Tödlicher Vatertag
gut sogar. Wie ich hörte, waren Sie zu deren Lebzeiten mit ihnen befreundet gewesen. Wissen Sie jetzt schon, wen ich meine, oder muß ich Ihnen die Namen sagen?«
»Das brauchen Sie nicht. Wer ist denn noch übrig?«
»Claus Binussek.«
Er deutete auf einen Sessel. »Nehmen Sie Platz, Herr Sinclair. Ich kann mir vorstellen, daß es ein längeres Gespräch zwischen uns beiden gibt.«
»Das liegt an Ihnen.«
»Wieso?«
Ich ließ mich in den Sessel fallen und hockte sehr tief. »Es kommt immer darauf an, was Sie mir zu berichten haben.«
Thomas löste sich von seinem Platz und ließ sich in den zweiten Sessel fallen. »Eigentlich hatte ich heute in die Disco gewollt, aber daraus wird wohl nichts.«
»Das ist nicht gesagt.«
Er winkte ab. »Machen Sie es nicht so spannend! Sagen Sie mir, was Sie wissen wollen!«
»Claus Binussek, Jerome Woeber und Erich Buchwald waren gute Freunde, die ihren eigenen Vatertag feierten und sich von früher her kannten. Sie haben vieles gemeinsam unternommen und sind auch gemeinsam gestorben. Woran, Thomas? Auf diese Frage hat mir bisher niemand eine Antwort gegeben, deshalb will ich den Grund von Ihnen wissen.«
Er schaute an mir vorbei auf den Einbauschrank, der sich in meinem Rücken befand. »Und Sie meinen, daß ich Ihnen helfen könnte?«
»Damit rechne ich.«
»Wer hat Ihnen denn das gesagt?«
»Man berichtete mir, daß Sie oft genug mit den dreien zusammen waren. Sicherlich haben Sie über viele Dinge gesprochen, die auch diesen schrecklichen Fall in einem anderen Licht erscheinen lassen. Sie sind am Oeschinensee gestorben, wie ich hörte. Was ist dort genau passiert, Thomas? Wieso konnten sie nicht in ihren Gräbern bleiben? Dafür muß es einen Grund geben.«
»Den ich auch nicht weiß.«
»Sehen Sie, da bin ich mir eben nicht sicher. Ich habe einfach das Gefühl, daß Sie mehr wissen, als Sie zugeben.«
Er lachte kratzig. »Wer hat Ihnen denn das gesagt?«
»Ich weiß es.«
Seine Mundwinkel verschoben sich. »Bestimmt die Weiber, wie?« Er winkte ab. »Ist auch egal, aber Sie haben recht, Sinclair, ich weiß wirklich mehr, und ich weiß auch, aus welchem Grunde sie gestorben sind oder man sie getötet hat.«
»Dann hat sich mein Besuch schon gelohnt.« Er nickte. »Das hat er sich wirklich, Sinclair. Ja…« Er lächelte wieder. »Die Sache damals war wirklich außergewöhnlich, wenn nicht sogar einmalig. Sie sind freiwillig in den Tod gegangen, nachdem wir uns am See getroffen haben.«
»Sie auch?«
»Klar, denn auf mich hörten sie, Sinclair. Auf mich haben sie immer gehört, die drei Herren.« Er hatte sich vorgebeugt und begann plötzlich scharf und gemein zu grinsen.
Allmählich ließ er seine Maske fallen. Ich tat so, als hätte ich nichts bemerkt und schüttelte nur verwundert den Kopf, um ihn weiter aus der Reserve zu locken.
Aus einem Kasten nahm er eine Zigarette. Gelassen steckte er sie zwischen die Lippen und zündete sie mit einem flachen Feuerzeug an. All seine Bewegungen wirkten so lässig, in der Art des Siegers.
»Wir waren oben am See«, sagte er Rauch ausstoßend. »Und da wollten die drei Männer den Beweis sehen.«
»Welchen?« fragte ich.
»Den für die Existenz des Teufels!«
Eine lässig klingende Antwort. Passend zu seiner Haltung, aber mich bestätigte und elektrisierte sie gleichzeitig. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken und fragte: »Was soll das denn wieder heißen?«
»Tun Sie nicht so, Sinclair! Sie wissen längst Bescheid!«
»Wäre ich dann zu Ihnen gekommen, um Ihnen Fragen zu stellen, Thomas? Bestimmt nicht.«
»Was wollen Sie denn wissen?«
»Wie sie gestorben sind.«
»Sie waren oben am See. In der Einsamkeit. Schon als Studenten liebten sie dies, und sie nannten sich selbst die drei Philosophen. Da sie verschiedenen Nationalitäten angehörten, EG-Denker. Ja, sie saßen zusammen und redeten. Über alles Mögliche. Vor allen Dingen über die Welt und deren Kräfte, die auf sie wirkten.«
»Über Gott?« fragte ich leise.
Der lässige Thomas schüttelte sich grinsend. »Nehmen Sie diesen Ausdruck nicht mehr in den Mund.«
»Sie fürchten sich?«
»Wollen Sie etwas über die Toten wissen?«
»Ja, fahren Sie fort.«
»Die drei waren jung. Das Leben lag vor ihnen, sie wollten es nie mehr hergeben. Und in der Philosophie ist auch die Seite erwähnt, die man mit Magie bezeichnen kann. Irgend jemand kam auf die Idee, es einmal mit Magie zu versuchen. Alle waren einverstanden und schworen darauf, dies zu tun.
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