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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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kein Mitleid ein. Er blieb hier, ohne jedes Gefühl von Befriedigung, damit die beiden keine Absprachen trafen, wie sie das Geschehen in ihrem Sinne hinbiegen könnten. Tille würde sein Geständnis niemals wiederholen. Seine Frau würde alles abstreiten, damit fiel Georg die Schlüsselrolle des einzigen Zeugen zu.
    Als Wenzel kurz nach dem Notarzt und dem Krankenwagenmit Sirene und Blaulicht eintraf, was immer mehr Schaulustige anzog, war Georg erleichtert. Die Spannung der letzten Tage würde sich lösen, sie war kaum auszuhalten gewesen. Und doch starrte er finster vor sich hin, was Wenzel irritierte.
    »Sie können mit sich zufrieden sein.«
    »Das werden Sie kaum verstehen, Herr Wenzel.«
    Ihn nicht mit Kommissar anzusprechen schuf eine zivile Ebene, eine von Gleich und Gleich.
    »Als Sie zum ersten Mal bei uns im Büro auftauchten, nachdem Albers’ Leiche gefunden worden war und Herr Sauter nach Italien abgereist war, hatte ich die Befürchtung, dass mein Gastgeber damit was zu tun hatte – so kurz angebunden, wie er das Drama mir gegenüber abgehandelt hatte. Ich habe mich eingemischt, weil ich mir das Gegenteil beweisen wollte, mir selbst. Und jetzt bin ich zwar glücklich, dass Sauter nichts damit zu tun hat, aber dieses Elend hier macht mich krank.«
    »Wer weiß, was sich noch alles ergibt, bei der Menge an Zeugen, die Sie uns aufs Auge drücken, und dem belastenden Material, das Sie mir aufhalsen. Wann kommt er zurück, Ihr Weingutsbesitzer?«
    »Übermorgen, soweit ich weiß, in der Toskana ist man mit der Lese fertig, hier beginnt sie erst.«
    »Wenn du alles allein erledigst  – wofür brauchst du uns dann?« Pepe und Co. drängten sich scheinbar beleidigt zwischen sie.
    »Wer ist das?«, fragte Wenzel und sah Georg an.
    Pepe fühlte sich angesprochen. »Wir sind sein Sicherheitsdienst aus Hannover, wir rücken dann an, wenn der Staat seine Aufgaben nicht mehr wahrnimmt.« Er hielt ihm grinsend die Hand hin, die Wenzel verwirrt ergriff.
    »Wie soll ich das verstehen?« Der Kommissar blickte verunsichert von einem zum anderen. Er machte den Eindruck, als hätte er Schwierigkeiten, Georg mit den Männernin Leder, mit Tattoos auf den Armen, langem Haar und Ohrringen in Zusammenhang zu bringen. »Wollen Sie damit sagen, dass ich meine Aufgaben nicht wahrnehme?«
    »Das brauchen Sie gar nicht zu verstehen, Herr Kommissar«, meinte Keule in breitestem Berlinerisch und hielt ihm auffordernd seine Flasche Bier hin. »Alles wird privatisiert, da kann man sich die Polente sparen, die Kohle kriegen die Banker, die brauchen das Geld, und Sie arbeiten als Ermittler bei ’nem privaten Sicherheitsdienst, für sechs fuffzich die Stunde. Haha … da kommt Freude auf, was? Na, trinken Sie schon, ich habe kein Aids, oder woll’n Se ’ne eigene Pulle? Klar, lieber was Frisches? Würde ich auch nehmen, wenn ich mir das aussuchen könnte. Gut, ich geh was Frisches holen.« Lachend machte er sich auf den Weg.
    »Ihre … Freunde?«
    »Genau, das sind Freunde.« Georg legte Pepe den Arm um die Schultern. »Auch Hilfstruppen, stimmt, in vielen Schlachten erprobt, bei den Stones, bei Kiss und den Scorpions, natürlich Motörhead …«
    »… Alice Cooper und Slade hast du vergessen«, warf Pepe ein, »tierisch geil, ganz besonders AC/DC  – das ist seine Band, müssen Sie wissen, Herr Kommissar, Hellberger auf dem Highway to Hell.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Er steht auf dem Schlauch. Es ist alles zu viel für ihn, bei solchen Sachen sind Beamte überfordert.«
    »Sie kennen unsere Personalsituation nicht«, versuchte sich Wenzel rauszureden, ihm fiel nichts Witziges ein.
    »So ist das mit dem Staat, auch der befindet sich auf dem Highway to Hell, rasante Abwärtsbewegung …«
    Konsterniert nahm Wenzel von Keule das frische Bier entgegen. Am Kiosk machten Tilles Angestellte das Geschäft ihres Lebens, die Schaulustigen, von denen niemand wusste, was eigentlich passiert war, versammelten sich hier. Tillewürde nichts mehr davon haben, seine Frau allerdings könnte vom heutigen Umsatz durchaus den Verteidiger für seinen Mordprozess bezahlen.

    Der Betreiber des Campingplatzes war abtransportiert worden. Der Oberschenkelknochen war gebrochen, ein Tisch hatte ihn beim Herabfallen durchschlagen. Tilles Frau hatte hierbleiben müssen, der Andrang an Gästen war zu stark, eine Küchenhilfe hatte das Weite gesucht.
    Würde Sibille Lehmann das Drama nutzen, um sich des Mannes zu entledigen? Georg glaubte nicht daran, sie

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