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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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herzubitten. Es war auch möglich, dass Tille den Zement längst weggeschafft hatte.
    Georg erfasste blitzschnell das Innere des Raums: weitere Gartenstühle und Tische, Sonnenschirme, ein Regal mit Werkzeugen, Kabel, Farbeimer, Plastikplanen, Malerutensilien. Da stand auch ein angebrochener Sack mit Zement vom selben Hersteller wie in Schwemmers Baumarkt. Ein Beweiswar das nicht, höchstens ein Hinweis. Aber es gab die Füllnummer.
    In dem Moment, als Georg den Schuppen verlassen wollte, hörte er harte Schritte, es waren Tilles Cowboystiefel auf den Steinplatten. Obwohl er sich extrem beeilt hatte, passierte ihm jetzt das gleiche Malheur wie gestern. Wütend zwängte er sich wie eine Schlange zwischen die Wand und den Stapel Tische davor. Er hoffte, dass Tille weitere Stühle holte, aber nein, er ging zu den Tischen und zog einen vom Stapel herunter. Wie viele würde er tragen können? Wenn Tille die Tische trägt, kann er nicht abschließen, sagte sich Georg, er würde sich schleunigst verdrücken.
    Die Schritte, die sich dann näherten, waren die einer Frau.
    »Ich will diese Typen hier nicht mehr sehen, verstehst du? Das Pack liegt mir nicht. Wir kriegen immer mehr Ärger. Hast du wieder deine Hände drin?«
    Das musste Tilles Frau sein, Georg erinnerte sich kaum an ihre Stimme.
    »Ich will auch keine Polizei hier sehen. Das vergrault uns genauso die Gäste wie oben bei Dorothea. Das war nicht die Absicht. Deine stümperhaften Versuche führen zu nichts. Du bringst es zu nichts. Sie haben die Nächte durchgearbeitet und alles repariert, da sind schon wieder Gäste. Das Beste war noch, dass Peter ins Wasser gefallen ist.«
    »Ja, das war klasse, das hat dir gefallen, nicht wahr?« Tilles Worte klangen gehässig.
    »Ja, das hat mir gefallen«, bestätigte seine Frau. »Das hat uns viel Mühe erspart.«
    »Und der ist von ganz allein gefallen, wie?«
    »Wie  – von allein? Was willst du damit sagen, von ganz allein?«, fragte seine Frau spitz, und sie wiederholte die Frage, als sie keine Antwort erhielt. »Was heißt das, von ganz allein?«
    »Dass manches angeschoben werden muss. Man muss Gelegenheiten nutzen, sagst du doch immer.«
    »Was hast du? Bist du total durchgeknallt?«
    »Ihn angeschoben, nachgeholfen. Er wäre sowieso gefallen, so voll, wie der war, voll wie Hacke. Hat doch kein Schwein gemerkt. Ich habe ihn einfach nur angehoben, leicht gemacht.«
    »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Doch, es ist wahr.«
    »Du Vollidiot, du verdammter Vollidiot. Glaubst du etwa, dass du schlauer bist als die Kripo? Und dieser Schnüffler, der aus Hannover, der hinter dem Mörder von Menges her ist …«
    »Peters Tod war kein Mord!« Tille schrie beinahe. »Wer soll denn wissen, dass das Schwein nicht schwimmen kann.«
    »Noch lauter, rede noch lauter, schrei am besten, damit alle Welt Bescheid weiß. Willst du uns ruinieren? Hast du auch bei Menges mitgemacht, an dem Steilhang? Warst du da auch dabei? Und was hat das mit der Säge auf sich? Bist du vollkommen bescheuert?«
    »Halt endlich mal die Luft an, du blöde Kuh.« Tille war mit einem Mal ruhig geworden, er klang hasserfüllt und gefährlich. »Für wen habe ich das gemacht, he? Für dich, damit du endlich deine dämliche Klappe hältst! Ewig nervst du mich, jammerst rum, wie beschissen es uns geht, in was für einem Elend wir leben, wie gut es deine Schwester getroffen hat. Bei jedem Hochwasser fängst du von vorne an. Dein Geschwätz ist nicht zum Aushalten, du bist ja krank, krank vor Neid. Ihre Klamotten hast du ihr geneidet, das Auto, das Hotel, das Restaurant, die Weinkarte, die Kücheneinrichtung, den Mann und sogar ihre Söhne, weil du keine Kinder kriegen kannst.«
    »Das hast du dir ja von einer anderen machen lassen«, sagte sie giftig. »Dein Manfred ist genauso ein Nichtsnutz wie du, genauso unfähig, das Abbild seines Vaters.«
    Die Stunde der Abrechnung, dachte Georg in seinem Versteck und fürchtete, dass ihm die Beine einschliefen. Erselbst hatte sich still verteidigt, war schweigend gegangen, weil er seinen Anteil am eigenen Elend erkannte. Oder weil er zu feige war, Miriam die passenden Worte zu sagen? Nein, das war nicht seine Ebene.
    Tille sprach jetzt leiser weiter, ruhiger, gefährlicher. »Seit Jahren klaust du Geld aus unserer Kasse, meinst du, ich habe das nicht gemerkt? Wie bescheuert muss man sein, um sich selbst zu beklauen? Schiebst es den Angestellten in die Schuhe, wirfst sie raus, und ich höre mir an, was für ein Fehler es

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