Toedlicher Wind
Vorhängen und einem „Bitte nicht stören“ Schild an der Tür hatten
sie sich eingeschlossen und lange über das Geschehene geredet. Sie waren zu dem
Ergebnis gekommen, dass sie lieber froh darüber waren, was passiert war. Sie
hatten Kira gerettet, Freiya und Tara erlöst und in Sally eine neue
Mitstreiterin und Freundin gewonnen. Außerdem fühlte sich Emily jetzt, wo auch
Dascha etwas Besonderes war, besser damit eine Wasserfrau zu sein. Als sie den
Montagmorgen ihr Klassenzimmer betraten, saß Sally schon auf ihrem Platz. Wach,
aufrecht und mit ihrem Schulzeug auf dem Tisch. Nur der Kaffeebecher war
geblieben. Sie lächelte den beiden zu. Auf dem Rückweg hatte Karina
beschlossen, dass Sally bei ihr wohnen bleiben kann, bis sie die Schule
abgeschlossen hätte. Schließlich war auch Bildung wichtig. Man konnte ja nie
Wissen, was für gemeine Aufgaben sich Wiedergänger ausdachten, um ihre Zuflucht
zu beschützen oder den Ausgang von einem Kampfplatz zu verschlüsseln. Sally war
froh darüber im Zweifelsfall Mitstreiter zu haben, die ihr helfen könnten, und
hatte deshalb zugestimmt. Sie hatte einiges gelernt in ihrem ersten Kampf. Sie
war ernsthafter und freundlicher geworden. Sie war gut, ja. Aber nicht perfekt.
Als es zur
Pause läutete, ging Sally mit Dascha und Emily zusammen auf den Schulhof. Sie
setzten sich auf eine Bank und hielten nach den anderen Ausschau. Cindy saß im
Schatten eines Baumes und spielte wieder mit einem Pendel herum. Kiras roter
Haarschopf leuchtete vom Sportplatz herüber, dort wärmte sich die
Fußballmannschaft der Mädchen gerade auf. Koko lief schnell dorthin,
ausnahmsweise mal in ihrer normalen Schuluniform. Ein seltener Anblick. Kira
hielt ihr schon ihre Sporttasche entgegen und die beiden umarmten sich. Da kam
Kyle aus dem Schulgebäude und lief eilig auf die drei Mädchen zu. „Also wenn
ihr von der Projektwoche schon vorher wusstet, hättet ihr mir das ruhig sagen
können. Jetzt ist der Kurs schon voll und ich kann euch nicht begleiten!“,
sagte er vorwurfsvoll. „Kurs? Projektwoche? Wovon redest du Schatz?“, fragte
Dascha verwirrt. Kyle schaute verwirrt zurück. „Na, in der Vorhalle hängt doch
über die ganze Wand schon die Ankündigung, dass nächste Woche Projektwoche zu
unterschiedlichen Themen ist. Ihr drei und zwei weitere Schüler haben sich im
Kurs „Geisterschlösser – reale Ursachen“ bei Lilith Virgo eingetragen, der Kurs
ist inklusive einer Reise zu einem Ort, wo es angeblich spukt. Glaube Black
Rose oder so stand da. Ihr müsst doch wissen, wo ihr euch eingetragen habt?“
Die Mädchen schauten sich an, dann gingen sie schweigend in die Vorhalle. Kyle
folgte ihnen. Tatsächlich hing dort über die gesamte Wand ein riesiger Aushang
mit Kursangeboten für die Projektwoche. Kyle drängelte sich zwischen den
Schülern hindurch, die munter dabei waren sich einzutragen und zeigte dann auf
einen Zettel. „Geisterschlösser – reale Ursachen“ stand dort als Überschrift.
„Dascha Maria Kaiser, Emily Neumann, Sally Morgenstern, Viola Morgenstern und
Nane Scire. Kurs voll“, las Dascha erstaunt vor. „Viola Morgenstern?“, fragte
Emily erstaunt und schaute Sally fragend an. Diese verzog das Gesicht und
verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine kleine Schwester. Die kleine,
perfekte Viola. Wer hat das da verbrochen?“, fragte sie wütend und schaute sich
um. „Ich.“ Sie drehten sich um. Der Leiter stand hinter ihnen. Neben ihm Lilith
Virgo und zwei Mädchen in ihrer Schuluniform. Mit einer Handbewegung gab er
ihnen zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Als sie vor seinem Büro
angekommen waren, schaute er Kyle an. „Tut mir Leid Kyle, ich muss dich bitten,
zu gehen. Diese Angelegenheit ist leider eine, aus der du dich heraushalten
solltest. Aber mach dir keine Sorgen. Dascha wird dir schon erklären, worum es
hier geht und ich versichere dir das sie sich nicht in Gefahr befindet“, sagte
er lächelnd. Kyle schaute wütend, ging aber nachdem er Dascha noch mal an sich
gedrückt und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte. Als die anderen im
Büro waren und sich der Leiter gesetzt hatte, polterte Sally los. „Was zur
Hölle soll das, Viola? Warum bist du hier?“, fragte sie das kleinere der beiden
Mädchen wütend. Viola war jünger als ihre Schwester. Sie war wie Sally ein
kleines zartes Mädchen, mit jedoch weitaus mehr weiblichen Kurven. In ihrem
lächelndem Gesicht leuchteten zwei fröhliche dunkelblaue Augen, es war
eingerahmt
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