Tödlicher Vatertag
sagte mit rauher Stimme: »Es war gut so, Mr. Sinclair. Es war verdammt gut…«
Dann begann sie zu weinen…
***
Wir hielten uns in einem Nebenraum des Foyers auf. Wieder saß ich zwischen den drei Frauen und hatte auch Brigitte Buchwald erzählt, was mit ihrem Gatten geschehen war.
Regungslos hatte sie die Nachricht aufgenommen. Sie weinte nicht einmal, nahm es starr hin, und vielleicht war das sogar noch schlimmer.
»Es bleibt demnach nur noch mein Mann Claus«, stellte Evelyn Binussek mit rauher Stimme fest.
»Sicher.« Mehr sagte ich nicht und schaute mich um. Die Gäste wollten nicht auf ihre Zimmer. Sie hatten sich in den unteren Räumen verteilt. Nur mehr flüsternd wurde gesprochen. Herr Contini hatte die Polizei holen wollen, ich war dagegen gewesen. So blieb praktisch alles, was passiert war, unter uns.
Das wirklich tolle Hotel war zu einer gespenstischen Kulisse geworden. Die Menschen wirkten wie Marionetten, die an langen Bändern hingen, aber nicht bewegt wurden, weil der Schrecken sie einfach noch zu sehr festhielt.
Man hatte mir eine Decke gebracht, in die ich eingewickelt war. Dennoch fror ich.
Dem Koch ging es besser. Er war verbunden worden, und dann erschien auch Herr Stahlmenger.
Ich habe selten einen so überraschten Menschen gesehen wie ihn. Der Hotelmanager erklärte ihm flüsternd, was vorgefallen war. Mich aber interessierten andere Probleme.
»Wo kann Ihr Mann stecken?« fragte ich Evelyn Binussek.
Die Geste war schon verzweifelt, mit der sie die Schultern hob. »Ich weiß es doch nicht.«
»Überlegen Sie!«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Die drei Männer haben immer zusammengehalten und wenig erzählt, wenn sie hier Urlaub gemacht haben. Sie kannten sich schon so lange und…«
»Was ist eigentlich mit diesem Ober?« fragte ich.
»Meinen Sie Thomas?«
»Ja.«
»Was soll ich Ihnen da sagen? Vielleicht haben sie gehört, daß er und die drei Freunde oft genug…«
»Dann weiß er mehr über die Männer als Sie, zum Beispiel.«
»Das könnte man so sagen.«
»Ich muß mit ihm reden.«
»Das können Sie.«
»Haben Sie ihn gesehen.«
Evelyn schüttelte den Kopf. »Nein, er ist verschwunden. Das wundert mich eigentlich auch.«
»Moment.« Ich drehte mich um und rief nach Herrn Contini. Er kam sofort. Heinz Stahlmenger befand sich in seinem Schlepptau.
»Um was geht es, Mr. Sinclair?«
»Sie haben einen Ober namens Thomas. Ihn hätte ich gern gesprochen.«
»Natürlich, das ist…« Er begann einen neuen Satz: »Verflixt, wo ist er denn? Jetzt bin ich aber baff. Der hat sich verdrückt.«
»Möglich. Sicherlich hatte er seine Gründe.«
»Wie meinen Sie das?«
Ich winkte ab. »Ach, nur so.« Dann stand ich auf. »Können Sie mir sagen, wo er sein Zimmer hat?«
»Ja, im Anbau.«
»Und wie komme ich dahin?«
Contini war überrascht. »Glauben Sie denn wirklich, daß er Ihnen weiterhelfen kann.«
»Er war zumindest mit den drei Männern befreundet und hat einiges über sie gewußt.«
»Das ist natürlich möglich. Ich will Ihnen auch keine Steine in den Weg legen. Warten Sie, ich werde Sie begleiten…«
»Das kann ich doch machen!« bot sich Herr Stahlmenger an. »Ich kenne mich auch aus.«
Dagegen wollte ich nichts sagen, da ich Heinz Stahlmenger als einen unerschrockenen Burschen kennengelernt hatte.
»Wenn ich das meiner Familie erzähle, glaubt sie mir kein Wort.«
Ich winkte ab. »Lassen Sie mal.«
»Vielleicht haben Sie recht.«
Die Decke hatte ich abgelegt. Natürlich war die Kleidung klamm und feucht, ich spürte den Wind doppelt so stark, und er kam mir verdammt eisig vor.
Dicht an der Hotelmauer gingen wir entlang. Dort befand sich ein schmaler, plattierter Pfad. Zweimal mußte ich den Kopf einziehen, um nicht gegen die eisernen Außenlampen zu stoßen.
»Kannten Sie die drei Männer eigentlich gut?« fragte ich ihn.
»Das kann man nicht sagen. Wir haben uns mal gesehen, aber befreundet waren wir nicht.«
»Und dieser Thomas? Was halten Sie von ihm?«
Die Antwort bekam ich nicht sofort. Heinz Stahlmenger wartete, bis wir das Ende des Hotelgebäudes erreicht hatten. Dort führte ein ziemlich breiter Weg zum Park hin, zum Reitstall und damit auch zum Anbau. Stahlmenger hatte hier auch seinen Privatwagen abgestellt. Es war ebenfalls ein BMW.
»Thomas ist schon in Ordnung«, sagte er. »Wir haben gemeinsam manche Wanderung unternommen. Er ist auch schon einige Male mit mir geflogen. Ich kann über ihn nichts Negatives behaupten. Es sei denn,
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