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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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kurz vor Bremm. Der Calmont war in Sichtweite, ein Weinberg wie ein Hohlspiegel, der die Hitze einfing, und an einem vorgelagerten, weniger steilen Weinberg war ein Raupenschlepper im Einsatz, dessen Einsatzmöglichkeiten man sich ansehen wollte. »Geier« war keine Gattungsbezeichnung, es war der Name des Herstellers aus Bozen. Einesolche Raupe war für ein Weingut eine gewaltige Investition von einhundertdreißigtausend Euro, die sich nach Jahren erst amortisierte.
    Die extrem schmale Raupe stand auf einem Hänger, der von einem Traktor gezogen wurde. Der Fahrer war von einem Überrollbügel geschützt, links vom Sitz befand sich eine Armatur mit einem Touchscreen-Feld, rechts der Joystick, um die Raupe zu fahren. Zur Demonstration der Arbeitsweise fuhr der Maschinist die Drei-Komponenteneinheit auf einen Wirtschaftsweg oberhalb eines kürzlich angelegten Weinbergs. Die Stöcke waren klein, trugen noch die schützenden Manschetten, kein Weinlaub störte die Sicht. Später, mit zusätzlichen Armaturen ausgestattet, sollte die Raupe sowohl den Laubschnitt wie das Lesen am Steilhang ausführen. Als ersten Schritt führte man das Grubbern vor, bei dem der Boden gelockert und wieder geglättet wurde, gleichzeitig wurden humusbildende Substanzen eingearbeitet.
    Dazu brachte der Fahrer den Traktor nebst Hänger in Position zwischen zwei Rebzeilen und stieg auf die Raupe um. Eine Art Lafette schwenkte talwärts, sodass die Raupe mit ihren Gummiketten vom Hänger direkt zwischen die Rebzeilen fahren konnte. Während sich das Gefährt den Abhang hinabbewegte, rollte ein am Anhänger befestigtes Sicherheitsseil ab und blieb dabei gespannt. Unten angekommen fuhr die Raupe rückwärts wieder aufwärts, Zinken lockerten den Boden, wendeten ihn aber nicht wie ein Pflug, eine Walze zerkrümelte dabei die großen Brocken. Oben angekommen fuhr die Raupe auf den Hänger, und mittels seiner Fernsteuerung ließ der Fahrer den Traktor eine Reihe weiter fahren, wo er sich wieder in die Tiefe abseilte. Georg hätte sich da nicht draufgesetzt. An derartigen Hängen fühlte er sich sogar auf den eigenen Beinen nicht ganz sicher.
    »Deshalb also werden Weinberge neu angelegt, deshalb wird Drahtrahmenziehung gefördert«, sagte er und präsentierte zu Bischofs Erstaunen Fachwissen. »Bei größeren Abstandsbreitenkommen die Maschinen durch. Habt ihr das genauso gemacht?«
    »Bei einigen haben wir das noch vor uns«, meinte Klaus, »genau wie Frau Berthold.«
    Georg schaute den Azubi verständnislos an. »Was hat das mit ihr zu tun?«
    »Na«, er grinste anzüglich, »sieht doch ’n Blinder mit ’nem Krückstock, dass da was läuft. Das wissen alle.«
    »Was wisst ihr?«
    »Glauben Sie, dass Sie hier was geheim halten können? Ich habe mir schon was überlegt: Sie tun sich mit ihr zusammen, und der Chef sich mit euch, ihr legt die beiden Weingüter zusammen, dann können wir uns die Raupe leisten. Bischof bleibt im Dunkeln, bleibt Kellermeister, und ich kümmere mich zusammen mit Kilian um die Weinberge. Sauter und Frau können dann besser auf ihre italienischen Mitarbeiter aufpassen.«
    »Und was hast du für mich geplant?«, fragte Georg angesäuert, »bei deinem großen Wurf?«
    »Sie – Sie werden wieder Geschäftsführer, halten das Geld zusammen und kümmern sich um den Verkauf. Frau Ludwig kocht für alle, das macht sie glücklich, und Frau Wackernagel ist endlich mal ausgelastet.«
    »Und wovon träumst du nachts?«
    Höchstwahrscheinlich von angenehmeren Ereignissen als ich, dachte Georg. Glücklicherweise lenkte ihn sein Black-Berry ab, auf das Klaus mit großen Augen starrte, was Georg zwang, sich außer Hörweite zu begeben. Es war Pepe, sie wollten am nächsten Tag kommen und den Treffpunkt vereinbaren.
    »Kreuzt bloß nicht direkt bei Sauter auf«, sagte Georg, »man darf uns nicht zusammen sehen«, und schlug die Brücke zwischen Zell und Pünderich vor. Er beschrieb ihnen, wie sie fahren mussten. »Ihr nehmt die Autobahnabfahrt Kaisersesch, fahrt bis Cochem und gewöhnt euch auf derB 49 schon mal ans Fahren am Fluss. Die Kurven sind verdammt lang und nicht überhöht, also passt auf!«
    Pepe überdrehte nie, aber er liebte hohe Drehzahlen; er würde sicher auf dem Nürburgring einige Runden drehen, wenn der nicht gesperrt war.
    Es war gut, dass sie kamen, dann könnte er nächste Woche dem Besitzer der Baufirma einige peinliche Fragen stellen, vorausgesetzt, seine Leute schlugen nicht bereits am Wochenende zu.

    Pepe und

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