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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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seine Kumpel waren zur verabredeten Zeit an der Brücke.
    »Ein Motorrad ist immer schneller als du«, meinte Pepe mit Blick auf Georgs Fluchtfahrzeug. »Lass dich mit diesen Typen nie auf ein Rennen ein, auch wenn deine Kiste schnell aussieht. Wenn die Jungs, von denen du erzählt hast, fahren können, klebst du am Baum, und sie sind über alle Berge.«
    »Ich bin in den Serpentinen Probe gefahren, ein Motorradfahrer hat’s versucht und nicht geschafft.«
    »Das war ein Anfänger. Mich hängst du nicht ab!«, sagte Pepe und stellte seine Begleiter vor. Der Größere von ihnen zog zur Begrüßung umständlich die Handschuhe aus, und als er den Helm abnahm, erinnerte sich Georg dunkel, den Mann schon mal gesehen zu haben. Keule war Berliner, er hatte die besten Sprüche drauf und titulierte Zeitgenossen, die in seiner Gunst ganz oben standen, mit »Keule«. So war der Name letztlich an ihm kleben geblieben. Georg stand in seiner Gunst ziemlich weit oben, denn er drückte ihn an seine Brust.
    »Wir kennen uns, wa? Du hast mir über Pepe ’nen Job verpasst, als ich klamm war. Und das Ding jetzt, ist das gratis?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Georg, übers Honorar war nicht gesprochen worden, aber man würde sich einigen. »Was ihr braucht, kriegt ihr, Spesen sind selbstverständlich.« Er gab Pepe neunhundert Euro in Fünfzigerscheinen. »Für den Anfang. Wer ist der dritte Mann?«
    Er wurde als Ritze vorgestellt und fuhr die neueste Suzuki.
    »Ich arbeite ihn in die Zivilgesellschaft ein. Ritze bewegt sich nur, wenn unbedingt nötig«, erklärte Pepe. »Du denkst, er schläft, aber dann ist längst alles vorbei.«
    Ritze schob das Visier des Helms nach oben, er zog auch nur den rechten Handschuh aus und drückte Georgs Hand so fest, dass jeder andere in die Knie gegangen wäre. Es war ein Test.
    »Gehört er dazu?«, fragte Ritze wie zur Bestätigung, wandte sich nach Pepe um und betrachtete dann das Auto, als könne er es sich nicht vorstellen.
    »Hier ist er der Boss«, bestätigte Pepe. »Los jetzt, wir sind in einem Rutsch durchgefahren, knapp drei Stunden, zu viele Baustellen, wir brauchen was zwischen die Zähne. Dabei erklärst du uns alles schön der Reihe nach, was so abgeht und angesagt ist. Es brennt?«
    »Ja, ziemlich, Feuer im Haus.«
    »Neulich warst du noch Beobachter. Das heißt, du hängst drin?«
    »Du sagst es. Meinen Polo haben sie in Schrott verwandelt.«
    »Nicht schade drum, aber um die andere Kiste täte es mir leid. Wie ich dich kenne, als treusorgenden Familienvater, bist du Vollkasko versichert und kriegst die Kohle wieder. Aber wir fahren erst mal was essen. Wo?«
    »Haltet Abstand, hier sollte man uns nicht gemeinsam sehen, ich parke vor dem ersten Gasthaus in Zell, ob es gut ist, weiß ich nicht.«
    »Wird schon gehen, so etepetete wie du ist keiner von uns, ab geht’s!«
    Die drei waren eine Mischung aus Rocker und Biker: Vom Outfit und den Maschinen mit Satteltaschen her waren sie Letzteres, sie kommunizierten über in die Helme eingebaute Telefone. Von den Bärten, langen Haaren und den Tätowierungen,die unter der Ledermontur zum Vorschein kamen, waren sie mehr dem Hardrock zugewandt. Pepe war totaler Led-Zeppelin-Fan, Robert Plant, der Sänger, sein absolutes Idol. ›Stairway to Heaven‹ stand als Lieblingssong an der Spitze, noch vor ›Highway to Hell‹. Ritze war am gewöhnungsbedürftigsten, er war der Typ Kopfgeldjäger aus dem TV-Programm, nur jünger und nicht so kaputt. Wenn Pepe ihn mitbrachte, war er okay, Pepe wusste, was er tat. Tille würde sich wundern. Großstadtrocker waren härter als die Abziehbilder von der Mosel.
    Um in dieser Gesellschaft nicht übermäßig aufzufallen, hatte Georg sich nach der Arbeit nicht umgezogen. Er saß in Jeans und Bischofs fleckiger Arbeitsjacke im dunkelsten Winkel der Kneipe, als seine drei Helfer im Gänsemarsch auf ihn zukamen. Es gab niemanden im Lokal, der den Auftritt nicht bemerkte, die meisten Gäste gehörten sowohl altersmäßig wie auch sozial einer anderen Klasse an und waren so pikiert wie neulich die Gäste der »Goldenen Gans«, dachte Georg schmunzelnd.
    Pepe bemerkte sofort, dass Georg sich mit Blick zum Eingang gesetzt hatte. Er hatte ihn ausgebildet, ihm den ersten Job nach zwei Jahren Knast verschafft, und Pepe hatte ihn nach einem Fehler gedeckt. Jeder wusste so viel vom anderen, dass sie sich aufeinander verlassen mussten.
    Georg berichtete, während die Speisekarten studiert wurden, lückenlos, was sich seit

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