daß auch Jessica nicht überleben würde.
Bing kümmerte sich wieder um seine Puppen. Die mit dem Messer stand noch auf meinen Oberschenkeln und starrte mich an. Die anderen hatten ihre Plätze nicht verlassen. Wahrscheinlich warteten sie auf Bings Befehle, die auch kamen.
Er breitete den rechten Arm aus und winkte mit seinen gekrümmten Fingern. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Plötzlich stießen sich die Puppen ab und hüpften mir entgegen.
Ihr Platz war die Couch, auf der ich saß.
Vier von ihnen federten auf die Polster, zwei sprangen höher und erreichten die Rückenlehne. Ich schielte zur Seite. Sie holten etwas aus ihren kleinen Taschen hervor.
Dünne Lederschnüre.
Schon jetzt verengte sich mein Hals. Auf mir stand noch die Puppe mit dem Messer. Die Klinge zielte schräg auf mich, am Nacken bewegten sich die beiden anderen.
Etwas kitzelte meinen Hals dicht unter dem Kinn. Daß es die Schnur war, merkte ich Sekunden später, als die beiden Puppen, die jeweils ein Ende der Schnur hielten, sich hinter meinem Nacken bewegten und beide Enden zusammenführten.
Mir wurde die Luft knapp.
Der Puppenmacher stand vor mir und grinste. Sein
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