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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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früher zu Hause. Dass er sich sagte, dass es dieses Zuhause nicht mehr gab und auch die Familie längst nicht mehr, spielte keine Rolle. Er würde lange brauchen, darüber hinwegzukommen, andererseits fühlte er sich hier so angenommen wie lange nicht – und fremd zur gleichen Zeit.
    Seine Unruhe nahm zu, Susanne Berthold sah ihm ins Gesicht, sie sah ihm den Zwiespalt an, in dem er sich befand, oder bildete er sich das nur ein, und ihr ging es um etwas ganz anderes? Ihr Blick prüfte, er war vorsichtig tastend, scheu und ihm auch wieder zugewandt. Der Kloß im Hals und auch die Anwesenheit des Jungen verhinderten, dass er sie darauf ansprach.
    »Bist du zum Frühstück wieder da?« Kilian riss ihn aus diesem Zwiespalt widerstreitender Gefühle. Er hätte es gern gesehen, und er war erst bereit, ins Bett zu gehen, als Georg versprochen hatte, den Garten zu besichtigen und ihn in den Weinberg zu begleiten.
    »Mama kommt mit, und wir entscheiden, wann gelesen wird!« Der Junge, gerade im ersten Jahr auf dem Gymnasium, sagte es mit so viel Bestimmtheit, dass Georg ihm gern abnahm, dass er eines Tages das Weingut leiten würde.
    Als sie nach dem Gutenachtkuss zurück in die Küche kam, blickte sie sich erstaunt um, denn Georg hatte aufgeräumt, das Geschirr in die Spülmaschine gestellt, und die verderblichen Lebensmittel standen auf der Anrichte neben dem Kühlschrank.
    »Die Systeme sind in etwa gleich«, sagte er unter ihremkritischen Blick. »Aber zwei Jungen essen bedeutend mehr als zwei Mädchen. Die eine sieht ihr Heil darin, möglichst dünn zu bleiben, und mit dreizehn Jahren kämpft sie bereits gegen ihren Hunger an. Anorexie hat Jasmin nicht, doch es könnte dazu kommen. Ihre Mutter meinte, ich könne das nicht beurteilen, das sei bei jungen Mädchen so. Ich konnte eigentlich gar nichts beurteilen, egal, worum es ging, ob der Reifen ihres Fahrrads zu stark aufgepumpt war oder ob ›ausreichend‹ in Englisch nicht gut war.«
    Bei diesen Worten verspannten sich Kinn und Hals wie von selbst, und er fragte sich, wie verkniffen er nach außen wirken musste.
    Susanne Berthold sah es anders, sie lächelte. »Jetzt, wo wir ungestört sind, können Sie mir gewiss erzählen, was genau in der ›Goldenen Gans‹ passiert ist und wieso Ihr Wagen demoliert wurde.«
    Georg berichtete über die Vorfälle, behielt aber für sich, dass er sich ursprünglich von dem Gedanken hatte leiten lassen, dass Sauter, vorsichtig ausgedrückt, mit dem Tod von Albers in Verbindung stand und sich deshalb nach Italien abgesetzt hatte und die Rückkehr mit immer neuen Begründungen hinauszögerte.
    Die zweite Warnung mit dem Lippenstift beschäftigte Susanne Berthold besonders. »Wieso haben Rocker Lippenstifte in der Tasche, um so einen Text zu schreiben? War eine Frau dabei? Gibt es eine Probe von dem Lippenstift, um zu klären, wer den trägt, ob es möglicherweise auf ihrem Campingplatz eine Frau gibt, die die gleiche Farbe benutzt?«
    »Haben Sie jemanden vor Augen?«
    »Die Frau von dem Besitzer, die Schwester von Frau Albers.«
    »So dumm wird niemand sein«, erwiderte Georg entgegen seiner Überzeugung.
    »Manche Leute sind viel dümmer, als Sie glauben, Herr Hellberger. Das sollten Sie bei Ihrem Beruf wissen. MögenSie jetzt ein Glas Wein? Sie haben es nicht weit.« Als sie mit einer Flasche aus dem Keller kam, fragte sie: »Wann kommt Stefan zurück? Ist die Lese in der Maremma nicht vorbei? Ich frage, weil ich …«, sie zögerte und sah ihn an, als müsse sie sich zu den nächsten Worten durchringen, »weil ich Ihre Hilfe brauchen könnte. Ich bin, wie gesagt, Geologin und kein Kaufmann. Vielleicht können Sie uns wirklich unterstützen, da Sie Betriebswirt sind …«
    Eine Viertelstunde später beugten sie sich über betriebswirtschaftliche Auswertungen, offene Rechnungen und Umsatzstatistiken. Georg fand sich relativ schnell durch den Wust hindurch. Zahlen waren Zahlen, egal, um welche Art Firma es sich handelte. Zahlen sagten ihm, wo es hakte, wo es vorwärtsging, Zahlen gaben ihm ein Bild, sie machten den Betrieb lebendig. Vor dem Verkauf an COS hatten sie unter dem alten Inhaber immer gut gewirtschaftet, sonst hätten sie die Firma nicht so lukrativ verkaufen können. Und er, Georg, hatte nach Kräften geholfen. Heute könnte er sich dafür ohrfeigen.
    Susanne Berthold meinte, dass ihr Betrieb auf Dauer zu klein sei, um zu überleben. »Ich muss vergrößern, muss zusätzliche Flächen pachten oder mehr mit Kollegen

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