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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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ließen ihn äußerst diskret ihre Dienstausweise sehen: Carabinieri. Er leugnete, Pierre Nazzari zu sein, und hielt ihnen seinen auf einen gewissen Marco de Rossi, Journalist aus Verona, ausgestellten Pass hin. Der Ältere der beiden, Capitano Porrà, nahm ihn zur Hand und verzog anerkennend den Mund. »Gar nicht schlecht gemacht, den kannst du sogar behalten. Nenn dich ruhig weiter so.«
    »Ich verstehe nicht«, stotterte Pierre.
    »Ich erklär dir mal, wie wir die Sache sehen«, meinte der Offizier. »Für uns sind Deserteure in etwa dasselbe wie Nutten. Wenn wir sie um einen kleinen Gefallen bitten, müssen sie zusehen, dass sie ihn uns schnell erfüllen.«
    »Ein Auslieferungsverfahren dauert wahnsinnig lange …«
    Porrà wedelte mit dem Handy. »Das dauert genau einen Anruf. Wir haben hervorragende Verbindungen zur kroatischen Polizei, und nach der Staatsanwaltschaft fragt kein Mensch.«
    Sie steckten ihn in ein Flugzeug und brachten ihn nach Italien. In Venedig stiegen sie in eine Maschine nach Cagliari um, in der andere Militärs unter der Leitung von Tenente Deidda ihn übernahmen. Sie stellten ihm eine Wohnung zur Verfügung, einen Wagen, ein Handy und Spesen. Und so wurde Pierre Nazzari alias Marco de Rossi ein inoffizieller Mitarbeiter. Seine Aufgabe war es, den früheren Maggiore Ceccarello zu identifizieren und zu verfolgen, der mittlerweile in sehr viel gefährlicheren Kreisen als den afghanischen tätig war; Kreisen, in denen die organisierte Kriminalität eine große Rolle spielte, außerdem Nachrichtendienste verschiedener Länder und in jüngerer Zeit gegründete Banden professioneller Gewalttäter, Söldner, die sich bei jedem verdingten, der ordentlich zahlte. Gerade die Gefahr, in schwer kalkulierbare, gefährliche Situationen zu geraten, hatte die Carabinieri dazu bewogen, sich Ceccarello möglichst diskret zu nähern. Pierre hatte man im Gegenzug für seine Kooperation die Möglichkeit in Aussicht gestellt, außer Landes zu kommen und nicht weiter gestört zu werden, allerdings derart vage, dass er selbst keine Sekunde daran glaubte. Jetzt, da er die Mission erfüllt hatte, würde er endlich feststellen können, wie realistisch dieses Versprechen war. Nur die Angst, tatsächlich eine professionelle Nutte geworden zu sein, hielt ihn von diesem Anruf ab.

    Vollends beruhigt rief sein Verfolger Ceccarello an. »Er trinkt Bier und schaut aufs Meer.«
    »Ich sag’s ja: ein Arschloch, aber ungefährlich. Trotzdem, bleib an ihm dran. Ich will wissen, wo er wohnt und was er so macht.«
    Der Mann suchte die Toiletten auf. Pierre ging unterdessen zu seinem Wagen. Er stand in der Sonne und wählte die Nummer, die ihm die Carabinieri gegeben hatten.
    Als der andere an Nazzaris Tisch ein Touristenpärchen sitzen sah, war er kurz verblüfft. Ohne zu zögern lief er zu seinem vor der Bar abgestellten Moped. Er ließ es an, gab Gas, und schon hatte er Nazzari gefunden, der geduldig vor einem überfüllten Kreisverkehr wartete. Er folgte ihm bis zum Markt San Benedetto. Dort parkte Nazzari und kaufte Brot und Obst, um dann ein altes Mietshaus zu betreten.
    Pierre füllte Wasser in seinen Pastatopf, machte den Herd an und mischte sich einen Martini. Vor seiner Zeit beim Militär hatte er in einer Edelbar gearbeitet und sich zum Barkeeper ausbilden lassen. Er drehte das Glas in den Händen und fragte sich zum x-ten Mal, warum er sich eigentlich damals freiwillig gemeldet hatte. Wäre er bei den Aperitifs und Longdrinks geblieben, er wäre nie so in die Scheiße geraten. Doch wie immer, wenn er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass der Fahneneid die beste Möglichkeit gewesen war, um nicht restlos dem Koks zu verfallen, das an seiner früheren Arbeitsstelle in großen Mengen konsumiert worden war. In Wirklichkeit war er aber auch für die Armee nicht geeignet. Er hatte sich ausschließlich wegen des höheren Soldes nach Afghanistan gemeldet und weil er sicher war, dass er dort eine ruhige Kugel schieben und mit Drogenhandel schön etwas dazuverdienen konnte.
    Er aß einen Teller Spaghetti mit der Soße, die er tags zuvor gekocht hatte. Ein Rezept seiner Großmutter väterlicherseits. Seine Mutter war Belgierin und hatte den italienischen Gaumen ihres Mannes, eines Minenarbeiters, nie zufriedenstellen können. Vielleicht war das auch der Grund dafür gewesen, dass er sich ohne Rücksicht auf Verluste von ihr getrennt hatte und mit dem Sohn nach Italien zurückgekehrt war, während die Mädchen, Zwillinge, in

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